Dr. C. Stechert: Das Marine-Chronometer und seine Verwendung in der nautischen Praxis.
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I. Die Konstruktions-Prinzipien des Marine-Chronometers.
§ 3. Der Mechanismus des Chronometers ist zusammengesetzt aus vier einzelnen Systemen:
1) der Triebkraft; 2) dem Räderwerk; 3) der Hemmung; 4) dem Regulator. Letzterer ist der eigentliche
Zeiteintheiler; er besteht im wesentlichen aus einem um die Axe cc
(Fig. 1) drehbaren metallenen Ringe bb, der Unruhe oder Balance,*)
und einer cylinderförmig gewundenen Spiralfeder N, deren eines Ende
in der Nähe der Axe cc mit der Unruhe fest verbunden und deren
anderes Ende an einem kleinen festen, an einer Brücke angebrachten
Kloben D befestigt ist. Entfernt man nun die Unruhe etwas aus ihrer
Ruhelage, so wird die Spiralfeder eine Formveränderung erfahren: es
wird bei einer Bewegung in dem einen Sinne der Windungsradius der
Spirale vergrössert, bei einer Bewegung im anderen Sinne derselbe
Radius verkleinert werden. Würde man nach dieser Entfernung aus
der Ruhelage den Regulator sich seihst überlassen, so würde die Un
ruhe in Folge der Federkraft der aus gehärtetem Stahl bestehenden
Spirale nicht nur in der Richtung zur Ruhelage zurück-, sondern auch
über diese Stellung hinweggeführt werden. Man erkennt leicht, dass
in dieser Weise eine oscillirende Bewegung der Unruhe hervorgebracht
werden kann, welche indessen allmählich durch die Zapfenreibung und
den Luftwiderstand gegen die schwingenden Theile eine Verminderung
der Schwingungsweite erfahren und schliesslich in vollkommene Ruhe
übergehen würde, falls nicht die Bewegung durch regelmässigen Antrieb
vermittelst eines zweiten Mechanismus unterhalten würde.
Diese Vorrichtung, welche zum grössten Theile in der Hori
zontalebene der Platte Ee gelegen ist, wird Hemmung oder
Echappement genannt und ist in Fig. 2 zur Darstellung ge
bracht. Die genannte Platte Ee (grosse Rolle) ist bis auf
einen kleinen Ausschnitt kreisförmig, und ist in dieselbe ein
aus Edelstein gefertigter Zahn z x eingefügt, welcher in jenen
Ausschnitt hineinragt. Auf der Axe der Platte Ee, also auf
der Unruh-Axe, ist eine zweite kleine, im wesentlichen eben
falls kreisförmige Platte Ff (kleine Rolle) befestigt, welche mit
dem Auslösungszahn z 2 (ebenfalls ein Edelstein) versehen ist.
Letzterer wirkt bei der Drehung der Axe und der beiden
Platten in der durch den Pfeil bezeichneten Richtung auf
die schwache Goldfeder n, indem dieselbe durch den Zahn
sanft nach rechts gedrückt wird. Der Fuss der Goldfeder
ist mit der stärkeren stählernen Hemmungsfeder m durch
eine Schraube fest verbunden; in der Nähe ihrer Spitze legt
sich die Goldfeder an die Spitze der Hemmungsfeder und
ragt über die letztere um ein Geringes hinaus. Zum besseren
Verständnisse der von der unteren Seite gesehenen Zeich
nung in Fig. 2 möge noch bemerkt werden, dass die Platte Ff,
sowie die beiden Federn m und n als oberhalb der Ebene der
Zeichnung liegend gedacht werden müssen. Die Hemmungs
feder trägt ferner auf ihrer vom Beschauer abgewandten
Seite den Ruhestein, welcher die Form eines Halbcylinders
besitzt und an dessen abgeplattete Seite sich der Zahn s
*) Eine weitere Beschreibung der Unruhe wird im des Hemmungsrades V anlegt. Letzteres, der Ruhestein, so-
Anschlusse an Kapitel II gegeben werden. wie die Platte Ee liegen in der Ebene der Zeichnung.
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