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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 1
sich die Färbung namentlich hei den grünen Linsen sehr ungleich, manchmal zu dunkel, manchmal zu hell
und kam es vor, dass ein Klempner ein und dieselbe grüne Laterne 5 — 6 Mal hinter einander mit anderen
Linsen brachte, bevor eine als gut bezeichnet werden konnte. Wegen der Schwierigkeit der Fabrikation
homogen gefärbter Linsen, die hier offenbar vorliegt, werden jetzt schon vielfach für die Seiten-Laternen
ungefärbte Linsen verwandt, an deren Rückseite dann mit der betreffenden Farbe gefärbte und gerundete,
dünne Glasscheiben gesteckt werden.
Die schlechtesten Seiten-Laternen wurden von den nach Holland und England fahrenden alten Dampfern
zur Prüfung eingeliefert. Diese Schiffe hatten oftmals ganz zusammengesuchte Laternen mit Lampen, die
gar nicht zu den betreffenden Laternen passten, manchmal waren auch die Dimensionen zu klein. Laternen
ohne Linsen, nur mit glatten Gläsern versehen, wurden nur wenig zur Prüfung gebracht, da die gesetzliche
Sichtweite nur selten und unter Anwendung einer bedeutend stärkeren Lichtquelle erreicht werden konnte.
Kapt. Krause ist der Meinung, dass es besser wäre, die Dimensionen der Top- und Seitenlaternen
noch 4—5 cm grösser zu nehmen, als in der Instruktion vorgeschrieben, da bei einer genügend starken
Lichtquelle leicht eine zu grosse Erwärmung der Laterne und die Gefahr eines Zerspringens der farbigen
Linse eintritt.
Nach den gewonnenen Erfahrungen hat sich der Modus der Prüfung durch Vergleichung mit einer
Normallaterne auf photometrischem Wege an der Hand der Instruktion im allgemeinen gut bewährt, was
schon allein aus der nicht wegzuleugnenden Thatsache hervorgeht, dass, nachdem die Prüfung durch die
Verordnung der Seeberufsgenossenschaft obligatorisch geworden war, ein bedeutender Umschwung zum
besseren in der Fabrikation der Laternen eingetreten ist und ungenügende Laternen kaum mehr angefertigt
werden, da eben der Absatz für dieselben fehlt. Alle Versuche, die von verschiedenen Seiten, auch von
der Seeberufsgenossenschaft selbst, gemacht worden sind, um in den Orten, wo die Seewarte Agenturen
hat, andere Organe für die Prüfung der Laternen zu gewinnen und dadurch zu beweisen, dass die Anfor
derungen, welche die Seewarte stellte, zu weit gehend seien, sind fehlgeschlagen. *)
Was nun die Instruktion selbst anbetrifft, so hat die Erfahrung zunächst. gezeigt, dass dieselbe im
ganzen den vorliegenden Bedürfnissen entspricht und nur in einzelnen Theilen einer geringen Modifikation
bedurfte, worüber Folgendes zu bemerken wäre.
1. Grössenverhältnisse. Die Erfahrung hat gezeigt, dass man unter die in der Instruktion ge
gebenen Minimal-Grössenverhältnisse nicht hinuntergehen darf, wenn man nicht das allzeit gute und für die
geforderte Sichtweite nothwendige Brennen in jedem Wetter mit möglichst gleichmässiger Intensität ge
fährden will.
Die Ansicht des Herrn Professor Web er (vergl. dessen Aufsatz über die Prüfung der Schiffs-Positions-
Laternen, (Annalen der Hydrographie 1892, 1. Heft, pag. 6) im Falle photometrischer Prüfung von der For
derung bestimmter Minimal-Dimensionen der Laterne, wozu auch die Grösse des Brenners der Lampe gehört,
abzusehen, ist praktisch nicht durchführbar. Ohne eine bestimmte Feststellung der Grössenverhältnisse
würde es, abgesehen von anderen Nachtheilen, nöthig sein, mit jeder einzelnen zu prüfenden Laterne aus
gedehntere Untersuchungen anzustellen, als es unter gewöhnlichen Verhältnissen möglich ist. Herr Professor
Weber geräth auch hiermit einigermaassen in Widerspruch mit seinen an anderer Stelle gegebenen Aus
führungen, wonach einerseits die Maasse eine gewisse Garantie für allzeit gutes Brennen geben, anderer
seits sogar eine gewisse Grösse für das Brennstoffbassin gefordert wird. Diese letzte Forderung kann übrigens
entbehrt werden, da kaum je eine Petroleumlampe mit ungeminderter Helligkeit 16—-18 Stunden brennen
. wird, auch wenn Brennstoff genug vorhanden ist, ausserdem aber es auf See Gebrauch ist, jede Wache die
Laternen zu trimmen und auf den meisten grösseren Seeschiffen ein doppelter Satz Laternen vorhanden
ist. Ein Zusatz in der Instruktion über die Grösse des Brennbassins erscheint demnach überflüssig.
Dagegen wäre es zweckmässig, die erforderliche Grösse von Rundbrennern mit anzugeben, da jetzt,
namentlich auf den Dampfern, mehr als früher, statt der Flachbrenner, Rundbrenner mit Zylinder in den
Laternen gebraucht werden, auch, wie Professor Weber sehr richtig bemerkt, die Flachbrenner ein röth-
licheres Licht aussenden, als die mit Zylinder versehenen Rundbrenner, was namentlich für die grünen
*) Neuerdings hat die Seeberufs-Genossenschaft in Papenburg, Leer, Bremen, Tönning, Kiel und Pillau Stellen für
die Prüfung von Laternen errichtet. Es muss auffallen, dass dieselbe der Thätigkeit der Seewarte auf diesem Gebiete
gar keiner Erwähnung thut,