Dr. G. Neumayer: II. Rückblick auf die Thätigkeit der See warte.
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Anemometer-) Thurme ein zweites Gestell, welches das zu vergleichende Anemometer aufnehmen konnte, zu
errichten. Dies wurde denn auch Ende Mai 1884 bewerkstelligt, so dass das Stations-Anemometer, das
bisher auf dem Thiirmchen des Seemannshauses funktionirte, aufgestellt werden konnte. Allein erst am
10. Oktober desselben Jahres konnte mit den vergleichenden Beobachtungen versuchsweise vorgegangen
werden. Das betreffende Gestell bestand aus einem vollkommen durchbrochenen, dem Winde beim Durch
streichen keinen Widerstand entgegensetzenden Eisengerüste, und zwar derart, dass das Anemometer
jederzeit nachgesehen und die Ueberzeugung gewonnen werden konnte, dass das Schalenkreuz und die auf
dessen freie Bewegung Bezug habenden Theile in vollster Ordnung, d. h. im normalen Zustande sich be
fanden. Bemerkt muss ferner noch werden, dass, wenn auch die elektrische Registrirung in Anwendung
war, die zur autographischen Aufzeichnung erforderlichen Theile in ganz der gleichen Weise, in welcher
sie sich ehedem auf dem Thurme des Seemannshauses befanden, dem Apparate, angefügt erhalten wurden.
Erforderlichen Falles konnten die auf diesem Wege erhaltenen Aufschreibungen in Streifen des Anemo
graphen) zur Diskussion herangezogen werden, was allerdings nur in ganz wenigen Fällen sich als er
forderlich erwies.
Ueber die Stellung der beiden Schalenkreuze der zu vergleichenden Anemometer zu einander ist noch
das Folgende zu sagen, wobei nicht versäumt werden mag, gleich auch die Stellung des auf einer Stange
von Eisen befestigten Recknagel’sehen Anemometers mit anzugeben:
Das Nor mal-Anemometer (Fuess’sches Instrument) steht auf der Mitte der Plattform des West-
Thurmes, das Stations-Anemometer (früher auf dem Thürmchen des Seemannshauses montirt) stand auf
seinem Gerüste in der nach West gerichteten Ecke und zwar genau W'/aN (gegen Normal-Anemometer,
das Recknagel’sche Anemometer stand SWzW vom Normal-Anemometer. Die Entfernung des Letzteren
vom Stations-Anemometer betrug 2.31 m, jene des Normal-Anemometers vom Anemometer Recknagel 0.99 m
und jene des letzten vom Stations-Anemometer 1.71 m. Die gegenseitige Höhenlage der Anemometer war,
wie folgt:
Höhe des Schalenkreuzes des Normal-Anemometers über der Plattform betrug 5.49 m, über der
Brüstung 4.52 m. (Siehe Seite 1.)
Höhe des Stations-Anemometers (Schalenkreuz) über der Plattform betrug 6.06 m, über der Brüstung
5.09 m.
Höhe des Recknagel’schen Anemometers (Schalenkreuz) über der Plattform betrug 6.21 m, über
der Brüstung 5.24 m.
Am höchsten stand hiernach das Recknagel’sche Anemometer, und das Stations - Anemometer um
0.57 m höher als das Normal-Anemometer.
Diese Differenz in der Höhe der Schalenkreuze schien erforderlich, damit die aus den Schalenkreuzen
bei dem Umschwung um ihre vertikale Axe herausgeschleuderte Luft auf die Bewegung derselben gegen
seitig nicht störend einwirken konnte.
Die gleichzeitigen Aufzeichnungen beider Instrumente beginnen mit dem 11. Januar 1885 und reichen
bis zum 2. Dezember desselben Jahres. In diesem Zeitraum finden sich einige Lücken, hervorgerufen durch
nothwendig gewordene Reparaturen an der Uhr oder an dem Registrir - Mechanismus des einen oder
anderen Instrumentes. Immerhin konnten 6571 Stundenmittel zur Verwerthung von jedem einzelnen Anemo
meter gelangen, ein Material, das reichlich als genügend erscheinen muss, um mit Sicherheit die Angaben
selbst vergleichen zu können.
Es ist hier nicht der Ort, auf die Einzelheiten der W T erthe der Vergleichungen oder auf die Kritik
der erhaltenen Endresultate des Näheren einzugehen; es mag vielmehr auf Grund eines über den Gegen
stand vorliegenden Berichtes genügen, hier hervorzuheben, dass in den mittleren Geschwindigkeiten —
und die Vergleichungen wurden zwischen 0.9 und 25.9 m per Sekunde durchgeführt — die Resultate als
vollkommen entscheidend und zuverlässig zu erachten sind. Bei sehr kleinen Geschwindigkeiten tritt wegen
Ungenauigkeit der Bewegung der Schalenkreuze, bei sehr grossen wegen der geringen Anzahl zur Ver
gleichung zu benutzender Reihen Unsicherheit in der Bestimmung des Reduktionsfaktors ein. Der Reduk
tionsfaktor (/') ist ein Quotient (Angabe des Normal-Anemometer Na dividirt durch die Angaben des
Stations-Anemometers Sta), welcher mit den Angaben des Stations-Anemometers zu multipliziren ist, um
/ N^0/ \
die Angaben des Normal-Anemometer zu erhalten I Sta X / = Na oder —f- — Sta).