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Full text: 14, 1891

I)r. Gerhard Schott: Oberflächen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatischen Gewässer. 
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Höchst auffallend sind die gewaltigen Schwankungen der Lufttemperatur: am 19. Luft noch bedeutend 
kälter als das Wasser, so auch am 20.; am 21. wird schon zu Mittag die Luft wärmer als das Wasser. 
Es ist aber unmöglich, die Schwankungen der Wassertemperatur als durch die der Luft verursacht 
anzusehen, da die Zeitintervalle zu kurz sind und ausserdem die Wassertemperatur fällt bei steigender Luft 
temperatur (am 22.4 h a.m. und 8 h a. m.) und steigt bei fallender Lufttemperatur (am 21.12 h Mttg. u. 4' 1 p. m.) — 
Der März ist der Monat, in welchem in diesen nördlichen Gewässern die Eisbedeckung der Häfen zuerst 
zu schwinden beginnt. Wir können hier nicht weiter auf diesen Punkt eingehen, denn es gehört dies in eine 
Diskussion der Hafentemperaturen, von der hier abgesehen wird. Doch sei zur Charakterisirung der Ver 
hältnisse nur erwähnt, dass der Hafen von Niutshwang (Liau-Fluss) durch Eis im Mittel bis zum 25. März 
geschlossen ist. ! ) Schiff „Marie Heydorn II“, Mählmann, (No. 730) fand am 12. März 1876 nicht bloss den 
Fluss noch fest zugefroren, sondern hinunter bis nach Society JBay eine unübersehbare Eismasse auf den 
Bittern shallows, sodass beägelegt werden musste. In Tientsin (Pei-lio) kam im Jahre 1879 der erste 
Dampfer am 1. März flussaufwärts, am 10. März war der Strom eisfrei. 
Der kontinentale Charakter dieser Küsten kommt klar zur Erscheinung, wenn man bedenkt, dass diese 
Vorgänge sich auf gleicher Breite mit Neapel abspielen. 
Noch nördlicher, bei Wladiwostok, ist im März an ein Verschwinden des Eises noch nicht zu denken; 
Kapt. Vorsatz von der D. Bark „F. H. Drews“ (No. 1043) giebt folgende anschauliche Schilderung: „Am 
13. März 1879 langte das Schiff in der Posiette Bay (etwas südwestlich von Wladiwostok) an. Wir warfen 
dicht vor dem festen Eis Anker, in der Postenbucht von Nowgorodskoi; wenig treibendes Eis. Bis zum 
18. März lag das Schiff so. Dann wurde von Soldaten ein künstlicher Kanal in das Eis gesägt, wir holten 
in der Rinne näher an Land und machten auf dem Eise mit Trossen fest. Das Löschen erfolgte schnell 
in 4 Tagen, durch Schlitten, die mit Pferden oder Soldaten bespannt waren, und welche längseit vom 
Schiffe kamen.“ Und dies auf gleicher Breite mit Roml 
Es scheinen jedoch die Meeresbuchten in Bezug auf die Dauer der Eisbedeckung je nach der Lage 
sehr verschieden zu sein; so fand Bark „Saturnus“ (No. 2121) am 20. März 1883 die Posiette Bucht frei, 
abgesehen von einem Streifen Eis dicht unter Land, dagegen die Bucht Expedite geschlossen; ja am 4. April 
waren plötzlich beide Buchten mit Treibeis gefüllt; am 6. April auf der Ueberfahrt nach Wladiwostok 
musste bei Kap Goldobin geankert werden, weil west- und nordwärts eine 2 Fuss dicke Eisdecke sich er 
streckte, dazu Treibeis von Süden infolge SE-Bi*ise, sodass das Schiff beschädigt wurde, ebenso ein anderes 
ankommendes Schiff. Endlich am 24. April gelang es, in den Hafen von Wladiwostok zu kommen; am 28. 
war nirgends noch Eis zu sehen. 
Es sei hier auch noch ein Auszug aus dem Journal der Bark „Conrad Hinrich“, Brandt, (No. 1250) 
mitgetheilt, welche von Osten her zwischen den Kurilen durch die La Perouse-Strasse im Frühjahr 1879 
vordrang; man bekommt dabei eine ungefähre Vorstellung davon, wie schwierig noch im April in diesen 
Gewässern die Schifffahrt ist. 
April 12. 
auf 46° 50' 
150° 20' 
« 
14. 
« 46° 10' 
146° 40' 
« 
16. 
« 46° 4' 
144° 23' 
« 
17. 
« 45° 50' 
144° 20' 
« 
23. 
« 45° 50' 
145° 30' 
« 
26. 
« 46° 20' 
144° 50' 
Das Schiff brauchte also 
letzten Ausläufer der Tsushima- 
und stürmisch aus westlichem 
Wir sehen aus alle dem, 
erst im April; von 45° B. an 
„sahen zuerst Treibeis“. Das Schiff tritt augenscheinlich jetzt in den 
Kurilenstrom. Heftige Schneeböen. 
„sahen im Nordosten grosse Felder Treibeis.“ Im selben Eingradfeld später: 
„waren von Eis besetzt, mussten manchmal Kurs ändern, um die schwer 
sten Stücke zu meiden.“ Lufttemperatur: •—0?2 bis —2?4. 
„bekamen von N durch W nach S ein grosses Eisfeld, wollten es durch 
segeln, aber die Stücke (bis 5 Fuss dick) lagen zu dicht.“ 
„sassen 2 Wachen lang fest im Eis.“ 
(also zurückgetrieben!) „sahen im W ein unabsehbares Eisfeld.“ 
„trieben in freiem Wasser; nur wenig Eis.“ 
14 Tage zur Absegelung von 5 1 / 2 Längengrad: am 26. scheint es dann in den 
-Strömung gelangt zu sein. Die Winde waren während der ganzen Zeit steif 
Halbkreis, bis Stärke 9 und 10. 
dass im März etwa bis 40° B. das Eis verschwindet, weiter nördlich aber 
hält es sich gut bis Ende April, Anfang Mai. 
*) Siehe Annalen der Hydrographie 1882, p. 85.
	        
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