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Full text: 14, 1891

Dr. Gerhard Schott: Oberflächen-Temperaturen and Strömungen der Ostasiatischen Gewässer. 
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stattfindet, letztere wird dabei nach Formosa hinüber gedrängt. Die Mittelwertne für benachbarte Eingrad 
felder zeigen Differenzen in gewaltigem Betrage, so ist gefunden: 
23°— 24° 
118°—119° 
12.7, 
23°— 24°) 
119°—120°) 
20.7, 
in den Extremen natürlich noch grösser. 
Bis zu den Pescadores-Inseln reicht der nördlich setzende warme Strom in der Kegel, ja öfter noch 
weiter, zweigt dann aber westwärts ab und geht zurück mit dem südlich setzenden kalten Wasser. So 
erklärt es sich, das manchmal warmes Wasser viel weiter westlich und nördlich in der Strasse gefunden 
wird, als gewöhnlich der Fall ist. 
In umgekehrter Weise wird auch im südlichen Theile der Formosastrasse kaltes Wasser nach Südosten 
und Ost abkurven und dem warmen nördlich setzenden Strom sich anschliessen. Man vergl. hierzu die 
Beobachtungen von S. M. Kreuzer „Nautilus“, von Hoven, am 10.—12. Februar 1887: Strom nach 0 und 
SO 0.5 Sm. pro Stunde, dann nach NO bis 2 Sm. pro Stunde. 1 ) 
Im Allgemeinen erreicht der warme Strom nicht das Nordende von Formosa, wie sich dies auch aus 
dem Erfahrungssatz ergiebt, dass Schiffe im Winter, von Hongkong nach Shanghai bestimmt, in der Formosa 
strasse meist ohne bedeutende Schwierigkeit an der Westküste der Insel bis über die Pescadores hinaus 
zu gelangen vermögen, dann aber die Nordspitze der Insel nur mit grösster Mühe erreichen; es muss schon 
ein guter Segler sein, der hier ohne grossen Zeitaufwand die Strasse auszukreuzen im Stande ist. 2 ) Daher 
wird übereinstimmend für solche Reisen im Winter die Route südlich und östlich um Formosa empfohlen. 
In welcher Weise übrigens der Uebergang aus dem warmen in den kalten Strom erfolgt, mögen 
2 Beispiele zeigen von Schiffen, die von der Djilolostrasse kommend nach Hongkong bestimmt waren: 
D. Bark, „Anton Günther“, Steinbrügge, (S. S. J.-No. 2082.) 
Am 6. Februar 1883. 
Temperaturen 
im Laufe des Tages 
Astron. 
Loggr. 
Strom. 
Wasser: 
22.1 
22.0 
21.3 
20.7 
20.7 19.4 | 
i Mittagsbesteck: 22° 15' 
22° 23' Ì 
| S 73° W 29. 
Luft: 
16.2 
14.8 
15.6 
17.1 
17.3 13.7 | 
s 117° 8' 
117° 36' ! 
Am 7. Februar 1883. 
Wasser: 
18.4 
18.7 
15.3 
14.0 
(4 h p. m.) ! 
i Mittagsbesteck: 22° 10' 
114° 56' 
22° 24' Ì 
115° 2' ! 
| S 22° W T 15 Sm. 
Luft: 
12.3 
11.4 
11.4 
11.8 
Ì 
( Abends 11 Uhr: Lama-Inseln passirt (vor Hongkong). 
Man 
sieht, 
dass weit ab 
von der Küste die Temperatur des Wassers stark fiel, und nicht erst inner- 
halb der Bucht von Hongkong, sowie, dass die Luft ausserordentlich viel kälter als das Wasser war. Dazu 
beachte man die Versetzungen, denen das Schiff unterworfen war. 
Die zunehmende Abkühlung erklärt sich aus dem tieferen Eindringen des Schiffes in den kalten Strom 
und aus der grösseren Annäherung an den kalten Kontinent, welcher auf die Flachsee und deren Temperatur 
.bedeutend einzuwirken vermag. 
Oft . tritt der Eintritt in das kalte Wasser viel unvermittelter auf als in obigem Falle; so fand die 
D. Bark „Gerd Heye“, Ladewigs, (J.-No. 1772) auf 21° 50', 118° 8', 22?2 (Luft 18?0) und auf 22°—116°— 
18?0 (Luft 14?2), nach Passirung von Pedro Blanco 13?1 (Luft 12?0). Dies ist ein solcher Fall, in welchem 
eine Komplikation beider Phaenomene vielleicht vorliegt, kalter Strom ausserhalb des Hafens und dazu 
noch innerhalb Auftrieb, der Wind war ENE bis EzN4—3. 
So beobachtete auch Bark „Bodild“, Hacke (J.-No. 1648) im Hafen von Hongkong etwas steigende 
Wasser-Temperatur bei flauem Wind und bei W-Wind, fallende Temperatur bei zunehmendem E, NE und 
besonders bei SE, doch erreichten die Differenzen im Maximum noch nicht 3° (17?0 Max., 14?2 Min.) 
Bei der sehr geschützten Lage Hongkongs kann, wie man sieht, das Phaenomen aufsteigenden Wassers 
wohl zu Stande kommen, man erkennt aber auch, dass die sich so ergebende Abkühlung nicht im 
Entfernten die Kälte dieser ganzen Küstengewässer zu erklären vermag. 
*) Annalen der Hydrographie 1887, p 213. 
2 ) Siehe das Strombild (Fig. 2 auf Tafel 7).
	        
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