Dr. Paul Schlee: Niederschlag, Gewitter und Bewölkung etc.
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allgemein von den Seefahrern behauptet wird. Es ergiebt sich also, dass die an den Ostküsten der
Kontinente polwärts fliessenden warmen Strömungen, sobald sie mit der gemässigten Zone höhere Breiten
erreicht haben, von häufigen elektrischen Erscheinungen begleitet sind.
Was die jährliche Periode betrifft, so zeigt sich südlich des sich im Laufe des Jahres verschiebenden
Calmengürtels, in dem Gewitter zu allen Jahreszeiten stattfinden, 1 ) im westlichen Theile des gewitterarmen
Passatgebietes der Herbst am gewitterreichsten. Sehr bemerkenswerth ist es, dass die Gewitterperiode im
tropischen Winterregengebiet von Pernambuco sich als ganz unabhängig von der ausgeprägten Regenperiode
erweist. Weiter südlich gelangen wir dann in das Gebiet der Brasilströmung mit grosser Gewitterwahr
scheinlichkeit zu allen Jahreszeiten, wo das Maximum in der Nähe des Landes in den Frühherbst und ca.
21° s. B., auf hohem Meere in den Spätherbst und ca. 35° s. B. fällt. Dass auch im Winterregengebiet von
Uruguay die Gewitter zu allen Jahreszeiten häufig stattfinden, zeigt die mittlere Anzahl der monatlichen
Gewittertage zu San Jorge in Central-Uruguay für die Jahre 1881—1884: 2 )
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
3.4 1.6 4.0 3.2 3.2 4.2 3.2 5.6 4.8 4.5 4.2 4.2
Südlich vom 45. Parallelkreise ist dann auf dem Atlantischen Ozean keine bestimmte Periode zu
erkennen, dieselbe ist daher jedenfalls gei’ing. Auch für den jährlichen Gang der Gewitterhäufigkeit lassen
sich Gesichtspunkte gewinnen, die die Uebereinstimmung des Nord- und Südatlantischen und des Indischen
Ozeans betreffen. In den höheren Breiten der Ozeane, d. h. etwa polwärts vom 40. Parallelkreis, wird die
Periode gering, der Winter ist jedoch im allgemeinen am gewitterreichsten. Näher dem Aequator scheint
eine Zweitheilung stattzufinden. In Uebereinstimmung mit der subtropischen Niederschlagsvertheilung hat
die östliche Hälfte ein ausgeprägtes Gewittermaximum im Winter. Dieses findet sich im Südatlantischen
Ozean nordwestlich vom Cap der Guten Hoffnung, 3 ) im Nordatlantischen überall östlich der Azoren. 4 ) Für
den Südindischen Ozean konstatirt von Dan ekel man im allgemeinen grösste Gewitterhäufigkeit im Winter,
von den westlichsten Theilen wissen wir aber durch die englische Untersuchung, 5 ) dass dort, östlich des
Kaplandes, Herbstgewitter vorherrschen. Dies stimmt mit den Verhältnissen des Nord- und des Süd
atlantischen Ozeans überein. Auch hier besitzt der Westen dieser subtropischen Meereszone ein Maximum
der Gewitter im Herbst. Die Herbstgewitter des Südwestatlantischen Ozeans stellt unsere Arbeit fest. Im
Nordatlantischen Ozean liegt zwischen dem 20. und dem 35. Parallelkreis die Grenze zwischen den östlichen
Winter- und den westlichen Herbstgewittern etwa in 36° w. L., wie sich bei einer Berechnung 6 ) der monat
lichen Gewitterwahrscheinlichkeit für die einzelnen Fünfgradfelder ergiebt.
V. Die Bewölkung,
a. Das arithmetische Mittel.
In den Schiffsjournalen ist die Himmelsbedeckung nach dem internationalen Schema in Zehnteln des
Himmels angegeben. Von den sechs Beobachtungsterminen schienen zwei, nämlich 8 h a.m. und 8 h p. m.
zur Gewinnung des wahren Tagesmittels zu genügen. Diese Wahl erwies sich als zweckmässig, denn für die
Abschnitte der Segelroute 20°—22 72° s. B. und 2272°—25° s. B. wurden auch aus allen sechs Terminen die
Monatsmittel gebildet, und von diesen 24 Mitteln wichen 8 nach der positiven, 10 nach der negativen Seite
von den aus zwei Terminen gebildeten Werthen ab, und zwar 14 um 7ieo und 4 um 2 /ioo des Himmels.
Da nördlich von 10° s. B. die mittlere Bewölkung gut bekannt ist, 7 ) wurde dieselbe auch für die Dampfer
route nur südlich des Aequators berechnet.
*) Es ist zu bemerken, dass in den Längen, in denen die Dampferroute den Stillengürtel durchschneidet, die Gewitter
— abweichend von den Regen — viel häufiger zur Zeit der Südwärtsbewegung der Calmenzone sind als in den Monaten, in
denen er nach Norden vorrückt.
2 ) Meteorol. Zeitschrift 1886, pag. 324.
3 ) Meteorolog. Office, Remarks explanatory . . . Cape of Good Hope.
4 ) Gewitterperiode der Azoren und von Madeira. Zeitschrift für Meteorol. 1876, pag. 204.
5 ) Remarks explanatory etc.
6 ) Nach: Deutsche See warte, Resultate meteorol. Beobachtungen ... für Eingradfelder des Nordatlant. Ozeans.
7 ) Meteorol. Office, Charts of Meteor. Data for nine 10° Squares.