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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S93 No. 7 —
Gebiet niedrigen Luftdrucks, veränderlicher Winde und starken Niederschlags finden. Diese nordöstlichen
Winde des November tragen als Bestandtheile einer anticyklonalen Luftbeweguug, im Gegensatz zu den
cyklonalen, feuchten und wenig beständigen NE-Winden, welche im Oktober an der nördlichen Ostküste
Vorderindiens wehen, wenigstens im nördlichen Theil der Bai den Charakter des trockenen, beständigen,
winterlichen NE-Monsuns, während sie allerdings sich weiter südwärts mit Feuchtigkeit beladen und bei der
Annäherung an die Luftdruckfurche, besonders an den Ostküsten Südindiens und Ceylons zu aufsteigender
Luftbewegung und zur Kondensation ihres Wasserdampfes gezwungen werden. Wenn man der Zeit des
Sommer- bezw. Wintermonsuns an einem bestimmten Orte diejenigen Monate zurechnet, in welchen die
charakteristischen Eigenthümlichkeiten des betreffenden Monsuns (vor allem Windrichtung und Niederschlags
verhältnisse) ausgeprägt sind, die dazwischen liegenden Monate aber als UeberghngszeP oder Zeit des
Monsunwechsels bezeichnet, so kann im nördlichen Theil der Bai von Bengalen erst der November als
W-intermonsunmonat gelten, während der Oktober der Uebergangszeit zuzuweisen ist. 1 ) Weiter südlich,[etwa
unter 10° N. Br., gehört der Oktober noch der Sommermonsuuzeit an, und erst im Dezember weht hier ein
relativ trockener NE-Wind, wenn sich das Gebiet aufsteigender Luftbewegung noch weiter nach Süden
zurückgezogen hat.
Das Ende des Sommermonsuns, die Dauer und Art des Monsunwechsels und der Anfang des Winter
monsuns sind naturgemäss mit der nord-südlichen Bewegung der von uns besprochenen herbstlichen Depression
aufs engste verknüpft. So lange ein Ort auf ihrer Südseite liegt, bleibt der Witterungscharakter des Sommer
monsuns erhalten, geht die Depression über ihn hinweg, so bleibt ein Theil des sommerlichen Witterungs
charakters unverändert: die Niederschläge nehmen eher zu als ah, aber die Winde werden veränderlich.
Wenn der Ort östlich von der Depression liegt, gehen die Winde durch den südöstlichen Quadranten zum
NE-Monsun über (Westküste Hinterindiens und östlicher Theil der Bai), wenn der Ort westlich von der
Bahn der Depression bleibt, gehen die Winde durch W und NW in den Wintermonsun über (West
küste Vorderindiens). Infolge dessen wird jenem Orte von südlichen äquatorialen Breiten länger Nieder
schlag zuteil, als diesem: an der Westküste Vorderindiens ist der Monsunwechsel eher beendigt als an der
Westküste Hinterindiens. Hat sich die Depression südwärts entfernt, so nehmen die Niederschläge ab und
der Wintermonsun beginnt. So verspäten sich über Indien und der Bai im Herbst jene Zeitpunkte, welche
die Jahreszeiten gegen einander abgrenzen, von Norden nach Süden fortschreitend. Immer südlichere Orte
werden der Regenzone entrückt und vom trockenen Wintermonsun okkupirt.
Der Rückzug der Regenzone im Herbst möge durch die Lagenveränderung zweier Linien gleicher
Regenhäufigkeit (10 und 50 °/ 0 ) veranschaulicht werden Der folgenden kurzen Uebersicht, in welcher die
Lagen der Linien in den Monaten September bis Dezember durch Angabe einiger weniger Punkte bezeichnet
sind, liegt die von Blanford (Climates of India, S. 74 und 75) gegebene Tabelle der Zahl der Regentage
an indischen Stationen zu Grunde. Das Gebiet geringerer Regenhäufigkeit liegt stets nach der kontinen
talen Seite hin.
10 prozentige Regenhäufigkeitslinie.
September: längs des Indus.
Oktober: Golf von Cambay — Allahabad — Gorakpore (27°N., 83°E.).
November: Karwar (15° N., 74° E.) — Chittagong (22° N., 92° E.).
Dezember: Calicut (11° N.) — Nelluru (14° N., 80° E.) — Andamanen (18° N.).
50 prozentige Regenhäufigkeitslinie.
September: Golf von Cambay, längs des Kamms der Westghats — Colombo — Mahanadidelta —
Calcutta — Dacca (24° N., 90° E.).
Oktober: Calicut (11° N.) — Nordceylon — Cap Negrais (16° N.).
November: Cap Comorin (8°N.) — Port Blair (Andamanen) (12° N.).
Dezember: Süd- und Ostceylon — Nancowry (8° N.).
Auf die Regenhäufigkeit hoher Bergstationen ist keine Rücksicht genommen, sie bilden Niederschlags
enklaven in regenärmeren Gebieten. Die Regenhäufigkeit der Bai ist vermuthlich höher als die der benach
barten Küstenstationen in gleicher Breite, die erwähnten Linien wölben sich daher wahrscheinlich über dem
Meere nordwärts.
') Blanford, Rainfall of India. S. 82.