Dr. Gerhard Schott: Oberfläehen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatischen Gewässer.
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An der Ostküste der Philippinen ist überall der Abfall zur Tiefsee steil. Die 100-Fadenlinie tritt
wieder au der NO-Ecke von Formosa auf; an der ganzen Ostküste der Insel reicht daher die Tiefsee bis
nahe an Land.
Von Formosa aus zieht die 100-Fadenlinie in NNO-Richtung etwa bis zu den Goto-Inseln, so dass die
eigentlich chinesischen Gewässer bis zum Golf von Pe-tshi-li hinauf Flachsee sind. Von Kiushiu aus erstreckt
sich südwärts bis zu den Linschoten-Inseln, die van Diemenstrasse mit einbegreifend, eine Bank mit gerin
gerer Tiefe als 200 m, wir erhalten so eine Rinne von tiefem Wasser einmal zwischen den Lu-Chu-Inseln
im Osten und der 100-Fadenlinie im Westen und dann weiter nach Norden eine Zunge tiefen Wassers bis
zu den Goto-Inseln.
Auf diese eben dargelegten Verhältnisse sei hier besonders aufmerksam gemacht.
Nach Osten hin sind nur 2 tiefere Ausgänge in den offenen Ozean vorhanden, nämlich durch die
Colnetstrasse und auf 28°—29° B. und 129° L. zwischen Linschoten-Inseln und Lu-Chu-Inseln.
Von der Inselbarriere an hält sich die 100-Fadenlinie immer dicht an der japanischen Küste, ein
Ansteigen des Bodens findet nur noch einmal unter dem Meridian von Yedo statt in der Richtung Nord-Süd
infolge der sich von der Vries-Insel am Eingänge zur Bucht von Yedo über Ponafidin bis nach den Bonin-
Inseln hinabziehenden, allerdings mannigfach unterbrochenen Inselreihe.
Im Uebrigen finden wir, je weiter nach Nord, desto ausgeprägter, den kolossalen Steilabfall zur Tiefsee,
welche hier bekanntlich die grössten überhaupt gemessenen Tiefen aufweist.
In der Japansee endlich liegen die grossen Tiefen auf der asiatischen Seite, ein langer Streifen Flachsee
dagegen an der Westküste Nippons bis nach Sachalin hinauf. Die Strassen zwischen Nippon und Yezo
einer- und Yezo und Sachalin andererseits sind gleichfalls flach. Die Sulu- und Celebessee mit ihrem
interessanten untermeerischen Relief sind hier unberücksichtigt geblieben, weil sie ausserhalb der grossen
Gewässer-Zirkulation stehen.
Was den zweiten Punkt betrifft, nämlich eine kurze Skizzirung unserer bisherigen Kenntniss von den
Strömungen der ostasiatischen Gewässer, so erheischt die Beschreibung der Strömungen in der Chinasee
keine besondere Erörterung, denn durch langjährige praktische Erfahrungen sind hier die Verhältnisse klar
gelegt und dargestellt in den 2 gleich vorzüglichen und gut übereinstimmenden, noch öfters zu erwähnenden
Abhandlungen des Kapt. Wagner,') und des Kapt. Polack. * 2 ) Die Wasserversetzungen sind durchaus vom
Winde abhängig; im Winter haben wir den östlich von Hainan und an der Cochinchinaküste hinab
setzenden Triftstrom des meist stark, ja stürmisch wehenden NE-Monsuns; die nothwendige Kompensation
im Norden wie die Anhäufung von Wasser im Süden verlangen eine Ausgleichsbewegung des Wassers nach
Nord, welche wir auch an den Westküsten von Borneo, Palawan und Luzon deutlich ausgeprägt finden, je
weiter nördlich, desto mehr.
Im SW-Monsun des Sommers vollzieht sich der Kreislauf umgekehrt, im Sinne der Bewegung des
Uhrzeigers, ist aber bei weitem nicht so ausgebUdet wie derjenige des Winters, entsprechend dem sehr oft
flauen und unbeständigen SW-Monsun.
Im östlichen tropischen Theil lässt man ungefähr zwischen 0° und. 5° B. und von der Ostküste
Mindanaos an ostwärts den aequatorialen Gegenstrom verlaufen, worüber oben auf p. 4 Einiges gesagt ist.
Nördlich hiervon setzt die aequatoriale Trift des NE - Passates W-, dann NW-, dann N-wärts an Luzons
Ostküste hinauf und wird dann auf den Karten in einem Bogen östlich von Formosa zu beiden Seiten
der Lu-Chu-Inseln nach NO und ONO geführt, als Kuro-shiwo an den südlichen Küsten der Japanischen
Inseln entlang laufend, getrennt jedoch von denselben durch die letzten schmalen Ausläufer eines von Nord
kommenden kalten Stromes. 3 )
Die Karten der chinesisch-japanischen Binnengewässer weisen L. v. Schrencks Anschauungen auf;
ein Arm des Kuro-shiwo zweigt nordnordöstlich von Formosa ab, bespült die Westküste von Kiushiu (an
Nagasaki vorbei), geht durch die Koreastrasse zwischen den Tsushima-Inseln und Japan hindurch in die
Japansee und an der Westküste Nippons hinauf bis Sachalin, nicht ganz 50° B. erreichend, aber Ausläufer
') Annalen der Hydrographie, 1876, 286.
2 ) Annalen der Hydrographie, 1889, 332; 1890, 33.
s ) Siehe z. B. Krümmel’s Karte in Neumayer’s Anleitung zu Beobachtungen auf Reisen, 2. Auflage, Bandl, auch
im Handbuch der Ozeanographie von Krümmel, Band 2.