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Full text: 16, 1893

No. 5. 
Die Häufigkeit der verschiedenen Bewölkungsgrade 
als klimatologisch.es Element. 
Von Dr. W. Koppen und Dr. Hugo Meyer. 
a, Methodologisches. Wahl der Schwellen. 
Die Darstellung der Bewölkungsverkältnisse stösst, wie die der Windverhältnisse, auf besondere 
Schwierigkeiten, weil uns Mittel fehlen, dieselben in Kürze zu cliarakterisiren. Hier wie dort erscheint die 
Bildung von Mittelwerthen gleich wenig geeignet. 
Die Bewölkung eines Ortes schwankt zwischen völliger Bedeckung und völliger Heiterkeit, und die 
jeweilige Himmelsbedeckung wird nach Zehnteln des ganzen sichtbaren Himmels geschätzt. Nun giebt es 
weite Gebiete auf der Erde, in denen die Bewölkungsgrade 0 und 10 viel häufiger beobachtet werden als 
die zwischenliegenden Stufen, und in denen die periodischen wie unperiodischen Aenderungen der Himmels 
bedeckung durch gleichzeitige Aenderungen in der Häufigkeit jener extremen Grade zu Stande kommen. 
Es ist daher klar, dass für diese Gebiete die arithmetischen Mittelwerthe durchweg auf solche Grade fallen, 
welche nur relativ selten beobachtet werden, und dass die „mittlere Bewölkung“ für solche Gebiete einen 
wesentlich anderen Sinn hat wie für jene, in denen die mittleren Bewölkungsgrade vorherrschen. 
Durch derartige sich an das arithmetische Mittel knüpfende Bedenken sind beide Verfasser zu ver 
schiedenen Zeiten, unabhängig von einander zu der Ueberzeugung gekommen, dass die Bewölkungsverhält- 
nisse viel eingehender, als bislang üblich, behandelt werden müssen, wenn sie für die Klimalehre wahrhaft 
fruchtbar werden sollen. Da ferner über den eingeschlagenen Weg Meinungsverschiedenheiten nicht be 
standen, so haben wir uns zu der vorliegenden Arbeit vereinigt, welche, weit entfernt abschliessende Resul 
tate zu liefern, nur als eine Rekognoszirung auf dem noch recht unbekannten Gebiete angesehen werden will. 
Es lag uns weniger daran, quantitativ streng vergleichbare Resultate zu liefern, als vielmehr daran, 
die Verhältnisse qualitativ für verschiedene Gegenden wenigstens in ihren Hauptzügen zu übersehen. Hierzu 
reichen schon die Beobachtungen weniger Jahre aus, ja der erste Versuch einer solchen Zusammenstellung, 
welcher von einem von uns schon vor 20 Jahren gemacht wurde (Annalen des St. Petersburger Central- 
Observatoriums, 1871, Anh. S. 67), liess bereits an einjährigen Resultaten einer einzelnen Station (Simferopol) 
gewisse Hauptzüge des europäischen Klimas deutlich hervortreten: das Vorherrschen mittlerer Bewölkungen 
(gebrochenen Himmels) in der wärmeren, extremer in der kälteren Jahres- und Tageszeit. 
Wir brauchten daher auf die Gleichzeitigkeit der Beobachtungen kein besonderes Gewicht zu legen, 
und nicht zu fürchten, dass die wesentlichen Verschiedenheiten zwischen den verschiedenen Stationen etwa 
durch die Buntscheckigkeit unseres Materials mit Bezug auf Zeit und Dauer der Beobachtungen bedingt 
sein könnte. Erst wenn diese Orientirung bedeutend weiter fortgeschritten sein wird, kann es Zweck haben, 
die Verwendbarkeit des Materials für feinere Untersuchungen durch möglichste Gleichartigkeit und Gleich 
zeitigkeit zu erhöhen. 
Mit einer einzigen Ausnahme bestand das von uns benutzte Material in Schätzungen nach der zehn 
theiligen — d. h. streng genommen elftheiligen — Bewölkungsskala, in der 0 — wolkenlos und 10 = ganz. 
Archiv 1893. 5. 
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