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Full text: 17, 1894

Dr. C. Stecliert: Das Marine-Chronometer und seine Verwendung- in der nautischen Praxis. 
II 
Zeit des gewählten Meridians zurück, so erhält der Stand das positive Vorzeichen; geht hingegen die Uhr 
in Bezug auf jene Zeit vor, so kennzeichnet man den Stand durch das negative Vorzeichen. Es besitzt also 
der Stand dasjenige Vorzeichen, mit welchem sein absoluter Betrag an die Angabe der Uhr anzubringen 
ist, um mittlere Zeit zu erhalten. Unter dem Stande eines Chronometers schlechthin pflegt man in der 
Nautik die Abweichung seiner Angabe gegen mittlere Greenwich - Zeit zu verstehen. — Man bezeichnet 
ferner als den „täglichen Gang“ einer Uhr diejenige Anzahl Sekunden, um welche die Uhr in einem Tage 
(24 Stunden) gegen mittlere Zeit zurückbleibt oder voreilt. Es ist demnach der tägliche Gang die Aende- 
rung des Standes der Uhr in einem Tage. Man bezeichnet den Gang mit dem positiven Vorzeichen, wenn 
die Uhr zurückbleibt, und mit dem negativen Vorzeichen, wenn sie voreilt. Sind zwei Standbestimmungen 
ausgeführt worden, so erhält man den mittleren täglichen Gang der Uhr, indem man die algebraische 
Differenz beider Stände durch das zwischen beiden Standbestimmungen liegende Zeitintervall dividirt; also 
.... ... , Stand (2) — Stand (1) 
mittl. tagl. Gang = „ ... , — ; —^— —- 
Zeitintervall (m iagesbruch ausgedruckt) 
§ 19. Beziehen sich die Stände 1 und 2 nicht auf die Zeit des gleichen Meridians, sondern zweier 
verschiedener Meridiane, deren geographische Länge in Bezug auf den Meridian von Greenwich bekannt ist, 
so kann man in Anbetracht des Umstandes, dass der Unterschied der an zwei Orten in demselben Augen 
blicke stattfindenden Ortszeiten gleich ihrem Längen-Unterschiede ist, die Reduktion beider Stände auf den 
Meridian von Greenwich ohne Schwierigkeit ausführen. — Einige Beispiele werden die obigen Begriffe und 
Rechnungs-Vorschriften am besten erläutern. 
Beispiel 1. An einem Orte, dessen Länge ). — 39°21'33" östlich ist, wurde durch Messung von Sonnen 
höhen ermittelt, dass die mittlere Ortszeit z — 21 h 25 1 ” 17f3 war, als das Chronometer k — 19 h 12 m 15 s 5 
zeigte. Wie gross ist der Stand des Chronometers, sowohl gegen mittlere Ortszeit als gegen mittlere 
Greenwich-Zeit V 
Es werde mit s der Stand gegen mittlere Ortszeit und mit S der Stand gegen mittlere Greenwich-Zeit 
bezeichnet, dann ist 
s — z—k 
und S = z+k—k = s+A 
Hierbei ist zu bemerken, dass / in Zeitmaass auszudrücken ist, und dass das obere Zeichen benutzt 
werden muss, wenn der Beobachtungsort westlich von Greenwich, das untere Zeichen hingegen, wenn der 
selbe östlich von Greenwich gelegen ist. Demnach ist für den vorliegenden Fall 
k = 2 h 37 m 26?2 
s = +2 h 18 m l s 8 (zu spät) 
S = — 0 h 24 m 24 s 4 (zu früh) 
Beispiel 2. 1894 Okt. 10 um 9 1 '20 m vormittags (mitteleuropäische Zeit) wurde in Hamburg ermittelt, 
dass der Stand eines Chronometers gegen mittlere Ortszeit -f- 5"’ 20?3 (zu spät) betrug. Bei Ankunft in 
Newyork war der Stand desselben Instrumentes gegen mittlere Ortszeit 1894 Nov. 2. um 4 h 25"’ nachmittags 
(mittlere Ortszeit) — 5 h 28 m 58f8 (zu früh). 
Geographische Länge von Hamburg 9° 58'25" östl. v. Greenw. = 0 h 39 m 53?7 
„ „ „ Newyork 73 59 12 westl. „ „ = 4 h 55” 56?8 
Wie gross war der mittlere tägliche Gang des Chronometers? 
Da die mitteleuropäische Zeit gegen mittlere Greenwich-Zeit um l h voraus ist, so ist die erste Be 
obachtung um 8 h 20 m vormittags mittlere Greenwich-Zeit ausgeführt worden, oder — bei astronomischer 
Zählart — 1894 Okt. 9 um 20 h 20™ — 1894 Okt. 9.85 (in Tagesbruch). Der Stand des Chronometers gegen 
mittlere Greenwich-Zeit war zu dieser Zeit 
+ 5 m 20?3 — 39 m 53?7 = —34 m 33?4 (zu früh). 
Die Beobachtung in Newyork fand statt 1894 Nov. 2 um 4 1 ’ 2o m mittlere Newyork-Zeit 
= 1894 Nov. 2 um (4 h 25 m + 4 h 56 ra ) mittl. Greenw. Zeit 
— 1894 Nov. 2 um 9 h 21 m mittl. Greenw. Zeit 
= 1894 Nov. 2.39 mittl. Greenw. Zeit (in Tagesbruch) 
= 1894 Okt. 33.39 mittl. Greenw. Zeit.
	        
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