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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 4 —
Ostsee sind in drei Fünfteln der Fälle auch über die östliche Ostsee ausgedehnt. Etwa ein Viertel, für die
stärkeren Erscheinungen (c) nicht ganz ein Fünftel der Stürme der westlichen Ostsee erstrecken sich gleich
zeitig auch über die ganze Küste; dieselben gehören, wie schon bemerkt, bis auf wenige Ausnahmen den
Westrichtungen an. Die Zahl der über die ganze Küste ausgedehnten Südweststürme beträgt über die
Hälfte der über beiden Ostseetheilen wehenden.
Für die östliche Ostsee stellt sich das Verhältniss der Tage mit Sturm gleichzeitig an beiden
Küstentheilen der Ostsee zu den an jener überhaupt etwas höher als die Hälfte, nämlich auf etwa fünf
Achtel und zwar sowohl für sämmtliche Richtungen zusammengenommen, als auch für den Südwest-
Quadranten allein. Im Nordwest-Quadranteb beträgt dieser Quotient unter Berücksichtigung der Kategorien a,
b, c oder b und c etwa ein Halb, für die Kategorie c zwei Fünftel. Die Zahl der Tage mit gleichzeitigen
stürmischen Winden an der ganzen Küste ist nicht ganz ein Drittel der Sturmtage der östlichen Ostsee für
die Kategorien a, b, c und b, c, etwas über ein Fünftel für die Kategorie c ohne Rücksicht auf die Richtung
und sehr nahe ein Drittel für den Südwest-Quadranten.
Aus den Zusammenstellungen der Tafeln IV a bis d ist nicht zu ersehen, wie bei Berücksichtigung der
verschiedenen Kategorien dieselben sich gleichzeitig auf die verschiedenen Küstentheile vertheilen. Eine
derartige Untersuchung würde jedoch zu sehr in Einzelheiten führen und muss für später einer noch ein
gehenderen Bearbeitung der verschiedenen Sturmphänomene unter Zugrundelegung der im dritten Abschnitt
gegebenen Klassifikationen Vorbehalten werden. Im einzelnen bei der Ausübung des Sturmwarnungswesens
gegebenen Falle wird es schon jetzt ein Leichtes sein, mit Hülfe des dritten Abschnittes die zu erwartende
Ausdehnung des Sturmgebietes festzustellen.
Da sich jene Zusammenstellungen der Tabellen IVa bis d nur darauf beziehen, dass im Verlauf des
gleichen Tages an mehreren Küstentheilen stürmische Winde auftreten, so enthalten dieselben nicht nur die
Erscheinungen mit weit ausgedehntem Sturmgebiet, sondern auch schnell fortschreitende Phänomene, bei
denen stürmische Winde gleichzeitig nur in kleinerem Bereich herrschen.
Anzahl der aufeinander folgenden Tage mit stürmischen Winden.
Auch in den Tabellen V a bis i sind nur die Zahlen gegeben wie oft während der Jahre 1878—87
die vorgeschriebene Anzahl Tage hindurch der Wind stürmisch wehte, ohne Reduktion auf gleiche Zeit
räume. In Bezug auf die verschiedenen Richtungen ist Bedingung, dass während der entsprechenden Tage
der Wind nicht unter Beibehaltung des stürmischen Charakters zeitweise in eine andere Richtung umging.
Fand ein solches Umgehen statt, so wurde der Tag als in entsprechender Folge zu beiden Richtungen voll
gezählt. Das Uebergreifen einzelner Zeiträume in einen anderen Monat ist bezeichnet durch Hinzuiügung
eines *, wenn der kleinere Theil derselben dem vorangehenden, von **, wenn desgleichen dem folgenden
Monate angehörte.
Dass in der kälteren Jahreszeit die Dauer des einmal eingetretenen unruhigen Wetters eine längere
ist, als in der wärmeren, sowie, dass stürmische Westwinde längere Zeiträume hindurch wehen als stür
mische Ostwinde, war nach dem, was über die Häufigkeit schon gefunden wurde, zu erwarten. Doch zeigt
sich hier, dass stürmische Nordwestwinde ohne Richtungswechsel im Grossen und Ganzen nicht weniger
lange anhalten als stürmische Südwestwinde. Ferner überwiegt im Allgemeinen während des letzten und
ersten bürgerlichen Vierteljahres die Zahl der Sturmtage, welche einem mehrtägigen Zeiträume unruhigen
Wetters angehören, die vereinzelt dastehenden.
Im Uebrigen gestattet die Kleinheit der Zahlen, welche durch die immerhin geringe Anzahl der hier
behandelten Vorgänge bedingt ist, kaum über den betrachteten Zeitraum hinaus, gültige Schlüsse darauf
zu bauen.
Richtungswechsel der stürmischen Winde.
Da hier, wie in den übrigen Theilen dieses Abschnittes, die drei Küstenstrecken jede in ihrer Ge-
sammtheit in Betracht genommen werden sollen, so dürfen die Zahlen der Tabelle VI nicht auf die Drehung
der stürmischen Winde am einzelnen Orte bezogen werden, sondern handelt es sich vielmehr um den
Uebergang des stürmischen W'indes aus einem am betreffenden Küstentheil überwiegenden Quadranten in
einen anderen.