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Posten verringert werden muss, oder aber mit anderen Worten, die Periode 1884—1885 um die gleiche Zahl zu er
höhen ist, also 1259 + 598 = 1857, um ein Urtheil darüber zu erhalten, was während dieser Epoche hinsichtlich der
Führung des Haupt-Kataloges geleistet wurde. Es ergiebt sich daraus, dass von Juni 1883 bis Ende November 1885
(2—3 Jahre) 807 Inventarisations-Posten pro Jahr ihre Erledigung fanden.
Es mag hier zur Erklärung der auffälligen Tkatsache, dass die Thätigkeit der Bibliothek-Verwaltung,
wie sich dieselbe aus der vorstehenden Darlegung ergiebt, in so verschiedenartiger Weise sich manifestirte,
ausgeführt werden, dass vor Allem zwei Umstände die Klärung der Verhältnisse der Bibliothek-Verwaltung
in nicht günstiger Weise beeinflussten. Zunächst muss es als ein grosser üebelstand bezeichnet werden,
dass die verschiedenen Bibliotheken, aus welchen die Bibliothek der Seewarte zusammengesetzt wurde, mit,
für einen strengen Nachweis deren Bestandes als vollkommen ungenügend zu bezeichnenden Katalogen
versehen waren. Es ist einleuchtend, dass es grosse Schwierigkeiten veranlassen musste, aus dem unklaren
und zum Theil nicht korrekten Materiale eine, auch nur einigermaassen richtige Aufstellung über den
Bestand der Bibliothek sofort herbeizuführen. In zweiter Linie ist es an dieser Stelle als sehr erschwerend
hervorzuheben, dass in Beziehung auf die für den rechnungsmässigen Nachweis zunächst zu ergreifenden
Maassregeln die wünschenswerte Klarheit und Bestimmtheit nicht gewonnen werden konnte. Dem auf
richtigen Bestreben der Direktion, sowohl den Anforderungen an die Gebrauchs-Fähigkeit der Bibliothek,
sowie der rechnungsmässigen Nachweisung der Bestände derselben thunlichst zu entsprechen, ist es bei
zumessen, dass in den verschiedenen Epochen andere, zum Theil innerlich nicht strenge übereinstimmende
Grundsätze der Rechnungslegung und Katalogisirung zur Geltung gelangten, wie sich dies aus den obigen
Darlegungen zur Genüge erkennen lässt. Es kann hier nicht der Ort sein, im Einzelnen auf die Schwierig
keiten-einzugehen, mit welchen die Bibliothek-Leitung zu kämpfen hatte, indem die betreffenden Darlegungen
kaum so geführt werden konnten, dass sie allgemein verständlich werden würden, und muss es daher ge
nügen, kurz zu erklären, dass am Schlüsse des Jahres 1885 die Kataloge der Bibliothek der Seewarte so
beschaffen waren, dass an der Hand derselben das Material bis in die kleinsten Details beherrscht werden
konnte und zugleich auch eine rechnungsmässige Nachweisung über das Entstehen und den Bestand der
Seewarte-Bibliothek gegeben werden konnte, so weit Dieses überhaupt auf Grundlage des ungenügenden
und zum Theile höchst dürftigen Materiales (Original-Verzeichnisse der einzelnen Bibliotheken) möglich
war. Aus der gegebenen statistischen Darstellung ergiebt sich für das unbefangene Urtheil mit voller
Evidenz die Thatsache, dass von der Mitte des Jahres 1883 an die Thätigkeit der Bibliothek-Verwaltung
fast ausschliesslich darauf gerichtet war, den so eben angeführten beiden Grund-Erfordernissen an die
Tüchtigkeit einer Bibliothek-Ordnung zu genügen.
Gewiss giebt es kaum einen Gegenstand, der mehr der individuellen Auffassung, der besonderen Dis
position unterläge, als die Art und Weise, wie eine Bibliothek zu ordnen ist. Daraus folgt denn auch,
dass alle namentlich an die Disposition über ein bestimmtes Bibliothek-Material zu stellenden Anforderungen
einen mehr oder minder individuellen Charakter tragen und von einem absoluten Werth einer bestimmten
Disposition nur von Solchen gesprochen werden kann, die entweder auf einem subjektiven Standpunkte zu
stehen gewohnt sind, oder von der Sache wenig kennen. Die Geschichte der Entwickelung der Katalogi
sirung der Bibliothek der Seewarte legt hierfür den Beweis ab. Der Direktion schien es nothwendig, auf
diese an und für sich nicht erquicklichen Erörterungen an dieser Stelle einzugehen, weil es ihr nicht
möglich geworden ist, dem dringenden Bedürfnisse — namentlich von der übrigen wissenschaftlichen Welt
gefühlt — nachzukommen und einen vollständigen Katalog über die Bibliothek durch Druck zu veröffentlichen.
Die Herausgabe eines gedruckten Kataloges (die Absicht der Herausgabe desselben wird genugsam durch
die Anfertigung eines weit gediehenen Zettel - Kataloges beleuchtet) musste sowohl aus Mangel an den
dazu nöthigen Mitteln, als auch wegen sonstigen, höheren Ortes angeordneten Arbeiten unterbleiben.
Wie sehr das Bedürfhiss in der wissenschaftlichen Welt empfunden wurde, authentische Kenntniss
über die Schätze des meteorologischen Tlieiles der Seewarte-Bibliothek zu erhalten, mag daraus entnommen
werden, dass das Bureau des Signal Service der Vereinigten Staaten auf eigene Kosten im Sommer des
Berichts-Jahres durch Kapitän Bardua Abschriften der Kataloge der Seewarte-Bibliothek anfertigen liess.
Es sollen diese Arbeiten eine Verwendung finden für eine durch das bezeichnete Bureau herauszugebende
meteorologische Gesammt-Bibliographie.
Im Jahre 1885 ist über die Vermehrung der Bibliothek und Kartensammlung zu berichten, dass im
Ganzen 567 Nummern in Zugang gekommen sind, von denen 514 auf die Bücher- und 53 auf die Karten-