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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1893 No. 7 —
der bestehenden Gegensätze herbeiführt, nimmt die mittlere Windstärke in der Nähe der äquatorialen NE-
Monsungrenze von Nord nach Süd um einen Skalenwerth (und in jedem einzelnen Falle vermutlilich noch
viel stärker) ab. Der NE-Monsun läuft in ein Gebiet relativ schwacher Luftbewegungen aus.
Mittlere Windstärke (nach Beaufort).
Breitenzone
Dezember
Januar
Februar
März , 2
S°— 6° N. Br. ..
3.5
3.6
3.2
3.0
6°—4° N. Br. . .
2.4
2.9
2.S
2.3
4°—2° N. Br.. .
2.5
1.9
1.9
2.1
2°—0“ N. Br. ..
2.7
1.9
2.1
2.3
Noch schroffer tritt der Gegensatz beider Windgebiete hervor, wenn man die mittleren Stärken der
vorherrschenden Winde zu beiden Seiten der Grenze vergleicht. In der folgenden Tabelle stehen die aus
Tabelle 14f. des Anhangs berechneten mittleren Stärken der NE- in 10°—4° N. Br., der N-in 4°—2° N. Br.,
der NW- in 2°—0° N. Br. und der W- Winde in 0°—2° S. Br.; im Januar und Februar sind die genannten
Winde in den betreffenden Breitenzonen vorherrschend oder doch häufiger als andere (vgl. die Tabelle
auf Seite 13).
Mittlere Windstärke (nach Beaufort).
S°—10° N. Br.
6°—S° N. Br.
4°—6° N. Br. 2°-4° N. Br.
2°—0° N. Br.
0“—2° S.Br.
NE
NE
NE N
NW
W
Januar . .
4.0
3.7
3.4 2.3
2,2
2.6
Februar
3.5
3.4
3.4 2.0
2.0
3.2
Mit der Annäherung au den Aequator erfolgt also dort, wo der NE-Monsun sein Ende findet, nicht
nur eine plötzliche Abnahme der mittleren Windstärke überhaupt, sondern auch der Stärke der vorherrschen
den Winde. Da ausserdem an derselben Grenze die Beständigkeit der Windrichtung kleiner wird und Stillen
auftreten, so darf man daraus schliessen, dass die Südgrenze des NE-Monsuns ein steileres, beständig ge
richtetes Luftdruckgefäll von einem flacheren, viel weniger beständig gerichtetem Gefälle scheidet. Dazu
kommt, dass die mittlere Richtung beider Gefälle nördlich und südlich eines neutralen Zwischengebiets, in
welchem von keiner mittleren Richtung die Rede sein kann, verschieden sind. Denn dem NE-Monsun ent
spricht ein nahezu nord-südlicher, den vorwiegend nordwestlichen und westlichen Winden in der äquatorialen
Zone aber ein nach Südost und Ost gerichteter Gradient.
Diese Betrachtungen über das Verhältniss des NE- zum NW-Monsun, welche sich auf die Tabellen
des Anhangs stützen, in Verbindung mit dem, was vorher über die Art des Uebergangs von einem zum
andern Monsun ermittelt.wurde, haben zu dem Ergebniss geführt, dass kein stetiges ununterbrochenes
Luftdruckgefäll von dem nördlichen Luftdruck-Maximum bis zur Südgrenze des NW-Mon-
suns führt, dass vielmehr an der Südgrenze des NE-Monsuns die Gefälls-Grösse und-Richtung, wie auch
die Beständigkeit der Richtung sich in schrofler Weise ändert. Es ist daher gerechtfertigt, die Südgrenze
des NE-Monsuns, an welcher ein steiles, beständig gerichtetes, nord-südliches Gefälle sein Ende erreicht,
als Nordgrenze der äquatorialen Luftdruckfurche anzusehen, den wenig beständigen NW-Monsun
aber durch eine wenig ausgeprägte sekundäre Luftdruckrinne an der Südseite jener
breiten, vorwiegend west-östlich geneigten Luftdruckfurche sich entstanden zu denken.
Ueber diese südliche Luftdruckrinne, welche sich an der Südseite der äquatorialen Luftdruckfurche im
Südsommer zu entwickeln pflegt und den westlichen Winden der äquatorialen Zone eine nord-südliche Kom
ponente giebt, sind noch einige Bemerkungen zu machen. Es handelt sich hier um die Beziehungen des
SE-Passats zum NW-Monsun, wie vorher um die des NW-Monsuns zum NE-Monsun.
Eine erschöpfende Behandlung derartiger Beziehungen würde nur an der Hand synoptischer Karten
möglich sein. Da zu ihrem Entwürfe aber eine andere wie die von uns befolgte Bearbeitungs-Methode der
in den Schiffsjournalen niedergelegten Beobachtungen erforderlich ist, so wurde von einer synoptischen
Untersuchung abgesehen, so wertlivoll auch für das Verständniss des mittleren Verlaufs atmosphärischer
Erscheinungen eine Kenntniss der ihm zu Grunde liegenden, ihn konstituirenden einzelnen Witterungsakte ist.