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Full text: 9, 1886

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Der Wind veränderte seine Richtung etwas nach rechts. Um 4 h a. m. den 14. wehte ein orkanartiger 
Sturm aus ENE bei sehr schweren Böen mit Regen und einer hohen, wild durcheinander laufenden See. 
Um 6 h a. m., in 32.4° N-Br. und 184.4° O-Lg., erreichte der Wind von EzN seine grösste Stärke (11) und 
das Barometer mit 753.1 mm (reduzirt) seinen tiefsten Stand. Eine halbe Stunde später wurde es plötzlich 
ganz still und bald darauf sprang der Wind auf S, zeitweise mit etwas kräftigeren Stössen einfallend. Die 
See nahm indess nur sehr langsam ab. Die Grenze, bis zu welcher der östliche Wind reichte, war ganz 
deutlich zu sehen und entfernte sich nur langsam von uns. Zur Zeit, als der Wind auf S sprang, passirte 
ein Wirbel dicht beim Schiffe, der aussah wie eine Wasserhose von grossem Durchmesser, jedoch nur ein 
Luftwirbel zu sein schien und der dicken Nimbuswolke die schlauchförmige Gestalt gab. Die Drehung der 
Wolken (Dunstmassen) innerhalb des Wirbels war von S durch E nach N, also gegen die Zeiger der Uhr. 
Um 8 h a. m. hatte der Wind von S die Stärke 4, der Luftdruck hatte bis 754.6 mm zugenommen und blieb 
darauf im langsamen Steigen. Trotz des östlichen Sturmes hatte das Schiff eine nordöstliche Versetzung 
gehabt. “ 
(Aus der Veränderung des Windes und derjenigen des Luftdrucks an Bord von „Minerva“ ist zu 
schliessen, dass sich das Sturmfeld in nöi'dlicher Richtung fortbewegte. Eine Wetterkarte des Meteorolo 
gischen Instituts in Tokio vom 14. Mai, welche Kapt. Duhme seinem Bericht beigefügt hat, ergiebt für 
die Depression eine in nordöstlicher Richtung über die Japanesischen Inseln führende Bahn und eine 
Geschwindigkeit von etwa 25 Sm. in der Stunde.) 
Das Aufkreuzen im nördlichen Theil der China-See gegen den SW-Monsun. „Kapt. 
Boisen von der Dänischen Brigg „Aurora“, mit dem ich am 12. August auf 25.&° N-Br. und 120.2° O-Lg. 
zusammen war und der Amoy 5 Tage vor uns erreichte, gab mir als Ursache seiner raschen Reise an, 
dass er von Turnabout einen langen Schlag nach Formosa hinüber gemacht und daselbst weniger Strom 
gefunden habe, als an der Chinesischen Küste, wo wir uns beim Aufkreuzen aufhielten. Auch sei dort 
der Wind mehr südlich geholt. Demnach scheint es rathsam zu sein, im SW-Monsun hei starker nord 
östlicher Strömung nicht von Turnabout unter der Küste von China, sondern unter Formosa aufzuarbeiten 
und sieb der Chinesischen Küste erst südlich von der Ocksen-Insel, wo man unter der Küste Ankergrund 
finden kann, zu nähern.“ 
Wind- und Witterungs-Verhältnisse in Tschifu zur Winterzeit und Segelanw'eisung 
von Süden nach diesem Hafen. „Während unseres Aufenthalts in Tschifu vom 6. bis 14. Januar 1885 
war die beobachtete niedrigste Temperatur der Luft —8.2° C. und der Barometerstand sank nicht unter 
770 mm (unreduzirt). Der Wind wehte fast beständig aus einer Richtung zwischen N und W. Auch 
auf dem letzten bezw. ersten Theil meiner Reise nach und von Tschifu traf ich vorherrschend Wind aus 
dem nordwestlichen Quadranten, und ebenso theilten mir andere Kapitäne mit, dass sie in früheren Jahren 
während der Monate November bis Januar auf dem in Rede stehenden Gebiete vorwiegend nordwestliche 
Winde angetroffen hätten. Für die Reise von einem südlich gelegenen Hafen nach Tschifu zur Zeit des 
NO-Monsuns scheint sich daher als Segelanweisung zu empfehlen, nachdem der warme Strom verlassen ist 
und man sich zwischen 29° und 30° N-Br. der Küste von China wieder genähert hat, daselbst aufzukreuzen, 
aber hierbei nicht östlich von 124° O-Lg. zu gehen. Auf meiner letzten Reise nach Tschifu hatte ich zwar 
Anfangs auch die Absicht, die vorerwähnte Route innezuhalten; aber durch den angetroffenen raumen 
Monsun Hess ich mich verleiten, nördlich von Shanghai noch nordöstlich wegzuliegen, in der Erwartung, 
dass der Wind bald wieder nördlicher holen würde. In dieser Voraussetzung sah ich mich aber getäuscht, 
denn der Wind kam westlich durch, was, wie schon bemerkt, in dieser Jahreszeit hier die Regel ist. 
Glücklicherweise lief der Wind sogar herum bis auf SW, so dass es mir möglich wurde, von der Ross- 
Insel das Kap Shantuug anzuholen. Andere Schiffe, welche gleichzeitig etwas südlicher, aber noch östlicher 
standen, hatten grosse Mühe, wieder westwärts zu gelangen, und machten, obgleich sie weit bessere Segler 
waren, doch bedeutend längere Reisen als „Minerva“.“ 
Des Weiteren macht Kapt. Duhme über die im Nordost-Monsun auf dem Wege nach Norden ein 
zuschlagende Route die folgende Bemerkung: „Um ll h a. m. den 13. November 1885 erreichten wir den 
Hafen von Nuschwang nach einer 43tägigen Reise von Hongkong. Wir waren an der Westseite von 
Formosa passirt. Einige andere Schiffe hatten dagegen die Route östlich von Formosa genommen, hatten 
sich dann zwischen 29° und 30° N-Br. der Küste von China wieder genähert und von hier an sich stets
	        
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