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Full text: 11, 1888

Dr. Hugo Meyer: Die Niederschlags-Verhältnisse von Deutschland etc. 
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im Winter häufig ein Monat ganz ohne Niederschlag verläuft. Es ist hiernach klar, dass der mittleren 
Niederschlagshöhe nicht in allen Zeitabschnitten und nicht an allen Orten dieselbe Bedeutung zukommt, 
und wenn man sie auch in Zukunft als Ausgangspunkt für die Darstellung heihehalten wird, so wird man 
diesen Umstand doch nicht ausser Acht lassen dürfen. 
Noch ein zweiter Punkt behindert in fast allen Arbeiten über den Niederschlag die Vergleichbarkeit 
der monatlichen Höhen, das ist die verschiedene Länge der Monate. Will man die jährliche Periode der 
Niederschlagshöhe rein darstellen, so hat man darauf zu achten, dass das Jahr in gleich lange Zeitabschnitte 
zerlegt wird; denn je länger der Zeitabschnitt, desto grösser wird die zugehörige Niederschlagshöhe sein. 
Es genügen also zur Charakterisirung der jährlichen Periode die direkt beobachteten Monatssummen nicht, 
sie müssen vorher auf gleiche Länge reduzirt werden. Man setzt zu diesem Zwecke die Regenmenge der 
Länge des Monats proportional und berechnet, wieviel die Regenhöhe für eine bestimmte Anzahl von 
Monatstagen (1, 10, 30, 100) durchschnittlich ausmacht. Im Folgenden habe ich angegeben, wieviel 
Regen in 30 Tagen der einzelnen Monate fällt, weil diese Höhe für den „Monat von Normallänge“ den 
direkt beobachteten Grössen am nächsten steht. (Vergl. Kreil, Klimatologie von Böhmen, Wien 1865, S. 43). 
Die Vergleichung der jährlichen Periode bei verschiedenen Orten wird sehr erleichtert, wenn man die 
den einzelnen Monaten entsprechenden, roduzirten Niederschlagshöhen in Prozenten der Jahresmenge 
ausdrückt. 
An die Frage nach der mittleren Regenmenge schliesst sich unmittelbar die nach der Veränderlichkeit 
der Niederschlagshöhe. Als Maass derselben hat man die mittlere Abweichung vom Mittelwerth ohne 
Rücksicht auf das Vorzeichen betrachtet, und dieselbe dann zur Berechnung des wahrscheinlichen Fehlers 
benutzt, der dem Mittelwerthe nach Ablauf einer längeren Reihe von Jahren noch anhafte. Wenn aber 
der Regel nach die positiven /Abweichungen seltener und daher grösser sind als die negativen, so kommt 
der mittleren Abweichung vom Mittel ohne Rücksicht auf den Sinn der Abweichungen nur eine beschränkte 
Bedeutung zu, und wenn man die so berechnete Veränderlichkeit weiter zur Bestimmung des wahrscheinlichen 
Fehlers des Resultats benutzt und mit dessen Hülfe dann die Anzahl der Jahre berechnet, welche erforderlich 
sind, um das Endergebniss bis auf einen gewissen Grad festzustellen, so kommt diesen Zahlen ein um so 
zweifelhafterer Werth zu, je grösser die Verschiedenheit der positiven und negativen Abweichung ist, sie 
können nur Näherungswerthe sein, weiche von den gesuchten zu verschiedenen Zeiten des Jahres und 
an verschiedenen Orten um verschieden viel ab weichen. Die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung 
basiren auf der Annahme, dass positive und negative Abweichungen gleich wahrscheinlich sind, man ist 
daher hier sie anzuwenden nicht eher berechtigt, als bis man bewiesen hat, dass die Nichterfüllung jener 
Annahme hier ohne merklichen Einfluss auf das Resultat der Rechnung ist. Bis dahin halte ich meinen 
Ausspruch, den ich bei anderer Gelegenheit that (Meteorol. Zeitschr. 4, p. 439. 1887), „die ganze Fehler- 
Rechnung in der Meteorologie steht auf schwachen Füssen“, voll aufrecht. 
Zahlen, denen eine den thatsächlichen Verhältnissen weit mehr entsprechende Bedeutung innewohnt, 
als den bisherigen Angaben über die Veränderlichkeit der Regenmenge, erhält man, wenn man die mittlere 
positive und die mittlere negative Anomalie jede für sich behandelt. Dann bekommt man eine obere und 
eine untere Grenze, zwischen denen die Niederschlagshöhe im Mittel zu schwanken pflegt; die mittlere 
Niederschlagshöhe wird der unteren Grenze näher liegen als der oberen. Die Vergleichung der so erhaltenen 
Wcrthe kann unter Umständen dadurch erleichtert werden, dass man die Grösse der Abweichungen in 
Prozenten des Mittelwerthes ausdrückt, dadurch gewinnt man die „relative Schwankung“ (Hann) nach oben 
und unten. — Diese Berechnungen haben natürlich nur dann einen Werth, wenn lange Beobachtungsreihen 
zur Verfügung stehen. 
Von Belang sind ferner die absoluten Extreme der Niederschlagsmenge, welche im Laufe einer immer 
dabei anzugebenden Reihe von Jahren in bestimmten Zeitabschnitten beobachtet wurden. Die extremen 
Werthe der monatlichen Regensummeu haben nur ein theoretisches Interesse insofern, als sie die absolute 
Schwankung kennen lehren; es ist zu erwarten, dass das absolute Maximum vom Mittelwerthe um mehr 
absteht als das absolute Minimum, dass also die Grösse der Schwankung vornehmlich durch intensive und 
andauernde Regen bedingt wird, weniger durch anhaltende Dürre. — Die grössten Regenmengen, welche 
innerhalb eines Tages gefallen sind, haben neben der wissenschaftlichen auch eine hervorragend praktische 
Bedeutung, sie sollten daher in keiner Zusammenstellung der Niederschlags-Verhältnisse eines Ortes fehlen.
	        
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