A. Allgemeiner* Bericht.
I. Einleitung.
Die Arbeiten der Deutschen Seewarte nahmen im Laufe d. J. 1890 ihren ungestörten Fortgang, denn,
wenn auch die Abhaltung des immer noch nicht definitiv eingerichteten Lehrkursus in mancher Hinsicht
störend einwirkte, so konnten doch Anordnungen getroffen werden, die eine Beeinträchtigung der Leistungs
fähigkeit des Institutes verhinderten. Die im letzten Jahre in Aussicht genommene Errichtung einer Zweig
station (Haupt-Agentur) im Freihafen-Gebiete konnte mit dem neuen Etatsjahre zur Durchführung gelangen,
wodurch der Thätigkeit innerhalb des Hafens von Hamburg eine nicht unerhebliche Förderung zugewendet
wurde. Es war dies um so erwünschter, als die gegen Ende des Berichtsjahres durch die Funktationen
des zum Gesetze erhobenen Berufsgenos3enschafts-Statutes herbeigeführte Massenprüfung von Scliiffspositions-
Laterneu anderenfalls höchst nachtheilig hätte wirken müssen. Wir werden an einer anderen Stelle dieses
Berichtes auf den Gegenstand zurückzukommen haben, da durch diese Prüfung nicht nur die Organe der
Seewarte in Hamburg berührt, sondern auch jene in den Haupt-Hafenorten an der deutschen Küste in Mit
leidenschaft gezogen wurden.
Auch die Einführung des elektrischen Lichtes zur Beleuchtung von grösseren Dampfern und die Ein
wirkung der diesbezüglichen Anlagen auf die zur Navigirung erforderlichen Kompasse nahm die Aufmerk
samkeit der Beamten der Seewarte in erhöhtem Maasse in Anspruch und werden wir auch hierauf im
weiteren Verlaufe der Ausführungen dieses Berichtes des Näheren zurückzukommen haben.
Schon seit einigen Jahren hatte sich die Nothweudigkeit ergeben, für die Prüfung von Schiffs-Chrono
metern ein geräumigeres und zweckmässiger eingerichtetes Dienstlokal zur Verfügung gestellt zu erhalten.
Besonders wünschenswerth war es, sobald als möglich einen llaum zugewiesen zu haben, in welchem die
Temperatur ganz oder nahezu konstant erhalten werden könnte. Da Se. Excellenz der Staatssekretär des
Reichs-Marine-Amtes sich dahin schlüssig machte, ein neues Dienst-Gebäude für das Chronometer-Institut
der Seewarte zu beschaffen, so wurde die Direktion angewiesen, den Plan für ein solches Gebäude nebst
Kostenanschlag zu entwerfen und die damit in Verbindung stehenden Arbeiten der Art zu beschleunigen,
dass mit dem Beginne des Etatsjahres 1891/92 an die Ausführung des Baues geschritten werden könne. Die
Direktion, sowie die Abtheilung IV waren durch diese späterhin näher zu besprechenden Arbeiten um die
Mitte des Berichtsjahres sehr in Anspruch genommen.
II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
. 1. Allgemeines.
Die im Laufe des Vorjahres begonnenen Reparaturen an der Aussenseite des Dienst-Gebäudes der
Seewarte wurden während des Berichts-Jahres vervollständigt und zu Ende geführt. Es ist im Jahres-
Berichte XII schon darauf hingewiesen worden, dass die exponirte Lage des Dienst-Gebäudes durchgreifende
Reparaturen unabweisbar machte. Aber auch im Innern mussten nicht unerhebliche Reparaturen und
Aenderungeu vorgenommen werden, welche aber in keiner Weise störend auf den Fortgang der Arbeiten
ein wirkten.
Archiv 1890. 1.
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