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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S92 No. 1 —
dass das neue Gebäude nun in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes der Seewarte sich befand, war in
mancher Hinsicht die amtliche Beziehung zu der Direktion zwar vereinfacht, aber andererseits durch die
räumliche Trennung der Abtheilung von der unmittelbaren Nähe der Sternwarte, an welcher ja nach wie
vor die astronomischen Bestimmungen auszuführen sind, der wissenschaftliche Verkehr auch wieder etwas
erschwert worden. Es soll an der geeigneten Stelle noch des Näheren darauf zurükgekommen werden.
Es wurde in dem letzten Jahres-Berichte, Seite 2, auf die starke Inanspruchnahme der Seewarte und
deren Agenturen durch die Prüfung von Schiffs-Positions-Laternen hingewiesen. Diese Inanspruchnahme
hatte — soferne dabei das Hauptgebäude der Seewarte und die Bäumlichkeiten für die Haupt-Agentur
in Hamburg in Frage kamen — erhebliche Unzuträglichkeiten im Gefolge. Da nämlich die Prüfung wegen
der mit ihr verknüpften Feuers-Gefahr nicht im Silo-Speicher, wo die Haupt-Agentur sich befand, ausgeführt
werden konnte, so fand dieselbe nahezu ein volles Jahr in den unteren Bäumen des Dienstgebäudes auf
dem Stintfange statt. Nur damit diese wichtige Untersuchung keine Unterbrechung erleiden sollte, konnte
sich die Direktion dazu entschliessen, diese Prüfung in der angedeuteten Weise zu gestalten; denn das mit
dem Brennen der Lampen verknüpfte Blaken, sowie die mit dem Füllen der Lampen mit Petroleum ver
knüpfte Unreinlichkeit, sowie endlich auch die immerhin nicht unbedenkliche Feuersgefahr veranlassten die
Direktion mit allem Nachdruck dahin zu wirken, dass der Haupt-Agentur ein passendes Lokal im Freihafen-
Gebiete seitens der Hamburger Staatsbehörde eingeräumt werden konnte, wobei als wesentliche Bedingung
für die Brauchbarkeit dieses Lokals die Möglichkeit, ungehindert und ohne Feuersgefahr die Positions-
laternen-Prüfung vorzunehmen, hingestellt wurde. Durch das Entgegenkommen der Hamburger Staatsbehörde
wurde es ermöglicht, dass um die Mitte des Berichts-Jahres die Häuptagentur der Seewarte in dem Ver
waltungs-Gebäude des sog. Sammelschuppens untergebracht werden konnte. Die in demselben zur Ver
fügung stehenden Bäumlichkeiten genügen nun den an dieselben zu stellenden Anforderungen nach jeder
Bichtung.
Einem anderen, längst schwer empfundenen Bedürfnisse wurde seitens der Hamburger Behörden im
Laufe des Berichts-Jahres Bechnung getragen. Der Zugang von den Landungsbrücken in St. Pauli zu dem
Haupt-Dienstgebäude war auf dem direkten Wege ein höchst beschwerlicher, ja ungenügend zu allen Zeiten
benutzbarer. Eine alte hölzerne Treppe, die sehr steil anstieg, wurde durch eine breite, schöne, steinerne,
sog. Kolumbus-Treppe ersetzt, wodurch es nun ermöglicht wird, in bequemer Weise von den genannten
Lokalitäten in St. Pauli zur Krone des Stintfauges zu gelangen, was insofern eine besondere Bedeutung
gewinnt, als nunmehr der Zugang zu dem Chronometer-Institut zu allen Zeiten ein bequemer und für die
eventuell zu transportirenden Instrumente ein sicherer ist.
Wenn nun auch durch alle diese so eben genannten Neueinrichtungen oder Veränderungen Vieles
geschah, was zur Erleichterung des Dienstes und des Verkehrs beitragen konnte, so machte sich doch im
Laufe der Zeit der Mangel einer raschen Verbindung der Hauptagentur und der oberen Häfen mit dem
Hauptgebäude und dem Chronometer-Institute einerseits und dem Personale nach den Schiffen im Ham
burger Hafen andererseits sehr fühlbar. Naturgemäss hat der Besuch der Schiffsführer in der Zentral
stelle seit der Veränderung in dem Hafen sehr abgenommen, wodurch es um so unabweisbarer wird, dass
der Besuch der Schiffe seitens der Bediensteten der Seewarte ohne allzu grossen Zeitverlust und Bisiko
für Personen und Instrumente erleichtert wird. Die Direktion findet es aus diesem Grunde für zweckmässig,
darauf hinzuwirken, dass ihr eine kleine Dienstharkasse zur Verfügung gestellt werden kann. Durch die
Bealisirung der diesbezüglichen Bestrebungen würde der Verkehr innerhalb des Thätigkeitskreises der See
warte wieder intensiver und lebhafter gestaltet werden können.
Von Einrichtungen ausserhalb Hamburgs, welche im Laufe des Berichts-Jahres im Interesse der Schiff
fahrt und des nautischen Publikums getroffen wurden, sei nur erwähnt, dass eine Signalstelle der I. Ord
nung auf Helgoland und ein Semaphor zum Signalisiren von Witterungs-Zuständen an der deutschen Küste,
ähnlich dem seit Jahren in Thätigkeit befindlichen in Cuxhaven, bei dem Hohenweg Leuchtthurm an
der Weser-Mündung errichtet, hezw. die Errichtung eingeleitet wurde.