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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1892 Ko. 3 —
Dienste dei’ Wissenschaft immer mehr Sorgfalt widmen. Das Endergebnis ist nun, dass aus den Journalen
die folgende Anzahl von Beobachtungstagen ausgezogen und für die Untersuchung verwerthet wurde:
Dampferroute zwischen Europa 1 0°—60° n. B.
und Brasilien u. dem La Plata j 0°—35° s B.
Segelroute 0°—55° s. B.
Patagonisches Küstenmeer ....
7294 Beobachtungstage
7525 »
11890 »
551 »
Summa: 27260Beobachtungstage.
Kurze Bemerkungen über die Methode bei der Untersuchung der Gewitter- und Bewölkungsverhältnisse
finden sich in den betreffenden Abschnitten.
Die für jeden Monat und jeden 2V2 Grad-Abschnitt gefundenen Werthe finden sich in den Tabellen
am Ende der Arbeit. Auf zwei Diagrammen sind ausserdem die Niederschlags- und die Gewitterverhältnisse
auf der Dampferroute graphisch dargestellt. Auf der Ordinatenachse ist die geographische Breite, auf der
Abscissenachse sind die Monate angegeben, die Kurven sind Isoplethen, nämlich Linien gleichen Werthes der
Regenwahrscheinlichkeit und der Gewitterwahrscheinlichkeit. Diese meteorologischen Elemente sind also
nach dem Vorgang von Herrn Prof. Koppen 1 ) als Funktion der geographischen Breite und der Jahreszeit
dargestellt. Die Diagramme sollen nur in anschaulicher und übersichtlicher Weise dasselbe wiedergeben,
was in den Tabellen I und III in Zahlen niedergelegt ist. Denn irgend welche Ausgleichungen zwischen be
nachbarten Monaten oder 2V2 Grad-Abschnitten, um ein einfacheres und gewiss auch oft richtigeres Bild
zu erhalten,' wurde absichtlich nicht vorgenommen, da dadurch subjektive Anschauungen in die objektive
Darstellung hineingetragen werden, und die Gefahr vorhanden ist, dass wirkliche Eigenthümlichkeiten ver
wischt werden. Auch so lässt sich von den zufälligen Einzelheiten abstrahieren und ein Gesammtbild ge
winnen. Wenn man bedenkt, dass sehr wenig Beobachtungen für das einzelne Feld vorliegen, und dass die
anomalen Ergebnisse für einen Monat in einem einzelnen 2V2 Grad-Abschnitt auf dem Diagramm stark
hervortreten, so ist die verhältnissmässig grosse Einfachheit der Diagramme ein Beweis dafür, wfie wenig
Werthe zur ungefähren Bestimmung der Verhältnisse genügen, wenn die Beobachtungen sich ganz zufällig
über eine lange Zeit vertheilen und daher keine anomale Periode das Ergebniss über den Haufen werfen kann.
III. Die Mederschlagsverhältnisse.
a. Der Nor dallantische Ozean.
Die Grenzen der von der Dampferroute berührten Niederschlagsprovinzen des Nordatlantischen Ozeans
bleiben nach unserer Arbeit dieselben, wie sie früher festgestellt worden sind. 2 ) Die Verhältnisse sind sehr
einfach und werden klar durch das Isoplethen-Diagramm für die Dampferroute gezeigt. Im Norden, also in
der Umgebung der Kanarischen Inseln, finden wir das Gebiet der subtropischen Winterregen, in dem schon
südlich vom 30. Parallelkreis eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von O.bo erreicht wird. Weiter südwärts
schliesst sich ein regenärmerer Streifen an, der ein Uebergangsgebiet mit doppelter Regenzeit darstellt, in
welches die Winterregen und die Regen des Stillengürtels hineingreifen. Erkennbar ist, dass die Dampfer
linie gerade an der Westspitze des sich hier noch bis auf das Meer erstreckenden W 7 üstengebietes vorbei
führt, in dem eine Regenwahrscheinlichkeit von O.20 im ganzen Jahre nicht erreicht wird. Die falsche
Ansicht von der äusserst geringen Regenwahrscheinlichkeit oder gar Regenlosigkeit in den Passatgebieten
— welche Meinung besonders durch die Ergebnisse begründet war, die von Maury aus in diesem Punkte ganz
ungenügend geführten Journalen gewonnen worden waren 3 * * ) — ist durch die Arbeit von Koppen und
Sprung und die beiden von A. v. Danckelman berichtigt worden. Auf unserer Dampferroute befinden
wir uns im trockensten Theile der Nordatlantischen Passatzone, nahe der afrikanischen Küste, aber selbst
*) Koppen: „Graphische Darstellung der Regenvertheilung auf dem Atlant, und Ind. Ozean nach der geogr. Breite und
der Jahreszeit“. Annalen d. Hydr. 1887, pag. 324, mit Tafel 14, und Koppen: „Die Bewölkung im östlichen Theile des Kordatlant.
Ozeans“. Annalen d. Hydr. 1887, pag. 409, mit Tafel 20.
2 ) Yergl. Atlas des Atlant. Ozeans, Tafel 29, und Berghaus’ Physik. Atlas, N0. 38.
3 ) Maury, Sailing directions, 8. Aufl., Yol. I, pag. 38: „We know from observation that the trade-wind-regions of the
ocean, beyond the immediate vicinity of the land are, for the most part, rainless regions.“
Ygl. seine Storm- and Rain-Charts.