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Feuchtigkeitszahlen um 8 h müssen, mit der Temperatur verglichen, die beste Auskunft geben, ob ein Ort
im Vergleich zu anderen viel oder wenig Wasserdampf besitzt, während die Zahlen für 2 h durch die Ver
schiedenheit der lokalen Einflüsse, Bewölkung u. s. w. verschieden affizirt erscheinen müssen.
Die beigefügten „wenig“ und „viel“ deuten an, wo relativ zu wenig oder zu viel Feuchtigkeit um 8 h
vorhanden scheint; diese Abweichungen sind aber so klein, dass sie obige Differenzen nicht erklären. Wir
müssen daher annehmen, dass in Karlsberg, Friedrichsrode und Kurwien die nächtliche Erkaltung durch
lokale Verhältnisse stärker ist als auf den übrigen Stationen;*) hiermit in Uebereinstimmung zeichnen sich
diese Stationen durch grosse Temperatur-Schwankungen aus.
Da die in Tabelle III auftretenden Verschiedenheiten in Tabelle XIII so wenig hervortreten, so dürfen
wir schliessen, dass bis 8 h die lokalen Feuchtigkeits-Quellen noch keinen grossen Einfluss gehabt haben
werden. Machen wir daher die wohl ziemlich zutreffende Annahme, dass die der Luft seit dem Minimum
der Temperatur (und der Feuchtigkeit) bis 8 h zugeführte Feuchtigkeit annähernd diejenige sei, welche seit
Erreichung des Thaupunktes während seiner Erniedrigung ausgeschieden wurde, so würde die Feuchtigkeit
um 8 il morgens annähernd gleich derjenigen sein, bei welcher der Thaupunkt erreicht wurde und sich daraus
diese erste Thaupunkts-Temperatur (annähernd!) ableiten lassen. Diese Zahlen sind in Tabelle XII mitge-
theilt; sie weisen geringere Differenzen gegen einander auf als die Temperaturen des Minimums. Vergleichen
wir die beiderseitigen Zahlen, so erhalten wir unter obigen Annahmen die Erniedrigung der Temperatur
unter den Thaupunkt (letzte Kol. Tab. XII). Abgesehen von der grösseren Erniedrigung in Karlsherg,
Friedrichsrode und Kurwien und einer wenig geringeren in Melkerei und Neumath, beträgt diese Erniedri
gung in beiden Quartalen ziemlich gleichartig etwa 2.4° im Mittel. Da aber die Erniedrigung des Minimums
unter den Thaupunkt des Abends meist kleiner als diese Differenzen gefunden wurde, so folgt, das um
8 h morgens doch bereits etwas mehr Wasser im Allgemeinen aufgenommen ist als den unteren Luftschichten
Nachts entzogen wurde.
Wenn man gleichzeitig auf verschiedenen Punkten am Abhang eines Berges Feuchtigkeitsmessungen
macht, so wird man in der Regel nach oben Abnahme der Temperatur und somit auch Abnahme der
Feuchtigkeit finden; für die in Betracht kommenden Höhen zeigt Tabelle XIII, dass die Feuchtigkeit über
Berg und Thal in den Mittelwerthen denen der Temperatur sich anschmiegt. Wir schliessen: Die räum
liche Vertheilung der absoluten Feuchtigkeit ist wesentlich bedingt durch die Ver-
theilung der Temperatur.**) Die Temperatur des nächtlichen Minimums ist eine
Funktion der Feuchtigkeit; diese Abhängigkeit erfahrt im Allgemeinen nur geringe
Aenderungen, kann aber durch besondere lokale Verhältnisse beeinflusst werden.
Uebereinstimmung beider Stundenmittel der absoluten
Feuchtigkeit jeder Station und der Stationen unter einander in der Aenderung
der Feuchtigkeit von Jahr zu Jahr.
Schreibt man für alle Stationen die Monatsmittel der Dunstspannung verschiedener Jahre nebenein
ander, so zeigt der Vergleich, dass erstens fast durchweg für 8 h und 2 h die Monatsmittel sich von Jahr
zu Jahr gleichartig ändern und dass zweitens im Allgemeinen die Aenderungen auf den verschiedenen
Stationen ebenfalls im gleichen Sinne erfolgen. Erstere Uebereinstimmung ist eine Folge der in den Monats
mitteln alle Jahre gleichartigen täglichen Periode, die zweite, die räumliche Gleichartigkeit der Abweichungen,
ist ebenfalls eine Folge des starken Ausgleichungsbestrebens der Luftfeuchtigkeit und mit durch die räum
liche Gleichartigkeit der Temperatur-Aenderungen von Jahr zu Jahr bedingt.
*) In einem Werke von Dr. Hamberg: „Ueber den Einfluss der Waldungen auf das Klima Schwedens“, 1885, weist
der Verfasser nach, dass in Waldlichtungen die Minima tiefer liegen als auf freiem Felde, und führt dies zurück auf die
geringere Luftbewegung und die grössere Beschattung in der Lichtung. Die verringerte Erwärmung des Bodens setzt der
Erkaltung der auflagernden Luft weniger Widerstand entgegen und andererseits ist die Dauer der Erkaltung am Morgen
eine grössere. — Diese Stationen liegen in grossen Lichtungen und es ist daher zu vermuthen, dass bei ihnen der Waldeinfluss
hier hervortritt. — Eine Waldlichtung wirkt wie ein Thal!
**) Hann bemerkt selbst bezüglich der von ihm entdeckten Relation zwischen Dunstdruck und Höhe (Oest. Met. Zeit.
1874, S. 200), dass diese auch stattfinden müsse, wenn jener nur von einer arithmetisch verlaufenden Temperaturabnahme
nach der Höhe abhinge.