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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 4
um eine merkliche Vermehrung der in die Untersuchung aufzunehmenden Erscheinungen zu bewirken;
wenigstens lassen die aufgestellten Tabellen eine solche nicht erkennen.
Die Tabelle II bildet die Grundlage für alle folgenden Betrachtungen. Es enthält dieselbe für die
Jahre 1878—87 chronologisch geordnet sämmtliche nach dem oben Gesagten zu berücksichtigenden Er
scheinungen stürmischer Winde. Und zwar ist in der ersten Kolumne unter der Ueberschrift des einzelnen
Jahres der Tag, in der zweiten die allgemeine europäische Wetterlage mit dem im dritten Abschnitt er
läuterten Zeichen, in der vierten, fünften und sechsten der Quadrant, aus welchem beziehungsweise für den
Klistentheil I, II und III die stürmischen Winde an dem Tage überwiegend wehten, eingetragen. Das Ende
einer zusammenhängenden Periode stürmischer Winde in Rücksicht auf die ganze Küste ist in dieser Tabelle
durch einen Querstrich bezeichnet. Die Richtungs-Quadranten sind der Einfachheit und leichteren Ueber-
sichtliehkeit halber nur mit einem Buchstaben bezeichnet und zwar so, dass der in üblicher Weise eine der
vier geographischen Hauptrichtungen bezeichnende Buchstabe den im Sinne der Drehung des Uhrzeigers
von ihm abliegenden Quadranten andeutet, es steht also n für den Nordost-, e für den Südost-, s für den
Südwest- und w für den Nordwest-Quadranten. Die drei Intensität und Ausdehnung der Sturm - Erschei
nung bezeichnenden Kategorien sind dadurch unterschieden, dass die Richtungs-Buchstaben der ersten
Kategorie cursiv, der zweiten stehend, der dritten fett eingetragen sind. Enthält eine Rubrik mehrere
Richtungs - Quadranten, so bedeutet die Trennung derselben durch einen Bruchstrich, dass der stürmische
Wind im Laufe des Tages aus dem ersten Quadranten überwiegend in den zweiten umgegangen ist, während
die Zwischenstellung eines Bindestriches andeutet, dass der Wind an einzelnen Stationen derselben Küsten
strecke aus der einen, an andern aus der anderen Richtung wehte. Die im Kopfe der Tabelle den die
Küstentheile bezeichnenden römischen Ziffern beigesetzten arabischen Zahlen geben die Anzahl der im be
treffenden Jahre meldenden und hier berücksichtigten Stationen.
Wie schon bemerkt, stellt die Trennung der Tage mit stürmischen Winden an wenigstens zwei Beob
achtungsorten in drei Kategorien (s. S. 5) im Allgemeien eine Unterscheidung der Sturmphänomene nach Aus
dehnung und Intensität dar. Die erste Kategorie (in den folgenden Tabellen stets mit a bezeichnet) enthält
die lokaleren Erscheinungen. In der zweiten Kategorie (6) finden sich zwar ausgedehntere Phänomene; aber
wenn auch nach den Erfahrungen angenommen werden muss, dass auf offener See in diesen Fällen allge
meiner stürmische Winde wehen, so würden die Stürme dieser Art noch zu den minder gefährlichen zu
rechnen sein. Die dritte Kategorie (c) umfasst die schwereren Sturmerscheinungen. Diese Unterscheidung
der drei Kategorien ist in sämmtlicheu folgenden Tabellen dieses Abschnittes durchgeführt und sind die
Buchstaben (cf, b, c) der Kategorien, den horizontalen Zahlenreihen, in Tabelle VI den vertikalen, auf welche
sie sich beziehen, vorangestellt.
Bei Aufstellung der Anzahl der Sturmtage für verschiedene Windrichtungen sind jene Fälle, in welchen
die Tabelle II in derselben Rubrik mehrere Quadranten aufweist, nur als entsprechende Bruchtheile in
Rechnung gezogen. In den Tabellen, welche sich auf mehrere Küstenstrecken zugleich erstrecken, ist, im
Falle für die betrachtete Gesammtheit der Küste eine Richtung wesentlich überwiegt, der betreffende Tag
ganz dieser zugerechnet, d. h. es ist für die grössere Küstenstrecke nur das gleiche Verfahren beobachtet
worden, welches bei Tabelle II für den einzelnen Küstentheil maassgebend war.
Von der Reduktion der Monate auf gleiche Länge, bezw. des Jahres auf gleiche Zahl der Tage wie
die Monate wurde aus Rücksicht auf die Kleinheit vieler Zahlen in den folgenden Tabellen Abstand genommen.
Häufigkeit der Sturmtage.
Die Tabelle III enthält die Anzahl der in der Tabelle II bezeichneten Sturmtage und zwar lila für
die ganze Küste, und IIIb für die Ostsee, IIIc, d, e für die drei getrennten Küstenstrecken.
Die bekannte Thatsache, dass die Häufigkeit der stürmischen Winde in den mittleren Breiten der
nördlichen Erdhälfte ohne Rücksicht auf die Richtung in den sechs Monaten von April bis September sehr
stark gegen die der Monate des letzten und ersten bürgerlichen Vierteljahres zurücktritt, stellt sich natürlich
in diesen Tabellen auch dar. Dieser Unterschied der ersten genannten sechs Monate zu den letzteren ist
jedoch ein geringerer, wenn die Stürme aller drei Kategorien in Rechnung gezogen werden, als wenn dies
nur für die Kategorien b und c geschieht. Es zeigt sich, dass die lokaleren Erscheinungen der ersten
Kategorie im Allgemeinen im Winterhalbjahr nur wenig häufiger auftreten als im Sommerhalbjahr. Da