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Full text: 11, 1888

Dr. Hugo Meyer: Die Niederschlags-Verhältnisse von Deutschland etc. 
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meteorologischer Stationen, für deren Vertheilung natürlicli andere Gesichtspunkte als die klimatologischer 
Forschung maassgebend sein mussten. Der Jahrgang 1876 ist, wie gesagt, nicht ganz vollständig, zudem 
enthält er, wie bei der Neuheit des Dienstes nicht wohl anders zu erwarten ist, mancherlei Lücken; ich 
habe ihn daher fortgelassen und stütze mich in diesem Kapitel auf nur neunjährige Beobachtungen, nämlich 
auf die von 1877—85. Aber auch in diesen Jahren finden sich hin und wieder bei allen Stationen mehr 
oder minder grosse Lücken, die nur für einen Theil der berichtenden Orte, und auch für diese nicht immer 
vollständig in den „Korrekturen und Nachträgen“ ausgefüllt sind. So ist die Gesammtzahl aller Beob- 
tungen nicht für alle Stationen dieselbe. Wenn sich für einen Ort zu viel Lücken fanden, oder von ihm 
nicht lange genug berichtet wurde, habe ich ihn fortgelassen, sonst aber alle Stationen des Inlandes benutzt. 
Helgoland, Wilhelmshaven, Crefeld, Magdeburg, Grüneberg, Thorn fielen aus besagten Gründen fort. Königs 
berg ist von Juli bis Dezember 1877 durch Gumbinnen vertreten, diese beiden Reihen sind direkt vereinigt, 
ebenso Wustrow mit Warnemünde und Cöslin mit Rügenwaldermünde. Münster und Altkirch wurden, 
obwohl sie nicht die ganze Zeit hindurch berichteten, doch ihrer Lage wegen beibehalten. 
Ein Theil der Stationen berichtet täglich dreimal, die Mehrzahl nur vom Morgen und Abend, es wird 
sich demnach die tägliche Periode der absoluten Regen-Wahrscheinlichkeit nur recht mangel 
haft beurtheilen lassen. Diesem Zwecke dient Tab. 14, in welcher die drei Beobachtungstermine mit I, II, 
III bezeichnet sind. Soweit man sieht, sind die Aenderungen der absoluten Regen-Wahrscheinlichkeit im 
Laufe des Tages nicht sehr bedeutend; im Herbst und Winter ist an den Küsten und im norddeutschen 
Tieflande die Regen-Wahrscheinlichkeit nach den Abendterminen am grössten, in Süddeutschland tritt (mit 
einigen Ausnahmen) der Morgen an die Stelle des Abends. Im Frühling und Sommer liegen die Dinge bei 
den verschiedenen Orten so sehr verschieden, dass sich eine allgemeine Regel nicht aufstellen lässt. Der 
Nachmittagswerth ist im Frühling und Herbst fast überall kleiner als der des Morgens und der des Abends, 
im Winter und Sommer fällt er zumeist zwischen diese beiden. 
Bei diesen geringen Unterschieden in den Werthen für die verschiedenen Termine des Tages könnte 
es vielleicht unbedenklich sein, bei der weiteren Behandlung die aus zwei täglichen Terminen berechneten 
Wahrscheinlichkeiten mit denen aus drei Beobachtungen auf gleiche Stufe zu stellen; dennoch habe ich es 
nicht gethan, ich habe mich vielmehr, um die Vergleichbarkeit der Werthe möglichst wenig zu beeinträch 
tigen, auf die Morgen- und Abendbeobachtungen allein beschränkt. Da aber die Genauigkeit der Resultate 
um so grösser ist, je grösser die Anzahl der Beobachtungen ist, so habe ich für diejenigen Orte, für welche 
drei tägliche Meldungen bekannt sind, die absolute Regen-Wahrscheinlichkeit doppelt berechnet, einmal aus 
den Beobachtungen aller Termine, dann aus denen vom Morgen und Abend allein, um zu sehen, ob dadurch 
die jährliche Periode merklich beeinflusst wird. Wie Tab. 15 zeigt, ist das allerdings bei einigen 
Stationen (Swinemünde, Kiel, Breslau) der Fall, es erscheint bei ihnen das Maximum auf den Herbst ver 
schoben, während es nach den genaueren Werthen auf den Winter fällt. Leider ist die Zahl der zur Ver 
gleichung heranzuziehenden Stationen für das Binnenland zu beschränkt, es dürfte sich sonst der Gang der 
absoluten Wahrscheinlichkeit von Niederschlag, wie er durch Tab. 16 nach zwei täglichen Beobachtungen 
dargestellt ist, wohl noch etwas gleichmässiger gestalten. Trotz einiger Abweichungen dürften aber die 
folgenden Schlüsse hinreichend sicher gestellt sein. 
An der Nordseeküste fällt der grösste Werth der absoluten Regen-Wahrscheinlichkeit auf den Herbst, 
der kleinste auf den Frühling; der Uebergang zur Ostsee verschiebt zunächst das Minimum auf den Sommer 
und dann das Maximum auf den Winter, diese Form der Jahreskurve kommt auch dem Binnenlande zu, nur 
München und Friedrichshafen weichen hiervon ab, indem hier der grösste Werth im Frühling erscheint. 
Für die Hauptstationen gebe ich zur schärferen Fixirung der Jahresperiode (aus 8 täglichen Meldungen) 
in Tab. 17 die mittleren Wahrscheinlichkeiten auch für die einzelnen Monate. Die Periode ist danach eine 
doppelte; das Hauptmaximum fällt an der Küste auf den November, im Binnenlande auf den Dezember, das 
zweite Maximum tritt im Februar ein, nur an den kontinentalsten Stationen, Breslau und München, im 
März. Das eine Minimum liegt im Januar, das andere findet im Westen früher statt als im Osten, im 
April, Mai oder Juni. 
Von den mancherlei interessanten Punkten, welche die Vergleichung der absoluten Wahrscheinlichkeit 
mit der Häufigkeit der Niederschläge bietet, will ich nur einen hervorheben. Die Zahl der Tage mit 
Niederschlag ist in den Sommermonaten sehr nahe dieselbe wie in den Wintermonaten, dagegen ist die
	        
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