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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1889 No. 1 —
Von Uhrmachern wurden der Abtheilung neben den für die Konkurrenz-Prüfung bestimmten Uhren 5,
sowie von wissenschaftlichen Instituten, der Plankton-Expedition, Behörden, Forschungs-Reisenden und dem
Seeamte von Hamburg 10 Chronometer zur Prüfung übergeben. Desgleichen wurden auf Veranlassung der
Kaiserlichen Admiralität 13 Instrumente geprüft; ferner wurde von einem Fabrikanten eine Pendeluhr zur
Untersuchung übergeben.
Die Chronometer-Konkurrenz-Prüfung. In den Tagen vom 11. November 1888 bis 20. April 1889
wurde die zwölfte Allgemeine Konkurrenz - Prüfung von Marine - Chronometern abgehalten. Es betheiligten
sich an derselben 7 deutsche Fabrikanten durch Einlieferung von — im Ganzen — 22 Chronometern.
Der Modus der Untersuchung war im Allgemeinen derselbe, wie hei den elf vorangegangenen Chronometer-
Konkurrenz-Prüfungen. Von den eingelieferten Uhren erhielten 3 das Prädikat „ausgezeichnet“ und 10 das
Prädikat „recht gut“, beziehungsweise „gut“. Im Allgemeinen zeigte sich in den Resultaten dieser Prüfung
gegenüber den vorhergehenden, namentlich der achten und neunten Konkurrenz, ein kleiner Rückschritt in
der Gesammt-Leistung; besonders traten bei einigen Chronometern stärkere Mängel in der Kompensation
hervor. Ein eingehender Bericht über diese zwölfte Konkurrenz-Prüfung findet sich in den „Annalen der
Hydrographie und Maritimen Meteorologie“, Jahrgang 1889, Heft VIII, dem eine wissenschaftliche Bearbeitung
der Ergebnisse derselben, namentlich die Berechnung der Gangformeln für sämmtliche eingelieferte Chrono
meter von Dr. C. Stechert beigefügt ist. Von den geprüften Instrumenten wurden 3 Seitens der Kaiser
lichen Admiralität und 2 von wissenschaftlichen Anstalten angekauft.
Prüfung der Präzisions - Taschenuhren. In den im Jahre 1889 abgehaltenen 6 Prüfungen wurden im
Ganzen 38 Präzisions-Taschenuhren — darunter 17 zur grossen Prüfung — eingeliefert. Diese Prüfungen
ergaben im Allgemeinen ein sehr befriedigendes Resultat, und nur in 5 Fällen konnte den Fabrikanten ein
Attest nicht verabreicht werden. Unter den eingelieferten Uhren befanden sich auch einzelne mit, von den
Einwirkungen des Magnetismus freier Palladium-Spirale. Ausserdem wurden noch auf Wunsch wissen
schaftlicher Institute 3 Präzisions-Taschenuhren eingehend untersucht.
Wissenschaftliche Arbeiten und Untersuchungen. In dem letzten Jahres-Berichte, dem elften, wurde
auf Seite 39 und 40, sowie auf Seite 42—44 eingehend über Untersuchungen berichtet, welche zum Zwecke
der Ermittelung des Einflusses der Luft-Feuchtigkeit auf die Chronometer in der Abtheilung IV, beziehungs
weise im Haupt-Gebäude der Seewarte angestellt worden sind. Wenn auch die Resultate jener Unter
suchungen nach der Ansicht der Direktion nahezu entscheidend waren, wie dies in einem grösseren Berichte,
welcher in den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Jahrgang 1889, Heft III, Seite 107—118
veröffentlicht worden ist,*) dargethan wurde, so schien es Sr. Exellenz dem Herrn Staats-Sekretär des Reichs-
Marine-Amtes doch zweckmässig, eine abermalige Versuchsreihe über denselben Gegenstand anzustellen.
Demgemäss wurde im Frühjahre des Berichts-Jahres mit der Untersuchung einer grösseren Anzahl von
Instrumenten begonnen; allein es mussten diese Untersuchungen, da wegen Mangels eines Raumes, in
welchem die Temperatur konstant erhalten werden konnte, brauchbare Resultate nicht zu erwarten waren,
im Monat Mai abgebrochen werden. Erst Anfang Oktober des Berichts-Jahres konnten die in Rede stehenden
Untersuchungen wieder aufgenommen werden und wurden denn auch bis zum 10. Dezember zu Ende
geführt. Während der Wintermonate ist es möglich in dem Lichthofe der Seewarte die Temperatur in
genügendem Grade konstant zu erhalten. In naher Verbindung mit diesen Untersuchungen steht die Frage
über die Tauglichkeit der an den Instrumenten anzubringenden Schutzvorrichtungen gegen die Einflüsse
der Feuchtigkeit. Auch hierüber wurden im Anschlüsse an die vorigjährigen Untersuchungen — siehe
Jahres-Baricht XI, Seite 42—-45 — in den letzten Monaten des Berichts-Jahres und bis in den Januar 1890
hinein ausführliche Versuche angestellt, worüber in einem grösseren Berichte das Wesentlichste niedergelegt
werden soll. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit wurde der Frage gewidmet, ob nicht bei einem möglichst
strengen Abschlüsse der Gehäuse gegen die Schwankungen des äusseren Luftdruckes Differenzen erzeugt
würden, welche in Gangstörungen einen unbestimmbaren Einfluss äussern könnten. Der Mechaniker der See
warte, Herr E. A. Z sch au, war beauftragt worden, in Gemässheit der Ergebnisse der im vorhergegangenen
*) Bericht über die im Lichthofe der Deutschen Seewarte in der Zeit vom 26. Januar bis 4. Juni 1888 ausgeführten
Untersuchungen zur Ermittelung des Verhaltens von Marine-Chronometern bei verschiedenen Feuchtigkeitsgraden der
atmosphärischen Luft.