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Full text: 10, 1887

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wobei von allen Störungen, allen Schwankungen und Unregelmässigkeiten in der Temperatur- und Druck- 
Vertheilung zunächst abgesehen werden soll. Längs ein und desselben Breitengrades wird also konstante 
Temperatur, konstanter Druck und konstante Windgeschwindigkeit vorausgesetzt, so dass nur in meridionaler 
Richtung Differenzen vorliegen. 
7. Die thatsächlich vorhandene Luftzirkulation. 
Voraussetzungen: Es bestehen in allen Höhenschichten nur nieridionale Temperatur-Differenzen, wie sie sich etwa im 
Jahres-Mittel in der Erdatmosphäre finden. 
a) Die Luftzirkulation in der heissen Zone im Allgemeinen. 
Die Luft, welche am Aequator aus höheren Breiten zuströmt, hatte angenähert am Ausgangsorte der 
Bewegung die gleiche Rotations - Geschwindigkeit wie die Erdoberfläche daselbst besitzt, also z. B. am 
10 ten Breitenkreise etwa 458, am 20 sten 437 und am 30 sten etwa 403 m, d. h. 465 cos </> absolute Rotations- 
Geschwindigkeit in westöstlichem Sinne. Am Aequator durcheilt die Erdoberfläche aber 465 m in der 
Sekunde und wird daher die mit geringerer Westost-Rotations-Geschwindigkeit begabte zuströmende Luft 
hinter der Bewegung der Erdoberfläche Zurückbleiben und als Ostwind wehen. Es müsste, wenn durch 
Reibungs-Widerstände kein Verlust an Bewegung herbeigeführt würde, eine Luftmasse, die am 20 sten Kreise 
keine Westost-Windgeschwindigkeit besessen, d. li. ebenso wie die Erdoberfläche daselbst, also mit 437 m 
absoluter Geschwindigkeit, sich bewegt hätte, durch Druck-Differenzen zutn Aequator getrieben, ganz erheb 
lich hinter der Bewegung der Erdoberfläche Zurückbleiben. Nach dem Gesetz der Flächen käme die Luft 
v v' cos 20° 
am Aequator mit der Rotations-Geschwindigkeit 437 • — — 437 • — = 411 m an und würde am 
Aequator desshalb als Ostwind in der Geschwindigkeit 465 — 411 = 54 m wehen. Jener Abnahme der abso 
luten Westost-Geschwindigkeit von 437 auf 411 m, welche sich bei der Entfernung vom Rotations-Mittel 
punkte, d. i. hier bei Entfernung von der Erdachse, vollzieht, würde durch die Arbeit der Druckkräfte her 
beigeführt sein, welche die Luft zum Aequator treiben. Die aus ihnen resultirenden meridionalen Be 
schleunigungen verwandeln sich durch die Rotation in einen Ostwiüd der Stärke 437 — 411 = 26 m, durch dessen 
Hinzutreten die ursprünglich vorhandene Differenz 465 — 437 = 28 m auf 28+26 — 54 m erhöht wird. 
Da nun der äquatorialen Zone von beiden Seiten ausschliesslich nur Luft zufliesst, welche als Ostwind 
weht, wird in dieser ganzen äquatorialen Zone Ostwind vorherrschen. 
Der Ostwind erfährt durch die Erdrotation eine vom Aequator zum Pole weisende Ablenkung, drängt 
die Luft vom Aequator fort und ruft daselbst solange Druckverminderung hervor, bis die Fläche gleichen 
Druckes schräge zum Aequator sich neigt und also die Wirkung dieses Gefälles die Wirkung der polwärts 
drängenden Fliehkraft aufhebt. Wir erkennen also als noth- 
wendige Folge des in der heissen Zone herrschenden Ostwindes 
die Ausbildung eines die ganze Erde am Aequator umspannen 
den Gürtels niedrigen Luftdruckes. Durch die bestehenden 
Temperatur-Differenzen wird die Ausbildung schwachen Druckes 
am Aequator in Nähe der Erdoberfläche vermehrt, in der Höhe 
aber vermindert, oder gar beseitigt. Dies ergiebt sich leicht 
aus der polaren Konvergenz, resp. äquatorialen Divergenz der 
Die Ablenkung 
Flächen gleichen Druckes. 
In den unteren Schichten treibt das Gefälle die Luft mit 
der Beschleunigung zum Aequator hin. 
durch Erdrotation ist im Ostwinde zum Pole gerichtet und 
beträgt 2 v oo sin f, so dass als resultirende zum Aequator 
gerichtete Beschleunigung ~ - 
2 v cs sin y> >0 verbleibt. Der 
Richtung dieser Beschleunigung folgend, strömt unten die Luft 
nach der Aequator-Gegend hin, wodurch die Ost-Passate entstehen. In sehr hohen Schichten der Atmosphäre 
kehrt sich das Gefälle um und treibt hier im Bereiche des Ostwindes sowohl die Gefäll-Beschleunigung gjn 
als auch die ablenkende Beschleunigung 2 v co sin cp die Luft höheren Breiten zu. Die also sich entwickelnden
	        
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