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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S93 No. 7 —
westen durch südöstliche Winde ersetzt ist. Die Windscheide zwischen Nordost-Monsun und südwestlichen
Winden liegt unter den mittleren Meridianen der Bai in etwa 16 3 N. Br., wo veränderliche Winde und Stillen
häufig sind. Im westlichen und östlichen Theil der Bai findet sich kein schroffer Uebergang der Windrichtung,
wenn man von Norden nach Süden fortschreitet: die Nordgrenze des NE-Monsuns ist nicht genau anzugeben,
jedoch lässt sich wohl erkennen, dass sich hier das Gebiet des NE-Monsuns nicht so weit nördlich erstreckt
als in der Mitte der Bai. Die Kammlinie des über der Bai lagernden Luftdruckrückens verläuft demnach
etwa von der Coromandelkiiste sanft ansteigend nach dem 16. Grad N. Br. in der Mitte der Bai und zieht
von da, wieder abfallend, nach der Küste von Tenasserim. Nach den Luftdruck-Beobachtungen liegt das
Luftdruck-Maximum im März zwischen 14° und 16° N. Br. in 90°—96° 0. L. Wind- und Luftdruck-Beob
achtungen zeigen also gute Uebereinstimmung.
Im April sind die Windverhältnisse wesentlich andere. Der NE-Monsun ist auch von den südlichen
Theilen der Halbinseln aus auf das Meer zurückgedrängt und zu einer sehr wenig beständigen Luftströmung
geworden. Er hat seine dominirende Stellung verloren und bildet an der Südseite des zusammengeschrumpften
Luftdruckrückens nur einen kleinen Theil der anticyklo n alen Luftbewegung, welche um den mitt
leren Theil der Bai statt find et. Die Lage des Luftdruck-Maximums hatten wir vorher nach den Luft
druck-Beobachtungen bestimmt: der höchste Luftdruck fand sich zwischen 12° und 14° N. Br. Die Wind
beobachtungen bestätigen, dass in dieser Breiteozone und in ihrer Umgebung kein Gradient von bestimmter
Richtung vorherrscht. Dies Gebiet, dessen Windhäufigkeit die letzte Reihe der obigen Tabelle darstellt, ist
durch veränderliche Winde und Stillen vor allen küstennäheren Gebieten ausgezeichnet. Von dort strahlen
die Gradienten nach allen Seiten radial aus; am beständigsten gerichtet sind sie nach Nordwesten gegen
die Küsten von Orissa und Bengalen, wo südwestliche Wunde fast alle Prozente auf sich vereinigen. Diese
wie andere Erscheinungen (z. B. das Auftreten südlicher Winde vor der Küste von Madras, der sogenannten
longshore winds, wo vorher auflandige Winde wehten, die allmähliche Drehung des Windes von NW nach
SW vor der Küste von Arakan) sind ein Zeichen des wachsenden Einflusses, welchen die über dem nord
östlichen Indien und in der Gangesebene sich entwickelnde und vertiefende Depression auf die Windverhält
nisse der Bai ausübt. Diese Ueberwucherung der auflandigen Gradienten, deren Richtung mit dem Azimut
der Küstenlinie wechselt, durch solche, welche nach dem Haupt-Auflockerungsgebiet gerichtet sind, ist ebenso,
wie das erste Auftreten auflandiger Gradienten und beständiger Seewinde, ein Vorgang, der nicht nur mit
der Zeit schärfer ausgeprägt wird, sondern auch nord-südlich fortschreitet. Am spätesten tritt die Drehung
des Windes nach SW an den südlichsten Punkten der Küsten beider Halbinseln ein. Im April finden wir
noch nordöstlich von Ceylon südöstliche, vor der Küste von Tenasserim nordwestliche Winde.
Durch die Vertiefung des Luftdrucks über Nordwest-Bengalen, welcher nur eine minderwerthige Ver
flachung des Luftdruck-Maximums über der Bai gegenübersteht, wird die Stärke der ihm von der See zu
strömenden Winde erhöht. Nach einer Angabe in den „Weather Charts“ ist im März, wenn die auflandigen
Gradienten noch sehr schwach sind, die mittlere Wind stärke über der ganzen Bai kleiner als in irgend
einem anderen Monate des Jahres. Nach den englischen Beobachtungen, auf welchen diese Angabe be
ruht, wird die Zunahme der mittleren Windstärke von März bis April durch eine Verstärkung der Winde vor
der ostindischen Küste bedingt, während im mittleren und östlichen Theil der Bai keine nennenswerthe Aen-
derung der Windstärke stattfindet. Das letztere wird aber nicht durch die zahlreicheren deutschen Beob
achtungen bestätigt. Vielmehr sieht man entsprechend der schon konstatirten Abnahme der nord-südlichen
Gradienten an der Südseite des Luftdruck-Maximums im mittleren und östlichen Theil der Bai die Wind
stärke im April ihr Jahres-Minimum erreichen; sie ist hier von Januar ab stetig gesunken und im April
noch um einen halben Skalenwerth niedriger als im März. Es ist wahrscheinlich, dass durch die Abnahme
der Windstärke in diesen Theilen der Bai die Zunahme derselben im Norden und Westen kompensirt wird
und die mittlere Windstärke über der ganzen Bai im April mindestens ebenso niedrig ist als im März. Aber
die Entscheidung dieser letzteren Frage hat nur ein untergeordnetes Interesse. Es war nur auf den Unter
schied der Resultate hinzuweisen, und diesem Zwecke dient auch die folgende Tabelle, welche einen Ver
gleich der aus deutschen und englischen Beobachtungen berechneten mittleren Windstärken gestattet. Im
Text, welcher die „Weather Charts“ begleitet, sind die mittleren Windstärken jedes 4°-Feldes der Bai für jeden
Monat angegeben; um einen Vergleich mit den in Tabelle 30 des Anhangs stehenden auf 2°-Breitenzonen be
zogenen Wertlien zu ermöglichen, wurden, wie aus der folgenden Tabelle ohne Weiteres ersichtlich ist, durch
Zusammenfassung die Flächen einander angepasst, die entsprechenden Werthe durch Mittelbildung vereinigt.