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Full text: 9, 1886

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In neuester Zeit hat das Interesse an den Erscheinungen am Wolkenhimmel erheblich zugenommen, 
und sind diese Erscheinungen für die Zwecke der ausübenden Witterungskunde von so hervorragender 
Bedeutung, dass es in hohem Maasse wünschenswerth erschien, dass die Aufnahme von Wolkenbeobacht 
ungen in das täglich zu bearbeitende wettertelegraphische Material nicht mehr verschoben werden konnte, 
um so weniger, als bereits in Nordamerika und in Grossbritannien mit telegraphischen Berichten von 
WolkenbeobaehtuDgen vorgegangen war und zwar, soweit bekannt ist, nicht ohne Erfolg. Eine derartige 
telegraphische Berichterstattung wurde von der Seewarte nur auf die Inlandstationen beschränkt und soll 
weiter auf das Ausland, namentlich auf den Westen, ausgedehnt werden, sobald dieses irgendwie thunlich 
ist. Es dürfte daher die Mittheilung von einigem Interesse sein, dass vom 1. Januar 1886 an für das In 
land dem Wettertelegramme am Morgen und ebenso am Nachmittage eine weitere Gruppe beigefügt wurde 
nach dem Schema: 
Fi ZZ SiSi 
in welchem bedeutet: 
Fi = Form der oberen Wolken: 
0 = keine oberen Wolken, 1 = Federwolke, 2 = Cirrusschleier, 3 = Schäfchen (cirro-stratus), 
9 — nicht beobachtet. 
ZZ — Richtung, aus welcher die oberen Wolken ziehen: 
00 = keine Bewegung zu unterscheiden, 02 = NNE, 04 — NE etc., 99 — nicht beobachtet. 
StSi = Streifungsrichtung der oberen Wolken, Hauptlagerung in Streifen, die nach zwei entgegen 
gesetzten Punkten des Himmels, den Radianten, zu konvergiren scheinen: 
00 = keine Streifung wahrnehmbar, 02 = nach NNE etc., 99 = nicht beobachtet. 
Z. B. 10610 bedeutet also: Federwolken ziehen aus ENE und sind nach ESE gelagert; oder 99999 
bedeutet: nicht beobachtet; oder 00000 bedeutet: keine oberen Wolken vorhanden. 
In den Wetterberichten der Seewarte wird täglich das vollständige wettertelegraphische Material von 
28 inländischen und 70 ausländischen Stationen veröffentlicht und zwar aus 
1) Deutschland, Ostsee 6 Stationen, Nordsee 6 (inkl. Helgoland), Nord- und Mitteldeutschland 9, Süd 
deutschland 7 Stationen. 
2) Grossbritannien 11, Norwegen 4, Dänemark 4, Holland und Belgien 5, Frankreich 10, Schweden 4, 
Finnland 7, Russland 9, Oesterreich 8 und Italien 6 Stationen. 
3) Höhenstationen : Säntis und Trogen in Verbindung mit Friedrichshafen. 
In dem neuen Wetterberichte erhielt das Kartenmaterial, einem lange gefühlten Bedürfnisse ent 
sprechend, dadurch eine wesentliche Ergänzung, dass den beiden Karten, enthaltend Luftdruck, Wind, 
Wetter und Temperatur und Hydrometeore, für 8 h resp. 7 h a. m. auch die Karten für den Nachmittag und 
Abend des Vortages beigefügt wurden, so dass es jetzt möglich ist, die Witterungs-Erscheinungen mit hin 
reichender Klarheit zu verfolgen. 
In den Wetterkarten wurden die einzelnen Barometerstände, welche sich im tabellarischen Theil be 
finden, weggelassen, dafür aber die Aenderungen in den letzten 24 Stunden (in der grösseren Karte) ein 
geschrieben. Nur ungern konnte sich die Direktion der Seewarte entschliessen, von den bisherigen 12stün- 
digen Aenderungen des Barometers wieder auf die 24stündigen überzugehen, allein die sehr bedauerliche 
Verschiedenheit der Beobachtungs-Termine in den einzelnen Ländern liess diesen Schritt, um Vergleichbar 
keit zu erzielen, als unvermeidlich erscheinen. Ebenso enthält die grössere Temperaturkarte die Aenderung 
der Temperatur in den letzten 24 Stunden. Den kleineren Kärtchen dagegen, enthaltend Luftdruck-Ver- 
theilung, Wind und Wetter für den Nachmittag und Abend, wurden die Temperaturen in ganzen Graden 
beigeschrieben. 
Die Direktion der Seewarte hat bei dem internationalen meteorologischen Comité einen Antrag auf 
grössere Gleichförmigkeit in den Beobachtungs-Terminen eingebracht und giebt sich der Hoffnung hin, dass 
in nicht gar ferner Zeit diesem Anträge Rechnung getragen werden kann. Ist einmal eine grössere Ein 
heitlichkeit auch nach dieser Richtung errungen, so wird es an der Zeit sein, wieder auf die Veränderungen 
n den meteorologischen Elementen in kürzeren Zeiträumen zurückzukommen. 
Für die Kartographie der Niederschlagsmengen in den letzten 24 Stunden wurden folgende Zeichen 
gewählt: • = 1—5 mm, : == 6—10 mm, = 11—20 mm, :: = über 20 mm Niederschlag.
	        
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