C. Kassner: Ueber kreisälmliche Cyklonen.
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des Sturmes hinzudeuten.*) Zudem ist zu bedenken, dass für eine darauf zielende Untersuchung Zonen von
444km offenbar viel zu umfangreich sind, da das oft windstille Zentrum der Cyklone einen unverhältniss-
mässig kleineren Radius hat und jenes Aufklaren auch nur ein zeitweises Zerreissen der Wolken ist, während
dem der blaue Himmel durchscheint. Endlich darf nicht vergessen werden, dass das Auge des Sturmes in
voller Entwicklung bei den aussertropischen Cyklonen selten ist, zumal es schon in den Tropen, wo Wirbel
winde oft auftreten, nicht häufig beobachtet wird.
Hierauf wie auf noch manche andere Punkte werde ich später und anderer Stelle zurückkommen.
III. Zusammenstellung der Resultate.
Bei der grossen Summe von Resultaten, die im Vorstehenden theils erstmalig abgeleitet worden sind,
theils zwar schon bekannt waren, aber hier aus bisher noch unbenutztem Material bestätigt wurden, schien
es angezeigt, dieselben übersichtlich zusammenzustellen. Dabei weise ich noch einmal darauf hin, dass die
Ergebnisse sich nur auf das Gebiet zwischen Ural und Mississippi einerseits und zwischen Island und Azoren
andererseits, sowie auf die Jahre 1880—86 beziehen, wobei aber das Polarjahr 1882—83 wegfällt. Ferner
sind stets nur kreisähnliche Cyklonen untersucht worden. Endlich ist zu bemerken, dass in Klammern die
jenigen Seiten genannt werden, auf denen im Vorstehenden die Ableitung des betreffenden Satzes zu finden ist.
1) Kreisähnliche Cyklonen lagern besonders häufig westlich von Grossbritannien, sowie östlich von
Neufundland (S. 4).
2) Am häufigsten lagern die Cyklonen im Winter über dem Lande, im Frühjahr über der Küste und
dem Meere (S. 4).
3) Cyklonen über den Küsten sind im allgemeinen tiefer als über dem Lande oder Meere (S. 6).
4) Tiefere Cyklonen sind in der kalten Jahreszeit häufiger als in der warmen (S. 5).
5) Meer-Cyklonen haben meist grössere Gradienten als solche über dem Lande (S. 7).
6) Der Gradient nimmt, abgesehen von der unmittelbaren Umgebung des Zentrums, von innen nach
aussen hin ab; das absolute Maximum liegt etwa bei 200—300 km Abstand vom Zentrum (S. 9).
7) Die grössten mittleren Gradienten treten bei nördlichen Winden auf (S. 10).
8) Windstärke und Gradient nehmen gleichzeitig und zwar vom Lande nach der See hin zu, aber die
Windstärke in erheblicherem Maasse als der Gradient (S. 11).
9) Die grössten Windstärken treten bei den Land-Cyklonen an der Rückseite, bei den Küsten-Cyklonen
an der Vorderseite und bei den Meer-Cyklonen in der gefährlichen Hälfte auf (S. 17).
10) Mit abnehmendem Gradienten wächst der Ablenkungswinkel (S. 12).
11) Der mittlere Ablenkungswinkel ist am grössten bei den Meer-Cyklonen (S. 14).
12) Ablenkungswinkel von 90° und darüber sind nicht selten; bei Meer-Cyklonen betragen sie nahezu
die Hälfte aller Beobachtungen (S. 14).
13) Der mittlere Ablenkungswinkel schwankt zwischen 57° und 80°, der Scheitelwerth desselben zwischen
60° und 90° (S. 14).
14) Der von CI. Ley aufgestellte Satz, dass die Ablenkungswinkel an der Vorderseite der Cyklonen
kleiner seien als an der Rückseite, ist für kreisähnliche Cyklonen nicht streng gültig (S. 14).
15) Die grössten Ablenkungswinkel treten in etwa 800—900 km Abstand vom Zentrum auf (S. 15).
16) Die Bewölkung ist am grössten an der Vorderseite, am kleinsten an der Rückseite (S. 18).
17) Das „Auge des Sturms“ ist für kreisähnliche Cyklonen in den hier in Betracht gezogenen
geographischen Breiten und in dem hier benutzten allgemeinen Sinn eine Ausnahme (S. 20).
Ich möchte diese Arbeit nicht schliessen, ohne die vielseitige Anregung zu erwähnen, welche ich hierbei
von Herrn Geheimen Regierungsrath Prof. Dr. von Bezold erhielt; es sei mir daher gestattet, ihm auch an
dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen.
’) Vergl. noch von Bezold, Zur Theorie der Cyklonen, pag. IG [1310].