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Full text: 14, 1891

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 3 — 
Hierin erblicken wir nicht etwa eine nach SW gerichtete kontinuirliche und dauernde Bewegung von 
kühlerem (polaren) Wasser; es ist vielmehr der unter dem Einfluss der NW- und NE-Winde in Windungen 
vorwärts drängende Strom, welcher bald hoch nördlich, bald östlich und südöstlich setzt. Dies stellen auch 
die direkten Strom - Beobachtungen ausser Zweifel. Wir werden in anderen Monaten dieses wellenförmige 
Vordringen noch viel intensiver finden, es ist aber immer derselbe Vorgang. 
Man kann sich denselben nicht besser versinnlichen als durch das Fliessen eines Festlandflusses, der 
gebannt in seine Ufer nach den verschiedenen Himmelsrichtungen läuft: bei dem Kuro-shiwo vertreten die 
NW- und die östlichen Winde die beiden Ufer; der warme Strom fliesst entlang der mittleren Richtungs 
achse der Isothermen, etwa in der durch die Skizze (Fig. 1, Tafel 7) angegebenen Weise. 
Wir legen also das Hauptgewicht darauf, dass in diesen sogenannten Streifen nicht Wasser von ver 
schiedenen Stromsystemen gemischt ist, sondern dass es von einem und demselben Strome stammt, das 
aber verschieden temperirt ist wegen des gekrümmten Laufes der Isothermen, insofern Wasser von höheren 
Breiten aequatorwärts abkurvt und daneben von niederen Breiten Wasser intensiv nach N dringt. Auf 
diese Weise können wir die Kontinuität des Stromes wahren, was sonst unmöglich erscheint, wenn man 
aequatoriales und polares Wasser abwechseln lässt: man muss sonst wenigstens zu dem Hülfsmittel greifen, 
dass man die zwei generell verschiedenen Ströme vertikal über-, bezüglich unter einander verlaufen lässt, 
ein Prozess, der trotz mancher einschlägigen Beobachtungen doch nicht genügend in Bezug auf die letzten 
mechanischen Vorgänge aufgeklärt ist. 
Es muss noch betont werden, dass wir diese unsere Anschauung nur für den hier von uns behandelten 
Theil des Kuro-shiwo vertreten; auf östlicheren Längen, unter welchen nach den vorliegenden wenigen 
Beobachtungen kaltes Wasser südlicher zu gehen scheint, kann gar wohl eine wirkliche Durchsetzung von 
aequatorialem und polarem Wasser eintreten, weil daselbst beide Ströme schon sehr ihrer Auflösung nahe ge 
kommen sind und ein gegenseitiges Aufsaugen und Uebergehen der einen Strömung in die andere möglich ist. 
Für das in Rede stehende Gebiet halten wir aber unsere Auffassungsweise aufrecht, da alle in dem 
selben beobachteten Temperatur-Differenzen sich auf die angegebene Weise sehr gut erklären lassen und 
zudem die östlichen Versetzungen grade auf den Ueberfahrten von Japan nach San Francisco, weiche 
unter 140° und 150° L. zwischen 35° und 36° B. verlaufen, so sehr die Regel bilden, dass man nicht an 
nehmen könnte, der Strom sei an 2, 3, ja 4 Stellen weiter südlich und westlich vollständig durch südwest 
lichen polaren Strom durchbrochen. Derselbe müsste sich auch, wenn er vorhanden wäre, durch die sehr 
leicht auffallende Verfärbung des Wassers kenntlich machen; diesbezügliche Andeutungen sind aber für die 
Gewässer südlich von 35° B. nirgends in den Journalen gefunden worden, und auch weiter nördlich (bis 
38° B., wo der Zusammenstoss mit dem polaren Strom stattfindet) nur einmal, und ztvar ist es eine Beob 
achtung aus dem Juni, betrifft ungefähr 36° B. und 147° L. und soll unter § 5 (Juni) besprochen werden. 
Nach unserer Meinung hat auch der „Challenger“ auf seiner Fahrt im Anfang April 1875 von Neu Guinea 
nach Yokohama Streifen von eigentlich aequatorialem und polarem Wasser nicht durchschnitten, man vergl. 
seine unter § 3 (April) angegebenen Messungen und das dazu Bemerkte. Der „Challenger“ hat erst auf der 
Reise von Yokohama nach Honolulu im Juni 1875 unter 35° 20' B., 153° 29' L., als er sich bereits am 
Rande des Kuro-shiwo befand, polares Wasser getroffen. * *) 
Es muss falsche Vorstellungen erwecken, wenn Findlay 2 ) drei vom hohen Norden her nach SW und 
W durchgeführte kalte Ströme in den Kuro-shiwo hineinlaufen lässt, den einen gar bis nach 25° B., 130° L. 
In diesem so erklärten krummlinigen, wellenförmigen Vordringen des Stromes ist auch ein Grund zu 
sehen für die ohne graphische Darstellung schwer verständlichen, scheinbar ganz systemlosen, im Kuro-shiwo 
beobachteten Versetzungen. Wir verweisen hier im Voraus auf die am Schlüsse dieses § gegebenen Aus 
züge aus den Schiffs-Tagebüchern. 
Der sogenannte kalte Strom, der sich im W 7 inter besonders deutlich an der japanischen Südküste 
bemerkbar macht und sich, ähnlich den Verhältnissen an der nordamerikanischen Küste, einschiebt zwischen 
dem Kuro-shiwo und dem Land, ist nach unserer Ueberzeugung nichts weiter als ein Neerstrom; die 
Isothermen schliessen es absolut aus, ihn als einen polaren Strom im eigentlichen Sinne des Wortes an 
zusprechen; das besonders von Jnaboye Saki an bis Oshima dicht an Land nach W setzende Wasser mit 
q Sielie auch Handbuch der Ozeanogr. I, p. 282. 
*) North Pacific Oceaa, III. edifc, auf der Strömungskarte.
	        
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