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doch arbeiten sie fleissig wie die Ameisen von Tag- bis Dunkelwerden ununterbrochen, um sich dann fin
den nächsten Tag zu erholen. Eine andere Zeiteintheilung ist ihnen unbekannt.
„Inea“ wurde wie ein Wunder angestaunt, denn es war das erste fremde Segelschiff, welches in Port
Arthur einlief, und die armen Teufel konnten nicht begreifen, dass es ausser Dschunken noch andere
Schilfe mit Segeln gäbe.
Kapt. F. Gille von der Deutschen Bark „Pax“ macht über Port Arthur folgende Bemerkungen:
„Von Hamburg kommend, ankerten wir am 3. Juli 1884 um 8 Uhr morgens auf der Rhede von
Wei-hai-wei au der Südküste des Gelben Meeres. Hier wurde uns die Order zu Theil, nach Port Arthur
zu segeln, welches auf der gegenüberliegenden Seite des Gelben Meeres, etwa 5 Sm. nordöstlich von
Liau-ti-shan-Vorgebirge liegt. Als wir beim Ansegeln eine Position 3 Sm. südlich von dem genannten Kap
erreicht hatten, setzten wir den Kurs auf OSO, um die Einfahrt von Port Arthur offen zu bringen. Wir
fanden jedoch bald, dass der Strom das Schiff auf die östlich von Liau-ti-shau liegenden Klippen zu setzte,
welche sich theils unter Wasser befinden, und sahen uns deshalb genöthigt, einen SO-Kurs — mehr vom
Lande ab — zu steuern. Gegen Mittag frischte die bisher leichte Briese aus West etwas mehr auf, und
da wir jetzt die Bai offen hatten, steuerten wir auf einem Nord-Kurs in dieselbe hinein. Um 2 h p. m.
kamen wir zu Anker. Der Hafen von Port Arthur ist sehr seicht, so dass Schiffe mit einem grösseren
Tiefgange bei Ebbe an den Grund gerathen, was indessen, da der Boden allenthalben aus Mudd besteht,
mit einer Gefährdung der Schiffe nicht verknüpft ist. Die sehr ausgedehnte Bai, von welcher der Hafeu
von Port Arthur einen Theil bildet, ist auch weiter hinauf überall flach. Zwischen Stellen, auf denen
selbst Boote nicht einmal flott bleiben, ziehen sich Fahrrinnen mit einer Wassertiefe von 2.4 bis 3.0 m
(8 bis 10 Fuss) hindurch. Der Eingang zum Hafen ist zwischen den beiden Forts etwa 180 m (600 Fuss) weit.
Zur Zeit unserer Ankunft lagen hier viele Torpedos. Vermittelst der von England eingeführten Bagger,
welche mehrere Jahre in Thätigkeit gewesen, aber jetzt kondemnirt sind, hat man es nicht ermöglichen
können, die Wassertiefe auf ein genügendes Mass zu bringen. Mit einem Tiefgange von 5.4 m (18 Fuss)
einsegelnd, ging „Pax“ in der Einfahrt über den Grund hinweg. Auf dem Ankerplatz eben innerhalb des
Forts, woselbst eine steinerne Bake steht, war das Schiff bei Niedrigwasser 1.2 m (4 Fuss) gebojet und kam
später, selbst bei Hochwasser, nicht eher wieder flott, als bis es 0.6 bis 0.9 m (2 bis 3 Fuss) gelichtet war.
Die Bezeichnung in meiner Karte für das Einsegeln nach Port Arthur: „Knoll in line with a small
house“ ist ganz ungenügend und kann leicht zu einem Irrthum Veranlassung geben, weil mehrere Hügel
vorhanden sind und das kleine Haus nicht eher sichtbar wird, als bis man nahe bei der Einfahrt ist.
Ich möchte daher eine bessere Ansegelungsmarke empfehlen, nämlich das östliche Fort, welches 120 m
(400 Fuss) über dem Meere steht, auf Nord-Kurs eben an St-B.-Seite. Dies führt frei von den Klippen,
die auf beiden Seiten der Einfahrt liegen.“
Anmerkung. Von befreundeter Seite wurde der Seewarte mitgetheilt, dass der für die Chinesische
Regierung beim Vulkan in Bredow bei Stettin gebaute Dampfbagger seit Jahresfrist unter der Leitung des
Kapt. Dinse in Port Arthur vorzüglich arbeitet, und man hofft, die Einfahrt und den Hafen bald soweit
vertieft zu haben, dass die kürzlich (Herbst 1885) in Taku eingelaufenen, ebenfalls auf der Werft des
Vulkan gebauten Chinesischen Panzerschiffe nach Port Arthur übergeführt werden können.
Bemerkungen über die Ostasiatischen Gewässer.
Von Kapt. P. Duhme von der Deutschen Brigg „Minerva“.
„Die Raleigh-Klippe, welche wir auf der Reise von Yokohama nach Takau am 27. Februar 1884
um 5 h a. m. passirten, liegt in 25° 45’ N-Br., und nicht in 25°35'N-Br, wie in Findlay’s „Directory“ von
1880 angegeben ist.“
„Der Kuro-Siwo scheint die Linie Kap Sima—Rock Island nordwärts nicht zu überschreiten. Ich
habe auf allen meinen Reisen nördlich von dieser Linie, welche ungefähr ONO—WSW verläuft, keinen
Strom beobachtet.“
Orkanartiger Sturm am 13. und 14. Mai 1884. „Am 13. Mai um 8 h p. m., als wir auf der Reise
von Takau nach Yokohama in 32.7° N-Br. und 133.9° O-Lg. standen, hatte der NE-Wind allmählich bis
zur Stärke 8 zugenommen, während das Barometer bei einer Höhe von 761.4 mm rasch zu fallen begann.