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Full text: 5, 1882

A.. A-llgemeixier Bericht. 
I. Einleitung. 
In der Geschichte der Wissenschaft wird das Jahr 1882 eine hervorragende Stelle einnehmen. Die f^.j 
Aufnahme der systematischen Polar-Forschung, die Aussendung zahlreicher, nach ein und denselben Grund- 
Sätzen organisirter Expeditionen nach dem Norden und dem Süden, welche um die Mitte dieses Jahres ‘ 
eintrat, verleiht demselben die Berechtigung zu einer Ausnahmestellung. Nie zuvor war es gelungen, nahezu' - ' 
sämmtliche Nationen, welche auf ihre zivilisatorische Stellung nicht verzichten wollten, zu gemeinsamem, 
wissenschaftlichem Wirken zu begeistern, nie zuvor waren die im Interesse der geophysikalischen Wissen 
schaft gemachten Anstrengungen so umfassender, so eingehender Natur. Da es vor Allem galt, auch der 
meteorologischen Wissenschaft und jener des Erdmagnetismus eine wichtige Stütze für deren Ausbildung 
durch Beobachtungen in höheren Breiten der Erde zu gehen, so musste naturgemäss, soferne bei der 
Betheiligung das Deutsche Reich in Frage kam, die Deutsche Seewarte mit ihren Einrichtungen und ihrem 
geübten Personale für die Ermöglichung der Durchführung eines so grossen wissenschaftlichen Unternehmens 
eintreten. Im Jahres-Berichte IV wurde erwähnt, dass erst gegen das Ende des Jahres 1881 seitens der 
Deutschen Reichs - Regierung der Beschluss gefasst wurde, sich an den Unternehmungen in den Polar-Re- 
gionen zu hetheiligen. Wenn man nun bedenkt, dass Mitte 1882 die deutschen Expeditionen aufbrechen 
mussten, wollten sie rechtzeitig an den Orten der Beobachtungen eintreffen, wenn man ferner bedenkt, 
dass es sich in der That um die Ausstattung von Observatorien mit theilweise ganz neuen, damals noch 
nicht konstruirten Instrumenten handelte und überdies die Häuser für die Beobachtungs-Stationen zu kon- 
struiren waren, der Proviant beschafft und das Beobachtungs- und Dienstpersonal für die Stationen ausgewählt 
und eingeüht werden musste, so wird man zugeben müssen, dass es eines ungewöhnlichen Grades der Aus 
dauer und des Vertrauens auf deutsche wissenschaftliche Leistungs-Fähigkeit bedurfte, um nicht von vorne 
herein den Muth zu verlieren. Das Vertrauen konnte nur in dem Bewusstsein eine Stütze finden, dass ein 
wissenschaftliches Institut ersten Ranges mit erfahrenen und geübten Kräften, wenn immer erforderlich, in 
die Organisation, in die Beschaffung, in die Prüfung von Instrumenten und in das Einüben des Personales 
einzugreifen bereit war. In der That, sollte das Eintreten Deutschlands in das System der internationalen 
Polar-Forschung kaum sechs Monate vor dem Abgänge der Expeditionen und zu einer Zeit, da mehrere 
Expeditionen der anderen Nationen schon auf dem Marsche zu ihren Beobachtungs - Stationen begriffen 
waren, nicht bloss Phrase bleiben, so musste die Deutsche Seewarte mit allem Nachdruck für die Durch 
führung des Gedankens eintreten. Das einzige Institut, welches sonst noch im Reiche für die Zwecke der 
Polar-Forschung in Frage kommen konnte, das Kaiserliche Observatorium in Wilhelmshaven, hot dafür 
weder Raum genug, noch waren überhaupt seine Einrichtungen so weit vollendet, dass eine Aufnahme der 
betreffenden Arbeiten seinerseits möglich gewesen wäre. Auch hatte sich dieses Observatorium selbst für 
die Arbeiten auf dem Gebiete des Erdmagnetismus zu rüsten, damit es während der Polar-Epoche 1882/83 
thatkräftig mitzuwirken vermochte. Es ist hier nicht der Ort, alle die Umstände hervorzuheben, welche 
mit zwingender NothWendigkeit die Deutsche Seewarte zur Zentralstelle für die deutschen Unternehmen 
im Systeme der internationalen Polar-Forschung machen mussten, vielmehr soll hier nur hervorgehoben 
werden, dass die Direktion, indem sie mit der Genehmigung des Chefs der Admiralität für die nationale 
Sache eintrat, dies nicht leichthin that, sondern im Bewusstsein, durch dieses Eintreten eine grosse Ver 
antwortung zu übernehmen, eine Verantwortung, welche sowohl hinsichtlich des Gedeihens der Seewarte, 
wie hinsichtlich des Gelingens der deutschen Polar-Unternehmen getragen werden musste. Auch bei der 
Archiv 1882. 1. 
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