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Full text: 7, 1884 (7, 1884)

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Die Orientirung des ganzen Gebäudes nach dem astronomischen Azimute hatte sich im Wesentlichen 
nach den Terrain-Verhältnissen zu richten und ist so gewählt (Tafel 2), dass die Richtung der Hauptfa^ade 
N 42° 28' W — S 42° 28' 0 liegt. (S. Tafel 2.) 
Das Gebäude ist in Renaissanceform ausgebildet und in Sandstein aus dem Deister-Gebirge unter 
Zuhülfenahme von ledei’farbigen schlesischen Verblendsteinen für einzelne Flächen, und von einigen in 
Mettlach nach den Sandsteinproben angefertigten Thonstücken zu Architektur-Theilen, als Kapitaler, Hermen 
und Gesimskonsolen ausgeführt. Der Hauptsache nach sind alle aufsteigenden Mauermassen von Ziegeln 
hergestellt, nur die Umfassungsmauern sind im Sockel und im Erdgeschosse mit Sandstein-Quadern ver 
blendet. Der Sandstein des Sockels entstammt den bekannten Oberkirchner Brüchen; aus demselben 
Materiale ist auch die Sandsteintreppe vom ersten zum zweiten Stocke und die Deckplatte des Haupt 
gesimses hergestellt. Die Quader-Verblendung des Erdgeschosses, sowie alle Gesimse und Architekturtheile 
der Fagaden sind aus dem schon erwähnten Deister Sandsteine ausgeführt. Ausgenommen sind die Konsolen 
unter dem Hauptgesimse der Säulenkapitäler im ersten Stock und die Hermenköpfe im zweiten Stock, welche, 
wie bereits oben angeführt, von der bekannten Fabrik von Villroy & Boch in Mettlach aus gebrannter 
Thonmasse hergestellt wurden. Die Mauerflächen der oberen Stockwerke sind mit feinen, rothen Verblend 
ziegeln verblendet. 
Die Fundamente haben des ungleichen Baugrundes wegen zum Theile sehr tief in den Boden hinab 
geführt werden müssen; da, wo eine grössere Fundament-Tiefe als ca. 4m erforderlich wurde, sind einzelne 
breite Pfeiler ausgeführt und durch Erdbögen oben und unten verbunden worden. Von einer Befestigung 
des Baugrundes durch Rammuug oder Rost musste abgesehen werden, da die hohe Lage des Gebäudes es 
unmöglich machte, dieselbe unter den Grundwasserspiegel zu bringen; es blieb nur übrig, die Fundament 
sohle thunlichst zu verbreitern und eine mehrfache Verankerung aller Theile durch starke schmiedeeiserne 
Anker vorzunehmen. 
Der Keller ist unter Zuhülfenahme schmiedeeiserner Doppelträger gewölbt; auch die Korridore des 
Erdgeschosses und des ersten Stockes und die Haupttreppe sind gewölbt. Im Uebrigen sind die Zwischen 
decken und das Dach in Holz konstruirt, da die Anwendung von Eisen beschränkt werden musste, weil eine 
Einwirkung grosser Eisenmassen auf die in den unteren Räumen aufzustellenden magnetischen Instrumente 
thunlichst zu vermeiden war. 
Alle Treppen sind massiv, grösssentheils sind dieselben in Sandstein ausgeführt; die Haupttreppe ist 
gemauert und mit einem Belage von schwarzem belgischen Granit versehen. 
Die Fussböden der nicht bewohnten Kellerräume sind Zementböden auf Konkretunterlage, diejenigen 
der Korridore, des Treppenhauses und des mittleren Hofes sind in Terrazzo ausgeführt. Die Fussböden aller 
Bureau-, Sammlungs- und Wohnräume sind aus gespundeten Föhrenholz-Dielen hergestellt. 
Die Dächer sind mit verzinkten Eisenwellblechen auf Lattung eingedeckt; die Plattformen der 4 Thürme 
sind aus Trägerwellblech konstruirt und mit Zementböden versehen. Ueber dem mittleren Hofe ist ein 
Dach in Eisenkonstruktion mit Deckung aus Rohspiegelglas ausgeführt, unter welchem in der Höhe des 
Fussbodens des zweiten Geschosses ein horizontales mattverglastes Staublicht liegt. 
Der exponirten Lage des Gebäudes wegen haben alle Bureau- und Wohnräume doppelte Fenster 
erhalten. 
Die Heizung erfolgt durchweg mit gewöhnlichen Regulir- und Füllöfen, da von der anfangs beab 
sichtigten Ausführung einer Zentralheizung aus verschiedenen Gründen Abstand genommen wurde. Nur die 
Räume der Bibliothek erhielten eine Wasserheizung, um die mit der Heizung in Oefen für die denselben 
nächstliegenden Gegenstände verknüpfte Feuersgefahr auszuschliessen. Der Heizapparat und Kessel für 
diese Wasserheizung befindet sich im Keller, und zwar in dem Raume 7; die Wasserheizung ist auch nach 
den Zimmern 94 und 95 im zweiten Stocke fortgeführt, da es sich der exponirten Lage derselben wegen 
nicht als möglich erwies, die Heizung allein mit Füllöfen zu bewirken. 
Die Ausstattung des Gebäudes im Innern muss als eine einfache bezeichnet werden, wie solches schon 
durch die relativ niedrige Bausumme bedingt wurde. Innen-Architekturen besitzen nur das Haupt-Treppen 
haus und der Lichthof mit den ihn loggienartig umgebenden Korridoren, doch beschränken sich auch diese 
auf einige schlichte Gesimse und eine einfache Bemalung in drei kalten Tönen. Deeken-Gesimse haben nur 
die Direktorialräume erhalten; hölzerne Fenster-Verkleidungen und -Brüstungen sind nirgends zur Aus
	        
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