Dr. L. Ambronn: Breitenbestimmungeri zur See.
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Da der Stundenwinkel t nur wenige Minuten (bis etwa 20 m ) betragen soll, so kann auch diese Formel
für die Rechnung noch einfacher gestaltet werden, wenn man setzt:
t
2 sin 1
i t 1 sin 1 1", was aus sinit — it sin 1" sofort folgt.
Wird nun t in Einheiten der Zeitminute eingeführt, so hat man als Winkelgrösse für t zu setzen 15 X 60 7;
(wo also t in Zeitminuten auszudrücken ist).
Somit:
oder
ah = (i»X60) ; tH . nV
sm {cp—o) 2
Ali = mxm' sinl , co^oosi ,,
2 sm (<p—o)
41 = Ä . 0.000004848 . . ,«
2 sm {<p—o)
(12)
A7» = 1.9635 . C ° S * 008 * . t 1 = ffli 2
szw (y—0)
[lg 1.9635 = 0.29303].
In Gleichung (12) ist die Grösse 1.9635
cos cp cos d _
a diejenige, welche die nautischen Tafeln unter
sin {cp—S)
dem Namen der Kulminationssekunden geben, und t 2 ist einfach das Quadrat des in Einheiten der
Minute ausgedrückten Stundenwinkels.
Die Manipulation der Rechnung ist also äusserst einfach, denn zur Ableitung der Breite selbst besteht
dann die Beziehung 7i + A7t = 90°- {cp-S)
cos cp cos d
(13)
also cp = 90°+ d — h — at 2 wenn a
1.9635
sin {cp—<J)
bezeichnet.
Allerdings geht aus Gleichung (13) hervor, dass auch zur Berechnung dieser Gleichung schon ein ge
näherter Werth von cp erforderlich ist, der wird aber zur See stets mit genügender Sicherheit zu beschaffen sein.
§ 9. Hat nun aber während der Beobachtungen das Gestirn seine Deklination geändert, so würde
nicht für alle Messungen dasselbe d verwendet werden können, man sieht aber sofort, dass dem Uebelstande
streng abgeholfen wird, wenn man das für jeden Stundenwinkel streng gültige d interpolirt und anwendet.
Ebenso wird dann eine Aenderung des Schiffsortes sich dadurch aussprechen, dass man aus jeder Beob
achtung die der betreffenden Zeit entsprechende Breite bekommen würde. Offenbar ist es aber für alle hier
in Betracht kommenden Fälle völlig ausreichend, wenn man mit der dem Mittel der Zeiten entsprechenden
Deklination die Reduktionen der einzelnen Beobachtungen ausführt und dann als das Mittel der Resultate
auch die dem Mittel der Zeiten entsprechende Breite erhält. Noch etwas strenger würde die in dieser
Regel vorausgesetzte Proportionalität der Aenderungen von Deklination und Schiffsort berücksichtigt werden,
wenn man die vor und nach der Zeit der grössten Höhe des Gestirnes — in der Praxis wird fast nur die
Sonne in Betracht kommen — gelegenen Messungen zunächst unter sich vereinigte, und sodann aus beiden
Resultaten wiederum die Mittel mit Rücksicht auf ihren zeitlichen Abstand von der grössten Höhe nähme.
§ IO. Bei den bisher besprochenen Methoden ist die Kenntniss der Uhrstände nicht mit der grössten
Schärfe erforderlich, weil ein geringer Fehler in diesem Element bei der langsamen Höhenänderung der
Gestirne in der Nähe des Meridianes nur wenig Einfluss auf das Resultat ausüben kann, zumal wenn die
Circum-Meridianhöhen möglichst gleichmässig auf östliche und westliche Stundenwinkel vertheilt sind.
Es lässt sich nun sogar auch ganz ohne Kenntniss des Uhrstandes (abgesehen von der Mittagshöhe) die
Breite aus Beobachtungen ausserhalb des Meridianes finden, wenn nur die Zwischenzeit zwischen zwei Beob
achtungen bekannt oder die beiden Intervalle zwischen drei Beobachtungen wenigstens gleich gemacht werden
können.*) Es sollen diese beiden Fälle noch kurz behandelt und auch im zweiten Abschnitt durch Beispiele
erläutert werden, da sie unter Umständen auch noch Anwendung auf See finden können.
*) Es giebt noch eine grössere Anzahl von Methoden, welche aber für den Seemann keinerlei praktisches Interesse
haben und deshalb hier unerörtert bleiben können.