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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S90 No. 1 —
am 10. Oktober 1817 zu Kloetingen in Holland (Provinz Seeland). Er promovirte nach zurückgelegten
Studien als Dr. der Naturwissenschaften mit der Dissertation: De Synaphia et Prosaphia. Schon im fol
genden Jahre wurde er als Privatdocent für Mineralogie und Geologie in Utrecht angestellt , wendete sich
aber alsbald einer streng physikalischen Richtung zu und übernahm im Jahre 1849 sogar die Bericht
erstattung in den „Fortschritte der Physik“, für welche er die ersten Berichte über Meteorologie geliefert
hat. In dieser Veröffentlichung erschienen in den darauf folgenden Jahren eine Reihe bedeutsamer Be
sprechungen und selbstständige Arbeiten aus der Feder des hervorragenden holländischen Gelehrten. Seine
literarische und Forschungs-Thätigkeit war durchaus nicht eng begrenzt und bewegte sich vielmehr auf den
verschiedensten Gebieten. Wir erwähnen hier nur „Eenheid van physische en chemische verandering als
uiting van beweging en aantrekking van kleene deoltjes“, „Geen scherpe grenslijnen tusschen den toestand
als vast lichaam vloeistof of gas. In alle gevallen is de stof in evenwieht, bij verscliillenden moleculen-
afstand, door dezelfde wet beheerscht“ u. a. m. Im Jahre 1854 wurden die ersten Anfänge der meteoro
logischen Thätigkeit Buys-Ballots, wobei ihm Dr. F. W C. Krecke zur Seite stand, dadurch besonders belohnt,
dass der holländische Minister Thorbecke unter der Direktion Buys-Ballots das Königliche Meteorologische
Institut gründete. Schon am 1. Dezember 1849 hatten die regelmässigen ununterbrochenen meteorologischen
Beobachtungen in Utrecht ihren Anfang genommen. Es erhob sich das Institut rasch zu einer grossen
Blüthe und die Arbeiten desselben, namentlich auf dem Gebiete der maritimen Meteorologie, erwarben sich
die Anerkennung der ganzen gebildeten Welt. Die Annalen der Geschichte der meteorologischen Wissen
schaft sind angefüllt mit den Früchten der unermüdlichen und segensreichen Thätigkeit des verdienstvollen
Mannes.
Herr Professor W. von Bezold widmete in der Sitzung vom 21. Februar 1890 der Physikalischen
Gesellschaft in Berlin dem verstorbenen Freunde und Kollegen einen warmen Nachruf, dem wir des allge
meinen Interesses wegen die folgenden Stellen zu entlehnen uns erlauben.
„Im Bande der „Fortschritte der Physik“ für 1848 sehliesst Buys-Ballot die Besprechung von Dove’s
Untersuchung: „Ueber die nichtperiodische Aenderung der Temperatur-Veitheilung an der Oberfläche der
Erde“ und dessen „Monats-Isothermen“ mit dem folgenden Appell an den Autor: „seinen grossen Einfluss
auzuwenden, um die meteorologischen Arbeiten zu zentralisiren“ und fügt in für seine liebenswürdige Per
sönlichkeit bezeichnender Weise hinzu, „jeder würde gewiss unter seiner Leitung säen und pflügen, und er
selbst würde bald eine reiche Ernte erblicken.“ Fernerhin heisst es:
„Im nächsten Jahrgange (1849) benutzte er die Besprechung einer von Ban al und Bixio am 27. Juli 1850
unternommenen wissenschaftlichen Luftfahrt, zu deren besseren Verwerthung man an verschiedenen Orten
Frankreichs einige Tage hinter einander von Viertelstunde zu Viertelstunde meteorologische Aufzeichnungen
gemacht hatte, um in nachdrücklichster Weise die Wichtigkeit solch gleichzeitiger Beobachtungen, d. h. die
Bedeutung der synoptischen Methode zu betonen.
„So hat er denn in den Schriften der physikalischen Gesellschaft in Berlin in drei aufeinander folgenden
Jahren gewissermaassen das Programm aufgestellt für die moderne meteorologische Forschung, ein Programm,
dessen stetiger Weiterentwickelung und Durchführung er sein ganzes Leben widmete.
„Den entscheidenden Schritt in dieser Richtung that er aber mit einem ebenfalls in Deutschland er
schienenen Aufsätze, der unter dem Titel: „Graphische Methode zur gleichzeitigen Darstellung der Witterungs
erscheinungen von vielen Orten“ die ersten Wetterkarten enthält.
„Es ist überflüssig auseinander zu setzen, welch’ eine wissenschaftliche That hiermit vollbracht war,
erblicken wir doch heut zu Tage in diesen Karten eines der wichtigsten Hülfsmittel der Forschung, während
sie für die Vorhersage der Witterung fast die einzige Grundlage bilden.
„Aber noch unter einem andern Gesichtspunkte bietet die eben besprochene Abhandlung ganz beson
deres Interesse.
„Man findet nämlich in derselben die erste scharfe Unterscheidung zwischen „Klima“ und „Wetter“,
zwischen „Klimatologie“ und „Meteorologie“ im engeren Sinne des Wortes.
„Diese Begriffsbestimmung aber bezeichnet einen ganz gewaltigen Fortschritt, da sie den Ausdruck
bildet für die klare Erkeuntniss der Ziele, nach denen hin der Ausbau der Wissenschaft zu erfolgen hat
und von denen man früher beinahe nur das eine, nämlich die klimatologische Forschung in’s Auge
gefasst hatte.