Br. Paul Schlee: Niederschlag, Gewitter und Bewölkung etc.
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hauptsächlichsten Bedingungen der Niederschlagsverhältnisse, als welche geographische Breite und Nähe des
amerikanischen Festlandes angenommen wurden, gut zur Geltung zu kommen.
Die Dampferlinie wurde von der Mündung des La Plata, welche unter 35° s. B. liegt, his 30° n. B.
untersucht. Sie bildet fast eine gerade, von SSW nach NNO gerichtete Linie. Nachdem sich die Schiffe
vom La Plata bis Pernambuco nahe der amerikanischen Küste gehalten haben, gehen sie vom Osthorn
Südamerikas, vorbei an Fernando Noronha und dem St. Paul-Felsen, hinüber nach den Kapverden, um hier
fast immer St. Vincent anzulaufen. Weiter nördlich verbreitert sich der befahrene Meeresstreifen etwas, da
ein Theil der Dampfer einen Hafen Portugals anläuft, der andere seinen Kurs geradenwegs zum englischen
Kanal richtet; doch gehen sie alle östlich von Madeira vorbei. Eine Anzahl Dampfer, welche die Azoren
anläuft, musste natürlich ausgeschieden werden.
Die mittleren Schnittpunkte dieser Dampferroute, von denen die einzelnen Fahrten nur höchstens einige
Längengrade abweichen, sind:
30° n. B. in 17.1° w. L.
20° » » 23.3° »
10° » » 27.3° »
0° » 30.2° »
10° s. B. in 34.6° w. L
20° » » 39.1° »
30° » » 48.0° »
Die Segelschiffe, welche vom Kap Horn zum Nordatlantischen Ozean steuern, suchen zunächst, die
Falklands-Inseln links lassend, auf einem grössten Kreise den 30. Parallel etwa unter 27° w. L. zu erreichen,
um dann an Trinidad vorbei, das sie zum grössten Theil sichten, bis zum Aequator ungefähr nördlich
zu steuern.
Der Streifen, in welchem sich die grosse Mehrzahl der Segelschiffe hält, ist verhältnissmässig schmal.
Alle Beobachtungen, die ausserhalb bestimmter Grenzen fielen, blieben unberücksichtigt (etwa 10—20°/o).
Die Lage des Streifens, aus welchem die benutzten Beobachtungen stammen, ist die folgende:
unter
0°
in
32° —
25° w. L.
30° s. B.
in 32°-
-24°
w. L.
5° s. B.
»
31°3o'—
-25° »
35° »
» 35°-
-28°
»
10° »
»
31° —
24° »
40° »
» 39°-
-32°
»
15° »
»
31° —
23° »
45° »
» 45°-
-38°
»
20° »
»
30° —
22° »
50° »
» 53°-
-47°
»
25° »
»
30° —
22° »
55° »
» 62°-
-56°
»
Um endlich das vorhandene geringe Material für das Meer unter der patagonischen Küste etwas zu
vergrössern, wurden alle aus demselben stammenden brauchbaren Dampferbeobachtungen ausgezogen, dieselben
aber nach Feldern von 10° Länge und 5°Breite geordnet, so dass sie unmittelbar an die von Koppen und
Sprung gelieferten angeschlossen werden können. Diese Methode war um so mehr geboten, da die Be
obachtungen von verschiedenen Routen stammen. Es sind dieses die folgenden: Von Europa, Brasilien
oder dem La Plata 1) nach Port Stanley auf den Falklands-Inseln, 2) nach der Magelhanstrasse — und
zurück, 3) zwischen der Magelhanstrasse und Port Stanley.
Die Journale stammen sämmtlich aus den Jahren 1876—91, da ältere Dampferjournale für diesen
Meerestheil nicht vorhanden waren, die älteren Segelschiffsjournale aber im Verhältniss zu den jüngeren
fast durchweg für zu schlecht befunden wurden.
Als Regentage wurden alle Tage gezählt, für welche unter den Bemerkungen Niederschlag verzeichnet
war oder sich in der Rubrik: Wetter nach Beaufort’s Bezeichnung, die bekannten Bezeichnungen für
Niederschlag (r, p, d, s und h) fanden. Journale, die in Bezug auf den Niederschlag nicht sorgfältig geführt
erschienen, wurden nicht benutzt. Oft fand sich in einem Journal durchgängig oder gelegentlich die Be
merkung: „Böen“ oder q, ohne dass Niederschlag besonders angegeben war, der aber doch offenbar ge
wöhnlich mit den Böen verbunden ist. Daher wurden auch solche Journale, bei denen in dieser Beziehung
eine Nachlässigkeit obzuwalten schien, ausgeschlossen, des Prinzipes wegen aber nie in einem solchen Falle
Regen notirt. Um die sorgfältige Auswahl der Journale zu veranschaulichen, sei als Beispiel bemerkt, dass
unter den Segelschiffsjournalen aus den Jahren 1876—1883 von 204 als gut geführt 115 = 56% ausgewählt
wurden, während aus den Jahrgängen 1884—1890 unter 427 den Anforderungen 313 = 73% genügten. Diese
Zahlen zeigen zugleich, wie die Kapitäne auch solchen Beobachtungen, die für den Seemann kein praktisches
Interesse haben und auch nicht regelmässig alle vier Stunden zu machende Bestimmungen darstellen, im