16
Von den Agenturen II. Klasse zu Memel, Wustrow, Rostock, Lübeck, Flensburg und Emden wurden
im Jahre 1882 Journale nicht ausgegeben.
Ausgabe von Journalen durch Vermittelung der Konsulate im Auslande. Die auf
Antrag der Direktion Seitens des Auswärtigen Amtes getroffene Anordnung, dass die Konsulate an den
meist besuchten Hafenplätzen die Austheilung, wie auch die Einlieferung von meteorologischen Journalen
vermitteln, erwies sich demnach wieder als eine sehr nützliche. Am mejsten an der Ausgabe betheiligt war
das Konsulat in Liverpool — 31 Journale an 17 Schiffe — ferner die zu New-York, London und San Francisco.
Wie aus der vorher gegebenen Uebersicht hervorgeht, wird auch in jetziger Zeit, trotz des grossen
Aufschwunges, den die Dampfschifffahrt besonders in den deutschen Nordseehäfen genommen, der bei Weitem
grösste Theil des Beobachtungs-Materiales der Seewarte noch von Segelschiffen geliefert. Unter den 263
Schiffsführern, welche im Jahre 1882 vollständige meteorologische Journale zur weiteren Führung an Bord
nahmen, waren wieder nur 45 Dampfer-, dagegen 218 Segelschiffs-Kapitäne. Einer Aufforderung, welche
die Direktion am Anfänge des Jahres an die in transatlantischer' Dampfschifffahrt beschäftigten Rhedereien
Hamburgs und Bremens richtete, ist Seitens der Schiffsführer nur in geringem Maasse nachgekommen
worden, wenn auch die Rhedereien dem Wunsche der Direktion, dass zweckmässige meteorologische In
strumente angeschafft und das Journal der Seewarte geführt werden möchte, in den meisten Fällen ihre
Unterstützung zugesagt hatten. Eine stärkere Betheiligung der Dampfschiffsführer würde aber in zwiefacher
Hinsicht sehr wünschenswerth sein. Einmal, um die synoptischen Wetterkarten des Nordatlantischen Ozeans,
deren Herausgabe beschlossen ist und die für die bessere Erkenntniss des Zusammenhanges der Witterungs-
Erscheinungen als unentbehrlich bezeichnet werden müssen, in den Regionen, die von Segelschiffen wenig
oder gar nicht berührt werden, mit Beobachtungsdateu besetzen zu können, und zweitens, um der Seewarte
zu ermöglichen, aus dem Vergleich der Reisen, ebenso, wie es jetzt für Segeschiffe geschieht, auch für
Dampfer Fahrt-An Weisungen herzuleiten. Solche sind keinenfalls für Dampfer überflüssig. Wenn diese auch
von Wind und Wetter unabhängiger sind, als die Segelschiffe, so sind sie es doch keinenfalls in solchem
Maasse, dass es sich für sie nicht verlohnt, vom kürzesten Wege abzuweichen, wenn sie dadurch einen
Strich ungünstigen Windes vermeiden oder einen Strich günstigen Windes erfassen können. Dies gilt ins
besondere für die mit schwacher Maschinenkraft ausgerüsteten Frachtdampfer. Für diese würde es ent
schieden von grossem Vortheile sein, wenn ihnen angegeben würde, wie sie auf der Fahrt nach Nord-
Amerika oder dem Golf von Mexiko im Winter ihre Route am zweckmässigsten zu wählen hätten. An
anderer Stelle wurde Seitens der Seewarte bereits wiederholt hervorgehobeu, dass es bei der Wahl der
Route vornehmlich darauf ankommt, sie der angetroffenen Wetterlage anzupassen. Dazu sind die Dampfer,
da sie ihren Ort, also auch ihre Stellung zum herrschenden Luftdrucksystem leichter verändern können,
aber noch viel besser im Stande als die Segelschiffe.
Hinsichtlich der Betheiligung der Dampfschiffsführer an den Arbeiten für die Seewarte muss hier noch
bemerkt werden, dass an Bord der Dampfer der grossen Gesellschaften: Norddeutscher Lloyd und Hamburg-
Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellscbaft, nach wie vor das Journal der Seewarte regelmässig geführt
wird. Zum grossen Theile gilt dies auch hinsichtlich der Flotte der Hamburg - Südamerikanischen Dampf
schifffahrts-Gesellschaft.
Die Anzahl der Schiffe der Handels-Marine, deren Führer Mitarbeiter der Seewarte sind, betrug Ende
1882 etwa 350. Unter diesen sind 99 im Laufe des Jahres neu eingetreten, während 48 wegen Verlust
ihres Schiffes oder aus anderen, in manchen Fällen wahrscheinlich nur zeitweilig wirkenden.Gründen in
zwischen die Führung des Journales aufgegeben haben. Bei dem Ausscheiden von neun, zum Theile sehr
eifrigen und langjährigen Mitarbeitern hatte die Direktion leider Todesfall zu beklagen. Es waren dies die
Käpitäne M. H. Brückmann vom Schiffe „Johanne“, F. Eggers vom Schiffe „Eugen“, A. Freesemann
vom Schiffe „Taube“, R. Hopff vom Dampfer „Borussia“, Käsemacher vom Dampfer „Lotharingia“,
C. Neuhaus vom Segelschiffe „Ino“, H. Rabbe vom Schiffe „Joseph Haydn“, H. Schumacher vom
Schiffe „Columbia“ und L. Stricker vom Schiffe „Caroline“.
Die Prüfung der eingehenden Journale wurde in derselben Weise, wie früher, fort
gesetzt. Als Hauptzwecke wurden dabei ins Auge gefasst: 1) für die spätere Benutzung der Journale die
an die Instrumenten-Ablesungen anzubringenden Korrektionen und die Zuverlässigkeit der Notirungen in den
einzelnen Spalten sofort genau festzustellen, und 2) um etwaige Mängel der Beobachtung oder der Journal