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fort. Um die räumlich oder zeitlich benachbarten Gewitter auseinander zu halten und gesondert darzu
stellen, erwies sich ein Verfahren zweckmässig, welches man als graphisch bezeichnen könnte. Die einzelnen
Horizontalreihen eines quadratisch liniirten Papierbogens wurden mit den Stationsnameu bezeichnet, die
Vertikalreihen mit den aufeinanderfolgenden Stunden. Demnach galt jedes einzelne Quadrat für eine Stunde
an einem Orte. Wenn alsdann jede der vorhandenen Gewitter-Meldungen in dem nach Ort und Zeit zu
ständigen Quadrat durch einen farbigen Tintenstrich markirt wurde, so konnte man ohne Schwierigkeit
erkennen, welche Meldungen zusammen gehörten und zur kartographischen Darstellung des einzelnen
Gewitters dienen mussten. Hierauf wurde für jedes Gewitter eine besondere Karte hergestellt, indem zu
erst in das Karten-Formular die Lage und die Meldungen der betreffenden Stationen eingetragen, und dann
die stündlichen Isobronten, welche also die jeweilige vordere Grenze des Gewitterfeldes angaben, konstruirt
wurden. Als Formular diente dabei das im Buchhandel erschienene Blatt „Norddeutschland“ aus „Julius
Straube’s Methodischer Handatlas zum Kartenzeichnen für Schulen“, IV. Kursus, No. 13, 14. (Verlag
von Julius Straube, Berlin), welches ganz Deutschland im Maassstabe 1:3520000 umfasst. Die Zeit
angaben sind sämmtlich unverändert wiedergegeben, sie bedeuten also überall Ortszeit.
Die Konstruktion der Isobarenkarten machte zunächst die Zurückführung der gemeldeten Barometer
stände auf gleiches Maass nothwendig. Beinahe die Hälfte der Aufzeichnungen des preussisclien Stations
netzes war in Pariser Linien ausgedrückt und musste in Millimeter umgerechnet werden. Alsdann erfolgte
die Reduktion auf Meeresniveau unter Benutzung der Jelinek-Hann’schen Tafel*). Die synoptische Dar
stellung von Luftdruck, Wind und Bewölkung geschah auf den schon erwähnten Kartenformularen, ebenso
die Konstruktion der Isothermen, nachdem die Temperatur-Angaben des preussischen Netzes, soweit nöthig
(d. h. mehr als zur Hälfte) von Reaumur- in Celsiusgrade umgerechnet, und dann sämmtliche Temperaturen
nach Wild**) auf Meeresniveau reduzirt waren. Diese synoptischen Karten wurden für die oben erwähnten
7 Beobachtungs-Termine jedes Tages entworfen. Ihre grosse Zahl sollte wenigstens einigermaassen den
Mangel an Dichtigkeit der Stationen ausgleichen helfen, indem die Vertheilung von Druck und von Tem
peratur zu benachbarten Stunden verglichen werden konnte. Zu diesem Zweck wurden zunächst auf jeder
einzelnen Karte die Isobaren resp. Isothermen des betreffenden Zeitpunktes entworfen, so gut es mit Hülfe
der zugehörigen Termins-Beobachtungen möglich war. Hierauf wurden die Karten je eines Tages mit ein
ander verglichen und so lange abgeändert, bis die Betrachtung zahlreicher Stationsorte den Gang des
betreffenden Elements frei von unwahrscheinlichen Sprüngen erscheinen Hess. Eine solche Durchsicht setzte
die Anfertigung von Wetterkarten möglichst vieler Zeitpunkte des gleichen Tages voraus, erhöhte aber auch
die Sicherheit der Darstellung so beträchtlich, dass die verwendete nicht ganz geringe Mühe dadurch be
gründet schien. So war es wenigstens möglich, die von anderer Seite mehrfach ausgesprochene Erfahrung
zu bestätigen, wonach auf der Vorderseite der Gewitter niedriger Druck und hohe Temperatur, auf der
Rückseite hoher Druck und niedrige Temperatur herrschen. Andererseits muss freilich zugegeben werden,
dass es in manchen Fällen möglich gewesen wäre, die Vertheilung von Druck und Temperatur auch noch
etwas anders, als geschehen, in Uebereinstimmung mit den Stations - Beobachtungen darzustellen, so dass
immerhin die Dichtigkeit der Beobachtungsorte nicht als ausreichend angesehen werden kann, um neue
Beziehungen der Gewitter zu Druck und Temperatur daraus herzuleiten.
Noch weitere meteorologische Elemente in synoptischer Form darzustellen, erwies sich als unthunlich.
Die relative Feuchtigkeit war zwar von allen Stationen angegeben, deren Luftdruck und Temperatur be
kannt waren. Indessen zeigte der Versuch, dass auch für den günstigsten Beobachtungs-Termin, 2^ mit
140 Stationen, die Dichtigkeit des Stationsnetzes zu gering war, um einen Einfluss des Gewitterfeldes auf
die Vertheilung der relativen Luftfeuchtigkeit erkennen zu lassen. Die Konstruktion von Linien gleicher
Niederschlagsmenge („Isohyeten“) verbot sich von selbst, weil von allen in Betracht kommenden Stationen
der Niederschlag nur einmal täglich gemessen wird, so dass also eine gesonderte Darstellung für die ver
schiedenen Gewitter eines Tages unmöglich wurde. Auch die verschiedene Stärke der elektrischen Vor
gänge sowie die Dauer des Gewitters am Beobachtungsorte konnte nicht studirt werden, weil Angaben
hierüber nur ausnahmsweise von den Stationen gemacht sind.
*) Hann, Jelinek’s Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen nebst einer Sammlung von Hülfs-
tafeln. Wien 1884, p. 144 und 145.
**) Wild, Temperatur-Yerhältnisse Russlands, 2. Hälfte, p. 309. 1881.