Dr, E. Herrmann: Die stürmischen Winde an der Deutschen Küste in den Jahren 1878—87.
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ein solches Verfahren aber insbesondere dann sein, wenn nicht einmal die Windrichtungen in Betracht
gezogen werden. Es ist ohne Zweifel ein logischer, leider in meteorologischen Abhandlungen hin und wieder
begangener Fehler aus der Gleichheit der Summen zweier Reihen ohne Weiteres auf die Gleichheit der
einzelnen Glieder der Reihen schliessen zu wollen.
Die Tabelle I enthält die Häufigkeitszahlen der stürmischen Winde an den ausgewählten 29 Stationen
der Seewarte für das Jahr, sowie jede Windrichtung auf gleiche Anzahl der Beobachtungen reduzirt. Für
jede der dort genannten Stationen war eine kleine Tabelle aufgestellt worden, die in gleicher Weise auch
für jeden einzelnen Monat die Häufigkeitszahlen der stürmischen Winde im Ganzen, sowie aus jeder einzelnen
Himmelsrichtung gab und somit eine eingehendere Sturmstatistik jeder einzelnen Station für sich darstellte.
Aus Gründen der Druckersparniss musste jedoch die Wiedergabe dieser ausführlicheren Tabellen unter
bleiben. Die in denselben enthaltenen Zahlenwerthe sind, soweit es sich um die monatlichen Häufigkeits
zahlen stürmischer Winde aus den einzelnen Richtungen handelt, aus den Tafeln 1 bis 12 zu entnehmen.
Von weiterem Eingehen in eine Betrachtung über die jährliche Periode kann für jetzt abgesehen und
dieselbe für den zweiten Abschnitt in allgemeinerer Bedeutung Vorbehalten werden. Es sei hier nur be
merkt, dass von den Monaten des Halbjahres, welches das letzte und erste bürgerliche Vierteljahr umfasst,
der November fast ausnahmslos, der Februar bei der weitaus grössten Zahl der Beobachtungsorte an Sturm
häufigkeit gegen die benachbarten Monate zurücktritt.
II. Die stürmischen Winde in ihrem Erscheinen über grössere Küstenstrecken.
Aus den bereits in den einleitenden Bemerkungen erörterten Gründen wurde bei den Aufstellungen
dieses und des folgenden Abschnittes sämmtliches zur Verfügung stehende Beobachtungsmaterial verwerthet,
ohne Rücksicht darauf, ob die Reihen der einzelnen Beobachtungs - Stationen vollständig oder lückenhaft
waren. Es war der Zweck dieser Arbeit, die Fälle festzustellen, in welchen an der Deutschen Küste über
haupt stürmische Winde auftraten und somit war jede einzelne Notirung der Windstärke 8 und darüber zu
berücksichtigen.
Allerdings wird eine Vermehrung der Beobachtungsstellen auch in einem gewissen Grade eine Ver
mehrung der Fälle stürmischer Winde mit sich führen, indessen entsprach es den hier vorliegenden Zielen
nicht, solche Vorgänge desshalb durchweg zu vernachlässigen, weil zur Zeit einer geringeren Anzahl der
Beobachtungen dieselben nicht zur Kenntniss gelangten, d. h. also die Stationen durchweg nicht zu berück
sichtigen, welche während eines Theiles des hier betrachteten Zeitraumes keine Notirungen lieferten So
lange nicht allenthalben fortlaufende, automatische Registrirungen der Windstärken stattfinden, wird ohne
hin eine unbedingte Gleichmässigkeit in der Berücksichtigung ähnlicher Vorgänge auch bei gleichbleibender
Zahl der Beobachtungsorte aus dem Grunde nicht erreichbar sein, weil das Auftreten stürmischer Winde
vielfach am Tage häufiger beobachtet und notirt werden wird, als zur Nachtzeit. Demnach handelt es sich
in Folgendem nur um die aus dem vorliegenden Material zu entnehmenden Vorgänge.
Dieses Material wurde zunächst auf drei Theile der Deutschen Küste vertheilt. Der erste Theil (in
den Tabellen mit I bezeichnet) umfasst die Beobachtungs-Stationen der Nordsee, der zweite (II) die der
westlichen Ostsee einschliesslich die Insel Rügen, der dritte (III) die östlich von Rügen belegenen deutschen
Küstenorte. In Betracht wurden alsdann alle diejenigen Fälle gezogen, in welchen für denselben Kalender
tag an wenigstens zwei Orten des gleichen Küstentheiles Winde von Stärke 8 und darüber auftraten.
Diese Fälle wurden in drei Kategorien getheilt: die erste enthält die Vorgänge, bei denen nicht wenigstens
an der Hälfte der zur entsprechenden Zeit berichtenden, dem gleichen Küstentheil angehörigen Stationen
mindestens die Windstärke 7 im Laufe desselben Tages gemeldet wurde; bei der zweiten Kategorie wurde
wenigstens von der Hälfte der bezüglichen Orte die Windstärke 7 und darüber berichtet, während gleich
zeitig die Anzahl der Stärke 8 und darüber meldenden Stationen unter der Hälfte blieb; in der dritten
Kategorie meldete wenigstens die Hälfte der Stationen der einzelnen Küstenstrecke Windstärken 8 und darüber.
Die Berücksichtigung des prozentualen Verhältnisses der starke und stürmische Winde meldenden
Stationen zu den überhaupt zur jeweiligen Zeit bestehenden Beobachtungs-Stationen dürfte die für die ver
schiedenen Jahre bestehende Verschiedenheit in der Zahl der Berichtsorte in der zweiten, ganz besonders
aber der dritten Kategorie vielfach ausgleichen Ueberhaupt scheinen die Grenzen, innerhalb welcher die
Zahl der Beobachtungsorte der einzelnen Küstenstrecken für die Jahre 1878—87 sich ändern, zu gering