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Full text: 9, 1886

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Witteruogs- und Strömungsverhältnisse auf der Rhede von Takao an der Westküste von 
Formosa während der Zeit vom 1. bis 20. Juni 1883. 
Von Kapt. E. Westergaard von der Deutschen Bark „Ferdinand“ sind in seinem Meteorolog. 
Journal Beobachtungen über Wind, Luftdruck, Luftwärme, Bewölkung, Wetter, Strömung und Seegang, 
die er während seines Aufenthalts auf der llhede von Takao vom 1. bis zum 20. Juni 1888 anstellte, 
verzeichnet worden. Dieselben sind insofern von besonderem Interesse, als während der genannten Zeit 
in Takao ein sehr heftiger Taifun auftrat. Die Beobachtungszeiten waren 8 h a. m., Mittag, 4 h p. m. 
und 8 h p. m. 
Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass der Wind vorherrschend nördlich und nordwestlich war. 
Etwa 60 % aller notirten Winde hatten eine Richtung zwischen N und W. Ausserdem waren südöstliche 
und südliche Winde ziemlich häufig, dahingegen südwestliche in Anbetracht der Jahreszeit nur selten. 
Die Windstärke war meistens nur gering. Leichte westliche bis nördliche Winde wehten fast ausschliesslich 
während der Zeit vor dem Taifun, vom 1. bis zum 10. Juni. Am 11. und 12. Juni fand die Unterbrechung 
durch den Taifun statt. Nach demselben gewannen Winde aus dem südlichen Halbkreise die Oberhand. 
Der mittlere Luftdruck ergiebt sich zu 755.1 mm. Um zuverlässige Mittelwerthe ableiten zu können, 
ist indessen die Anzahl der Beobachtungen zu klein. Dasselbe gilt hinsichtlich der Bestimmung des 
täglichen Ganges des Luftdrucks. Für letzteren Zweck sind auch die gewählten Beobachtungsstunden 
nicht wohl geeignet. Der höchste Luftdruck, welcher 760.8 mm betrug, wurde am 17. Juni bei leichtem 
Südwinde und schönem Wetter beobachtet, während der niedrigste Barometerstand am 12. Juni, in dem 
Taifun, beobachtet wurde und eine Höhe von 736.1 mm hatte. 
Die mittlere Temperatur der Luft betrug 28.0° C. Die Schwankungen derselben waren entsprechend 
der ozeanischen Lage des Beobachtungsortes nur gering. Der Unterschied zwischen der mittleren Temperatur 
für 8 h a. m. und der für Mittag betrug nur 1.6°. Die höchsten Temperaturen wurden mit 30.4° C. am 
1., 9. und 10., sämmtlich also in der Zeit vor dem Taifun, beobachtet, die niedrigsten mit 24.9° C. am 
am 4. und 15. 
Das Wetter hatte einen vorwiegend unfreundlichen Charakter bei gewöhnlich stark bewölktem Himmel. 
Von den 20 Tagen waren indessen nur 9 mit Regen. An 4 Tagen war das Wetter trübe, an 7 Tagen heiter. 
Fast fortwährend wurde auf der Rhede von Takao, welche vollständig offen ist, eine mehr oder 
weniger hohe Dünung aus S bis W beobachtet. Die Strömung setzte vorwiegend nach N bis NNW. 
Ein regelmässiger Wechsel von Fluth- und Ebbestrom wurde nur selten beobachtet; dagegen traten 
verschiedentlich auch anhaltende südliche Strömungen auf. Letztere zeigten sich nur bei nördlichen 
Winden. Auch der nördliche Strom, der nicht selten gegen den Wind setzte, zeigte sich doch insofern 
von letzterem abhängig, als er bei einer südlichen Richtung des Windes stets eine grössere Stärke hatte. 
In mehreren Fällen erreichte der nördliche Strom eine Geschwindigkeit von 3, in einem Falle eine von 4 Kn. 
Der Verlauf des Taifuns, der, wie schon bemerkt, am 11. und 12. Juni auftrat, war ungefähr 
der folgende: 
Nachdem das Wetter am 10. Juni hei leichten westlichen Winden heiter gewesen war, kam gegen 
Abend hei leichtem Nordwinde eine Bank im Süden auf. In der Nacht war das Wetter böig mit südlichen 
Winden. Um 9 h a. m. den 11. wehte es stürmisch aus SSE bei fallendem Barometer, das eine Höhe von 
754 mm hatte. Auf der Rhede stand eine hohe Dünung aus SSW, Stärke 7. Um 10 l /2 h a. m. wurde die 
Ankerkette geschlippt und nach See gegangen. Die Luft sah schmierig aus, der Wind nahm zu, und es 
lief eine hohe brechende See. Um 4 h p. m. hatte der Wind von SE die Stärke 8 erreicht; alle Segel, 
bis auf die Untermarssegel, Stagsegel und Sturmbesan, waren festgemacht. Der Luftdruck war bis 752.2 mm 
heruntergegangen. Seit 10*/2 h P- m. trieb das Schiff vor Topp und Takel. Das Barometer fiel rasch, diu 
Luft war dick von Regen, vom Himmel zuckten grelle Blitze, und orkanartige Böen brausten über das 
Schiff hinweg. Der Wind holte allmählich östlicher und wehte um 12 Uhr nachts bei einem Luftdruck 
von 743.3 mm mit der Stärke 10 von ENE. 
Um 4 U a. m. den 12. Juni, als das Barometer mit 736.1 mm seinen tiefsten Stand erreicht hatte, war 
der Wind NEU. Anfangs wehte es mit steigendem Barometer noch schwer, dann, gegen 6 h a. m., liess 
die Stärke des Windes nach, und der Regen wurde geringer. Um 8 h a. m. war der Wind bei der Stärke 7 
bis NW herumgeholt, und der Luftdruck hatte wieder eine Höhe von 747.1 mm erreicht. Es wurden jetzt
	        
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