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Die Räume des zweiten Stockwerkes. (Tafel 8).
Zu Dem, was in der Einleitung bereits (Seite 6) über das zweite Stockwerk und dessen Eintheilung
gesagt wurde, ist Folgendes hinzuzufügen. Die Abtheilung III, für Wetter-Telegraphie, Sturm-Warnungs
wesen und Küsten-Meteorologie ist in den Zimmern 103 bis 108 untergebracht. Die Gründe, welche für
die Zuweisung dieses Theiles des Hauses für die Zwecke der Abtheilung 111 bestimmend waren, lassen sich
kurz dahin präzisiren, dass dieselben nach Südwest, bezw. Nordwest gelegen sind und eine vollkommen freie
Ausschau nach jenen Himmels-Richtungen gewähren. Da die Beobachtung des Verlaufes der Witterung
ein Theil der Aufgabe der Abtheilung III ist, so erschien es zweckmässig, diese der Witterung am meisten
ausgesetzten Wohnräume des Gebäudes der Abtheilung anzuweisen. Es ist dies auch deshalb schon ange
deutet gewesen, weil, wie Seite 6 schon ausgeführt wurde, über dem Zimmer des Abtheilungs-Vorstehers (103)
der West- oder Anemometer-Thurm sich befindet, wodurch die Weiterleitung der Angaben der Anemometer
nach den Amtsräumen für Wetter-Telegraphie nicht unerheblich vereinfacht wurde. Alles Weitere ist bereits
früher au der oben bezeichneten Stelle dargelegt worden. Dasselbe gilt vom Zimmer No. 88, das als
Zeichner- und Lithographen-Zimmer eingerichtet ist und der besten Tages-Beleuchtung des Gebäudes geniesst.
Die Räume 89—93 sind noch nicht in dauernder Weise okkupirt. Seit November 1883 befinden sich
darin die Bureau-Räume der Deutschen Polar-Kommission, deren Thätigkeit voraussichtlich mit dem Ablaufe
des Jahres 1887 beendet sein wird. Ueber das Zimmer des Meteorologen (No. 94) wurde bereits früher
berichtet.
Damit ist die Beschreibung, Eintheilung und Einrichtung des Hauptgebäudes der Deutschen Seewarte
als beendet zu bezeichnen und sollen hier nur noch einzelne wenige in demselben aufgestellte Apparate
kurz beschrieben werden.
Wie schon oben, (Seite 10) erwähnt, befindet sich auf dem West- (dem Anemometer-)Thurme ein kleines,
von Recknagel konstruirtes Anemometer aufgestellt, was in gewissem Sinne als Normal-Anemometer
anzusehen ist. Auf Tafel 25, (Fig. 1) findet sich dasselbe abgebildet in 2 /s der natürlichen Grösse, so dass
daraus die Einzelheiten der Konstruktion entnommen werden können. Der elektrische Kontakt befindet
sich in einer Zeichnung, welche neben der Hauptzeichnung steht, veranschaulicht, und bedarf zum Ver
ständnisse einer besonderen Beschreibung nicht. Die Eintheilung ist derartig getroffen, dass nach je
1000 Umläufen des Schalenkreuzes ein Kontakt erfolgt. Eine Anzahl ganz gleich konstruirter Anemometer
dieser Art wurde auf dem Combe’schen Apparate der Seewarte untersucht; diese letzteren waren für die
Zwecke der deutschen Polar-Stationen bestimmt.
Die Aufstellung dieser kleinen Anemometer ist, wie auf Tafel 17 zu ersehen, höchst einfacher Natur;
es bezeichnet dort N' das in Frage stehende Anemometer. Soll der Apparat für sich allein an einer Station
aufgestellt werden, wo eine Windfahne sonst nicht zur Verfügung steht, so empfiehlt sich dafür die in Fig. 2
derselben Tafel veranschaulichte Weise. Es ist dieselbe, welche an den beiden deutschen Stationen im
Systeme der internationalen Polar-Forschung, Kingua-Fjord und Süd-Georgien, zur Anwendung kam.
Auf Fig. 3 derselben Tafel ist der Registrir-Apparat, welcher zur Aufnahme der Anemometer-Angaben
dient, dargestellt; es ist derselbe in seiner Konstruktion identisch mit dem für dieselben Zwecke von
Direktor Osnaghi (Triest) konstruirten. Eine detaillirte Beschreibung ist in diesem Werke, zumal sie
anderwärts schon gegeben wurde, nicht für erforderlich erachtet.
Einige besondere Apparate.
Der registrirende Regenmesser nach Dr. A. Sprung. Das Prinzip dieses Regenmessers, welches im
Wesentlichen in der Aequilibrirung einer Wasser-Säule durch eine weit kürzere Quecksilber-Säule besteht,
wurde — nebst mehreren Vorschlägen für die praktische Ausführung — in der Zeitschrift der Oesterreich-
ischen Gesellschaft für Meteorologie 1882, Seite 141 erläutert. Durch die Einführung dieses Prinzipes wird
besonders zweierlei erreicht; erstens braucht die Ablesung der Regenmenge nicht in demselben Niveau zu
geschehen, in welchem sich das Auffange-Gefäss befindet, letzteres kann, wie auf Tafel 9 zu ersehen, 1 oder
2 Etagen höher, aber eventuell auch 1 oder selbst 2 Etagen tiefer liegen als das Beobachtungs-Zimmer, so
dass der eigentliche Registrir-Apparat (resp. der Beobachter) den Witterungs-Einflüssen ganz entzogen ist.
Zweitens wird dadurch, dass das Zuleitungsrohr des Regens stets mit Wasser gefüllt bleibt, die Empfind
lichkeit des Apparates wesentlich gesteigert.