No. 2.
Die Deutsche Seewarte.
Einleitung.
Das Institut der Deutschen Seewarte trat mit dem Anfänge des Jahres 1875 in’s Leben. In den
verschiedenen bis zum Ende des Jahres 1884 erschienenen Jahres-Berichten, sieben an der Zahl, sind der
Einzelheiten aus der Geschichte der Entstehung des Institutes, sowie über die Organisation der Arbeit in
demselben so viele enthalten, dass weitere Ausführungen hier, wo es sich nur um eine Beschreibung der
Einrichtungen des Zentral-Institutes handelt, füglich entbehrt werden können. Zweckmässig dürfte es
übrigens dennoch sein, das, was in der Einleitung zum Jahres-Bericht I, Seite 1 u. folg, gesagt wurde, hier
in Kürze zu wiederholen. Dort heisst es nämlich:
„Die Hydrographischen Aemter der verschiedenen Staatsmarinen erfüllen, neben der Leitung der inner
halb einer Kriegsmarine unternommenen und ausgeführten wissenschaftlichen und Vermessungs- Arbeiten
auch die Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass das Neueste auf dem Gebiete der für die Ausübung der
Navigation erforderlichen Apparate und Instrumente geprüft und, wenu erprobt befunden, beschafft werde;
auch werden die den Prinzipien nach als zuverlässig erkannten und zum Gebrauche angenommenen Instru
mente vor der Erwerbung und dem Gebrauche geprüft und dadurch der Verwendung von Chronometern,
Sextanten, Kompassen u. s. w., welche fehlerhaft und unzureichend sind, vorgebeugt. Diese Praxis, wie
allgemein sie auch für die Kriegsmarine anerkannt ist, war bis vor Kurzem gänzlich in dem Falle der
Handelsmarine ignorirt, man überliess, und überlässt es leider in vielen Fällen auch heute noch den
Betheiligten, Kapitänen oder Rhedern, sich von der Güte und der Brauchbarkeit der Instrumente selbst zu
überzeugen, obgleich denselben zum Treffen einer allseitig gültigen Entscheidung die Mittel fehlen. Gewiss
haben in mancher Hinsicht, in Deutschland zum Mindesten, die Navigations-Schulen nach Kräften Abhülfe
zu bringen gesucht; allein es konnte die Lösung aller in dieses Gebiet gehörigen wichtigen Aufgaben ver
nünftiger Weise diesen Anstalten, die in erster Linie dazu berufen sind, tüchtige Schiffsführer und Steuer
leute auszubilden, nicht zugemuthet werden. Daher war es denn vor allen Dingen, sollte den dargelegten
Anforderungen Rechnung getragen werden, erforderlich, dass ein besonders dafür eingerichtetes Institut in’s
Leben gerufen wurde. Es bedurfte hierzu eines äusseren Anstosses, der sich denn auch in den immer
entschiedener auftretenden und allseitigen Anforderungen der Wissenschaft nach Gründung von Zentralstellen
für die Pflege der maritimen Meteorologie fand.“
„Die maritim-meteorologische Forschung nimmt gegenwärtig eine so hervorragende Stellung ein, es
hat sich diese Wissenschaft so fruchtbringend erwiesen, dass das in dieselbe gesetzte Vertrauen, es würden
durch sie die allgemeinsten und wichtigsten Gesetze auf dem Gebiete der Witterungskunde und deren An
wendung auf das praktische Leben zunächst beleuchtet, ja selbst festgestellt werden, begründet erscheint.
Die Erspriesslichkeit, um nicht zu sagen die NothWendigkeit der Pflege der maritimen Meteorologie wird
daher denn auch allseitig anerkannt; allein zur Durchführung eines wohlgeordneten Systems meteorologischer
Forschung zur See bedarf es einer Zentralstelle, welche die Organisation der meteorologischen Arbeit der
Seeleute, die ihre Beihülfe in dieser Sache erfahrungsgemäß gern gewähren, in Hand zu nehmen und zu
leiten vermag. Eine solche Stelle musste zunächst für Deutschland geschaffen werden, und die Seewarte
erhielt demgemäss auch den Auftrag, nach der bezeichneten Richtung hin zu wirken, und so wurde der
Anstoss zur Gründung einer Anstalt von umfassenderen Zielen gegeben.“
„Die aus den meteorologischen Arbeiten eines solchen Institutes fliessenden Ergebnisse können aber
begreiflicher Weise nur in dem bezeichneten Sinne zum Ertrage gebracht werden, wenn neben den wissen-
Arehiv 1884. 2.
1