Dr. Gerhard Schott: Oberflächen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatiscben Gewässer.
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Strömung, scheint im Vergleich zum Februar ostwärts verschoben; sie macht sich erst von den Bonin-Inseln
an durch ein erneutes Ansteigen der 20°—25°-Linie nach Nordosten bemerkbar.
Der Hauptstrom ist gut zu verfolgen durch den vorzüglich ausgebildeten zungenförmigen Verlauf der
Isothermen; interessant ist, dass genau wie auf der Februar-Karte so auch noch im Mai ein an der Südküste
von Shikoku hoch nördlich laufender Theil bis zum Kii-Kanal gelangt und dann nach Südost abbiegt.
Der kühle Neerstrom ist jetzt, rückwärts greifend, bis 40° B. längs der ganzen Ostküste Nippons vor
handen, und es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass das durch die Tsugar-Strasse östlich setzende Wasser
in diesen Neerstrom einmündet und denselben speist: sodass also ursprüngliches Kuro-shiwo-Wasser hier
als kühler Küstenstrom wieder auftritt.
Auf der Strecke Tsugar-Strasse—Kap Kingkuasan ist er weiter nach Osten, wenngleich nicht in be
deutendem Maasse, ausgedehnt als auf der Strecke Kinkuasan—Inaboye Saki; je weiter südlich, desto schmäler
wird er und desto mehr schmiegt er sich an die Küste an. So fand Kapt. P. Duhme von der D. Brigg
„Minerva“ im Mai 1883 auf der Fahrt von Yokohama nach Hakodate nur bis Inaboye Saki Nordost-Strom j
(er ging wahrscheinlich nicht dicht unter Land aufwärts, das Journal enthält nur einen kurzen Reisebericht j
über diese Fahrt), von da an aber immer südlichen Strom, der jedoch sehr vom Winde abhängig zu sein
schien. Es ist offenbar, dass dies der polare Strom nicht war, sondern eben die besprochene Neer, wenn- i
gleich polares Wasser vom Kurdischen Strom mit betheiligt sein kann.
Das eigentliche Ende des letzteren Stromes liegt im Mai ganz unzweifelhaft nördlicher als 40° B. und
östlicher als 145° L. Die Bark „Wega“, Mahl, (No. 663), passirte auf der Reise Yokohama-Petropawlowsk
die Stromgrenze, welche gar nicht zu verkennen war; Folgendes sind die wichtigsten Aufzeichnungen des
Schiffs-Journales:
Datum
Mai 1875
Breite
obs. geg.
Länge
obs.
geg-
Strom in Sm.
Wassertemp. Differen:
19.
35° 35'
35° 6'
141° 45'
141° 15'
"n40°O 38
1Ö1 ( 33
12.8 > ' ■ ■ ■
68 ) ■ . ■ . 6 0!
20.
38° 9'
38° 0'
144° 57'
144° 34'
N 6o°0 20
21.
40° 45'
41° 9'
147° 47'
147° 59'
S46°W 34
22.
42° 4'
42° 21'
148° 55'
149° 8'
S 28° W 19
23.
43° 14'
43° 39'
150° 35'
150° 42'
S12°W 25
5.1
u. s. f.
Die südlichen Versetzungen gehen etwas weiter als die dem kalten Strom eigenen niedrigen Tempera
turen von 5° und 6°.
Ganz die gleiche Grenze für beide Ströme, nämlich 42° B. u. 147° L. ergiebt das Journal des Dampfers
„Courier“ (D. S. J. No. 9), geführt von E. Knippin g (dem bekannten Meteorologen in Tokio), der im Mai 1870
auf gleicher Fahrt wie die Bark begriffen war: bis 42°46' B. u. 146° 44' L. hielt sich die Wassertemperatur
bis auf 12.2 (von 16.7 an beim Verlassen des Hafens), fiel dann aber ganz plötzlich auf 2.8! Auch die
Lufttemperatur nahm dabei plötzlich um 5° ab. (Stromversetzungen nicht zu ersehen.)
Eine generelle Aenderung der Zirkulations-Verhältnisse im Vergleich zu denen des Februar ist, wie
wir sehen, im Kuro-shiwo-Gebiet, speziell östlich von Japan, trotz des gewaltigen Vordringens des warmen
Stromes, noch nicht eingetreten.
Weitere Beispiele: 1) Es sei auf den folgenden Besteck-Auszug besonders aufmerksam gemacht, da der
selbe ganz überraschend gute Uebereinstimmung rnit unserer Maikarte zeigt und ausserordentlich geeignet
erscheint, unsere Auffassung der Strömungsvorgänge im Kuro-shiwo längs des Isothermenlaufes zu bestätigen.')
S. M. S. „Vineta“, Kapt. z. S. Zirzow, von Yokohama nach Hongkong im Mai 1881 (K. S. J.-No. 442).
Datum
Breite
obs. geg.
Länge
obs. geg.
Strom in
Sm.
Bemerkungen
von
1 1
1 CO
L 1—f
! ^
' CO
138° 39'
—
—
Mai 1.
33° 0' 32° 51'
136° 45'
136° 45'
N
9
Letzter Ausläufer des nördlichen
des Kuro-shiwo, über Oshima
Theiles
hinaus.
2.
32° 7' 32° 14'
137° 45'
137° 81'
S59°0
14
Zum Hauptstrom abzweigendes
Wasser.
warmes
*) S. oben p. 10.