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äussern, da die Kompassnadel auf dem neuen Kurse dwarsschiffs liegt. Der erstere Theil aber, das Ver
schwinden des Südpols тог dem Kompass wird bewirken, wie hier das Modell zeigt (voriges Experiment zu
wiederholen!), dass das Nordende der Kompassnadel langsam weiter nach W rückt, das Schiff demnach,
welches immer auf seinem Kurse nach dem Kompass gehalten wird, nach Nord hin, d. h. wiederum von der
Richtung des alten Kurses ab versetzt wird.
2) Ein Schiff, welches nach irgend einem Kurse seine Deviation bestimmt, nun eine Kursänderung
vornimmt und alsdann wieder einen anderen Kurs steuert, wird durch den auf dem zwischenliegenden Kurse
aufgenommenen halbfesten Magnetismus, falls es die vor demselben bestimmten Deviationen in Rechnung
zieht, nach der Richtung des zwischenliegenden Kurses hin versetzt.
Fünfzehntes Experiment. Beweis: Ein Schiff habe N gesteuert, also einen Nordpol des halbfesten Magnetismus
vor dem Kompass erhalten (durch die rothe Platte zu bezeichnen!). Nachdem es nun die Deviationen seines Kompasses
bestimmt hat, steuert es\Y, wodurch eine Abnahme des Nordpols vor dem Kompass und das Entstehen eines Südpols
an Backbordseite (durch die schwarze Platte zu bezeichnen!) bedingt wird. Hierauf wird S-Kurs gesteuert, jedoch noch
die Deviation, welche nach dem Nordkurse bestimmt, war, in Rechnung gezogen. — Auf diesem Kurse wird das Ver
schwinden des Nordpols vor dem Kompass keine Einwirkung auf die Deviation zur Folge haben, da die Kompassnadel
längsschiffs gerichtet ist; aber der an Backbordseite auf dem zwischenliegenden Kurse entstandene Südpol wird das Süd
ende der Kompassnadel nach W abstossen und somit, da ohne Rücksicht darauf S nach dem Kompass gesteuert wird,
das Schiff nach W, d. h. in der Richtung des zwischenliegenden Kurses versetzt werden.
Ebenso ist das Experiment (hier Nähern des bezüglichen Poles eines der kleinen Magnete!) für andere Kurse zu
wiederholen. *)
Flüchtiger Magnetismus. Wie in weichem Eisen momentan flüchtiger Magnetismus induzirt wird,
wenn eine solche Eisenmasse mit ihrem einen Ende einem der magnetischen Pole der Erde zngewandt wird,
ist schon im Beginn der Vorträge gezeigt worden.
Sechszehntes Experiment. Offenbar wird aber in einer Eisenmasse, beispielsweise in einer Eisenstange, wie solche
dem Modell beigegeben sind (man wähle die grösste der Eisenstangen, welche vorher sorgfältig entmagnetisirt sein muss),
auch dann noch Magnetismus induzirt werden, wenn sie nicht genau nach einem der magnetischen Pole der Erde ge
richtet wird. Man halte die Stange anfänglich in der Richtung der magnetischen Erdkraft und stütze ihr unteres Ende
auf eine der Messingschrauben S an den Haltern für horinzontale, dwarsschiffs gerichtete Eisenstangen, halte sie hier
auf vertikal und erläutere nun, dass jetzt noch Tmal cos des Komplements der Inklination = TsinJ als induzirter Mag
netismus in der Stange sein muss. (Wieder zweckmässig durch das Beispiel von Kurs und Distanz, Breitenunterschied
und Abweichung zu erläutern.) Hierauf drehe man die Stange in demselben Sinne weiter bis sie 90° gegen die Richtung
der magnetischen Erdkraft geneigt ist und zeige sowohl in der vertikalen Lage, wie auch später von Zeit zu Zeit, wie
die Grösse der Ablenkung, welche sie auf den Kompass ausübt, abnimmt, und diese endlich ganz verschwindet.
Jetzt drehe man die Stange in demselben Sinne weiter bis sie horizontal liegt und zeige, wie nun die Intensität des in-
duzirten Magnetismus wieder zunimmt und erläutere, dass in der horizontalen Lage TcosJ induzirt ist. — Hierauf er
läutert man, wie man die beobachteten Erscheinungen auch so auffassen kann, als sei gleich die Erdkraft in ihre zwei
Komponenten, die vertikale und horizontale zerlegt und beide wirkten induzirend. In der vertikalen Lage der Stange
wirkt nur die vertikale Komponente der Erdkraft TsinJ, während in der horizontalen Lage derselben nur die Horizontal-
Komponente TcosJ induzirend wirkt. In derjenigen Lage, in welcher keine Induktion beobachtet wurde, wie in jeder
anderen Lage, bewirken beide Komponenten, jede für sieh, eine Induktion. Bald wirken sie vereint, d, h. sie induziren
beide an demselben Ende der Stange denselben magnetischen Pol, bald wirken sie gegen einander, d. h. die eine Kom
ponente induzirt dort einen Nordpol, wo die andere einen Südpol induzirt. In einer Lage, d. li. in der zur magnetischen
Erdkraft senkrechten Ebene, wirken sie beide gleichviel und im entgegengesetzten Sinne, daher die Erscheinung, dass
kein Magnetismus in der Stange induzirt ist, — der eine Pol hebt den andern auf. —
In einer Eisenmasse, bei welcher nicht nur, wie bei einer dünnen Stange, eine Dimension allein, die
Länge, in Beziehung auf Induktion merklich wird, wirken in jeder Lage beide Komponenten merklich. Die
Wirkung der Induktion durch eine Komponente wird aber stets durch die Wirkung der Induktion seitens
der anderen Komponente vermehrt oder vermindert.
Siebenzehntes Experiment. Um dieses zu zeigen benutze man ein eisernes Knie. Man halte dasselbe mit dem Knie
punkte auf die schon erwähnte Schraube zuerst so, dass die horizontale Stange nach N gerichtet ist, während das Modell
*) Die sehr praktische Regel: „Denkt man sich in die Mitte der Kompassrose und liegt dann der vorhergesteuerte
Kurs links von dem jetzt gesteuerten, so wird die Deviation des letzteren Kurses mehr westlich, liegt der vorhergesteuerte
Kurs rechts von dem jetzt gesteuerten, so wird die Deviation des letzteren Kurses mehr östlich gefunden“ ist nicht bequem
durch das Modell zu erläutern, sondern durch eine allerdings sehr einfache mathematische Betrachtung. Sie wird aber doch
am zweckmässigsten hier, ohne nähere Begründung, als Folgerung aus den bisherigen Betrachtungen und Regeln einfach an
geführt und erläutert. — Vergleiche übrigens wegen des halbfesten Magnetismus und der die Schifffahrt durch denselben
bedrohenden Gefahren „Aus dem Archiv der Seewarte 1880 No. 4.“