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Full text: 14, 1891

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 3 — 
Ausdruck für die im NE-Monsun nach S und SW setzende Strömung der westlichen Chinasee; der NE 
treibt von dem westlichen Theile der Formosastrasse und auch von den Bashees, Wo meist ein harter NE 
steht, und von dem Balintang-Kanal hinweg das Wasser in W-, dann WSW- bis SW-Richtung in die 
Chinasee hinein; die westlich der genannten Inseln zahlreich beobachteten westlichen Versetzungen deuten 
uns an, dass hier von der aequatorialen Strömung abzweigend ein Theil warmen Wassers weggeführt wird 
nach W, etwa parallel der 25°-Isotherme, dieses Wasser erscheint natürlich, in südlichere Breiten gelangend, 
relativ kalt. 
Auf diese Weise entsteht zwischen der Saigonküste und der von Palawan auf gleicher Breite eine 
mittlere Temperatur-Differenz von 4°. Diese Trift nach SW reicht aber viel weiter südlich, und kann ohne 
Schwierigkeit bis zur Linie verfolgt werden. 
Bemerkt wird ferner, dass diese Strömung den Golf von Siam nicht umkreist, wie es die Isothermen 
ganz evident ergeben, wiederum ein gutes Beispiel für unsere oben aufgestellte Behauptung über das Ver 
halten der Strömungen gegenüber den Meeresbuchten. Auch der Golf von Tongking scheint unberührt zu 
bleiben, und das kühle Wasser nur an der Ostküste von Hainan südwärts zu gehen, - wenigstens deuten die 
wenigen Zahlen, die hier zu Gebote standen, daraufhin, es kann aber dies mit Sicherheit nicht gesagt werden. 
Mit dem Kreislauf der Gewässer der Chinasee stimmen sehr gut überein die von der Küste Borneos 
an bis nach Kap Bojeador hinauf beobachteten höheren Temperaturen: hier drängt von Süden her Wasser 
nach Norden, zum Ersatz des auf der Westseite hinabfliessenden Wassers; je näher dem Ursprung der 
Triftströmung des NE-Monsuns, desto kräftiger ist die Kompensations-Strömung, daher wird dicht unter der 
Küste von Luzon von Manila an nordwärts der Nordstrom meist ziemlich kräftig angetroffen und ist den auf 
kreuzenden Schiffen sehr förderlich; weiter nach Süd wird er immer schwächer, zumal da auch der NE- 
Wind mehr Seeraum vor sich hat. 
Es bestätigt sich hier auch aus dem Isothermen-Verlauf die Segelanweisung, welche besagt, dass man 
im Winter nach Norden nur dann Aussicht hat zu gelangen, wenn man dicht an den östlichen Küsten auf 
arbeitet, zumal der Wind hier gern sehr östlich ist. 
Näher wird hierauf nicht eingegangen, weil die Verhältnisse schon genau untersucht sind von den 
erwähnten beiden Autoren; ’) daher werden auch am Ende dieses Abschnittes keine Journal-Auszüge als 
Beispiele für diese Gegenden gegeben. 
Es erübrigt die Betrachtung der Verhältnisse in der Formosastrasse und im Gelben Meere. 
Die Tiefenkarte zeigte uns, dass wir es hier ausschliesslich mit Flachsee zu thun haben, und wir 
können nicht umhin, die auffällige Konkordanz der Richtung der Isothermen und des Verlaufes der 100- 
Fadenlinie von Formosa an nach den Goto-Inseln hin zu konstatiren. 
Die Verhältnisse in der Formosastrasse sind nach unserer Meinung die interessantesten im ganzen 
Gebiete. Ein Theil der in ihrer Hauptmasse östlich von Formosa laufenden aequatorialen Strömung wird 
in die Chinasee hineingeführt, 2 ) ein dritter Theil aber zweigt an der Südspitze Formosas ab und dringt bis 
etwa 24° B. an der Westküste dieser Insel nördlich, was erleichtert wird, weil hier in Lee der Insel der 
Monsun nur mässig auftritt. Der übrige Theil der Strasse wird vollständig von einer sehr 
kalten Strömung, die parallel der chinesischen Küste nach SW setzt, eingenommen. 
Wir erblicken in derselben den Abfluss des Gelben Meeres, der im Winter unter Einfluss 
der NW-Winde bis etwa 29° B. und 125° L. nach S und SSO und von da unter dem Einfluss des NE- 
Monsuns nach S, SSW und SW setzt. 
Es ist unnöthig, anzunehmen, dass die kalten Temperaturen des Wassers auf aufquellendes Tiefen 
wasser zurückzuführen seien; die kalten Temperaturen des Wassers des Gelben Meeres reichen vielmehr zu 
einer befriedigenden Erklärung des kalten Wassers bis nach Hongkong hinunter vollkommen aus; wir 
haben bei der ausserordentlich starken Abkühlung, die der asiatische Kontinent bis dicht an die Küsten 
im Winter erleidet, keinen Grund anzunehmen, dass dieses aus dem Gelben Meere kommende Wasser auf 
seinem Lauf nach Süd sich mehr erwärmen müsste, als wir es finden; im Gegentheil: die Luft ist bis nach 
Hongkong hinunter noch kälter als das Wasser; dies zeigen nicht nur die einzelnen Schiffsjournale, aus 
denen unten einige Zahlen mitgetheilt werden sollen, sondern auch die Publikation des Niederländischen 
Meteorologischen Institutes 8 ) für das Fünfgradfeld 20°-—25° N. B. und 115°—120° 0. L. 
’) Siehe p. 7, Aran, 1 u. 2. 2 ) Siehe oben p. 12. 3 ) Siehe p. 3.
	        
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