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5 Thermometer zur Verfügung standen, und da Bedenken getragen wurde durch Zufügung eines anderen
Thermometers unbekannte und unbestimmbare Komplikationen, bedingt durch anderes Verhalten gegen
Strahlungseinflüsse, in die Reihen hineinzutragen, da ferner Verfasser dieses nur allein beobachtete und bei
Anlegung von noch mehr Reihen dann nothwendig die Gleichzeitigkeit der Beobachtung aufgegeben werden
musste, so sind zu gleicher Zeit immer nur je 4 oder auch 5 Expositionsweisen beobachtet, die in den 56
gemachten Sätzen des Jahres 1886 in passender Reihenfolge variirt wurden. Die fehlenden Reihen (3 oder 2)
können so leicht mit beobachteten Differenzen aus den übrigen Reihen interpolirt werden, doch zeigte sich,
dass durch solche Interpolation aus 2 oder 3 anderen Expositionsweisen eine völlige Uebereinstimmung nicht
zu erzielen war, wenn auch die Unterschiede meist gering sind. Es ist das ein Beweis dafür, wie schwierig
bestimmbar und wie unbeständig die die Temperatur und deren Messung beeinflussenden Faktoren sind.
Es folgen unter:
I die Mittel ohne jede vorgenommene Interpolation (1886)
II die Mittel mit für fehlende Reihen iuterpolirtenWerthen,
III Beobachtungen im Juli 1888,
IV Beobachtungen im August 1888,
V Beobachtungen im März 1889.
Differenzen
sämmtlich
auf
Stf. bezogen.
Stf.-St. Sch.
Stf.-St. So.
Stf—Rot. Sch.
Stf—Rot. So.
Stf—Sch. fr.
Stf.—So. fr.
O
o
O
O
O
o
I
+ 1.71
-0.43
+ 1.92
+ 1.02
+ 1.31
-0.08
II
+ 1.69
-0.45
+ 1.80
+ 1.02 (od.+0.73) +1.41
-0.17
III
+ 1.34
+ 1.53
+0.76
IV
+ 1.31
-0.31
+ 1.50
+ 1.01
V
+ 1.06'
+0.47
Es ist aus diesen Reihen zu ersehen, dass das Stativ der Sonne am Mittag und Nachmittag exponirt
um 0?40 höhere Temperaturen zeigt als selbst Stf., der doch um diese Zeit schon um mehr als 1?50 höher
steht als die Schatten-Temperatur. Dabei ist das Gehäuse sehr luftig, ohne Boden, Strahlung vom Erd
boden (Gras) ziemlich ausgeschlossen. Nebenbei soll ausdrücklich betont sein, dass dies Gehäuse für eine
Exposition in der Sonne gar nicht konstruirt ist. Die niedrigsten Temperaturen gab auch hier das im
Schatten rotirte Thermometer, in der Sonne rotirt steigt es nur im Mittel um 0?73, bei den höheren Tempe
raturen 1886 um 0?90. Das frei im Schatten beobachtete Thermometer muss noch durch dunkle Wärme
strahlen naher Gegenstände beeinflusst sein, es steht nur um 1?31 bezw. um 1?41 niedriger als Stf., also
um etwas höher als St. Sch. und Rot. Sch. Aufgehängt war dies Instrument in nur 1.5 m Höhe. Der für
das in der Sonne frei aufgehängte Thermometer abgeleitete Mittelwerth —0 : 08 bezw. —0.17 abgeleitete
Mittelwerth hat durchaus keine Bedeutung, da die Differenzen vielfach in dem Vorzeichen bis zu erheblicher
Grösse wechseln. Zu erwähnen ist noch, dass die im Gehäuse (St.) verwendeten Thermometer mit kleinem
Kugelgefäss frei im Schatten aufgehängt sich etwas günstiger, frei in der Sonne sich ungünstiger verhalten
als jene mit zylindrischem Gefäss, d. h. sie zeigen im Sch. fr. etwas niedrigere, in So. fr. etwas höhere Stände.
Aus den in dieser kleinen Zusammenstellung gegebenen Zahlen kann dies mit grosser Sicherheit ge
folgert werden, dass das Rotations-Thermometer am wenigsten ungünstig beeinflusst wird, dass wir mit ihm,
vielleicht aber auch nur mit solchen wie grade hier gebrauchten Thermometern (das Cylinder-Gefäss ist
sehr dünnwandig) am leichtesten und sichersten die momentan herrschende Temperatur einer bestimmten
Luftschicht zu messen vermögen. Beziehen wir die zuletzt unter I und II gegebenen Zahlen im Mittel auf
die vom Rotations-Thermometer abgelesene Temperatur als Normaltemperatur, so steht an klaren warmen
Sommertagen
Stf. (Thermographenhütte)
St. Sch. (Gehäuse am Stativ)
um
n
1?86 höher
0?16 „
als das im Schatten
St. So. „ „ „
2?30
11
des
Rot. So.
»
0?84
11
Eingang-Häuschens
Sch. fr. (langes Gefäss in 1.5 m Höhe)
11
0?50
11
rotirte Thermometer.
So. fr. „ „ nahezu 2 m „
11
1?98
11