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Full text: 5, 1882

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Witterung“ beigegebenen Babnenkarten verzeicbneten Minima der Zugstrasse I in weitaus den meisten 
Fällen nur Randbildungen, Theilminima grösserer Depressionen sind, die ihren Kern bei Island haben, und 
dass hier in der That die Temperatur ziemlich rasch nach Südosten hin anwächst. Die Zugstrasse Yb gehört 
hauptsächlich dem Frühjahre an und bietet deswegen ein hohes Interesse, weil dieselbe mit den Kälte 
rückfällen in unseren Gegenden im Frühlinge in nahem Zusammenhänge steht. Sie verlangt nach Nord 
westen gerichtete Druck- und Temperatur-Gradienten, wie sie auch nach unseren Karten in hohem Maasse 
entwickelt sind. 
XVII. Erhaltungstendenz bei den einzelnen Zugstrassen. Aufeinanderfolge von Depressionen. Luftdruck- 
Vertheilung vor Erscheinen der Depression. 
Ebenso unschwer zu erklären ist es, dass die Depressionen die Neigung haben, die Bahn ihrer Vor 
gänger einzuschlagen. Hat sich Luftdruck- und Temperatur-Vertheilung für eine bestimmte Zugstrasse 
einmal günstig gestaltet, oder mit anderen Worten, hat sich einmal die Wetterlage für eine bestimmte 
Zugstrasse günstig eingerichtet, so ist klar, dass die nacheinander folgenden Depressionen diese Zugstrasse 
so lange befolgen werden, als sich Temperatur- und Druck-Verhältnisse nicht geändert haben, welche 
Aenderung hauptsächlich durch die mechanischen Wirkungen der Depressionen oder durch die Einwirkung 
anderer das Gebiet durchziehender Minima, oder endlich durch andere allgemeiner wirkende Ursachen 
(Insolations-Verhältnisse, Verlegung der grossen barometrischen Maxima und Minima) herbeigeführt wird. 
Da nun aber die Gebiete hohen Luftdruckes (im Gegensätze zu den nordamerikanischen Verhältnissen) in 
Europa eine entschieden ausgesprochene Erhaltungs-Tendenz zeigen, so ist klar, dass die Witterungs-Vorgänge 
in unseren Gegenden längere Zeit hindurch, ja manchmal während ganzer Wochen und Monate denselben 
typischen Charakter zeigen. Dass in der That die Aufeinanderfolge der Depressionen Regel ist, zeigt 
folgende Zusammenstellung, welche in Kol. 5—7 die Anzahl der Fälle für die kältere Jahreszeit (k. J.), 
die wärmere (w. J.) und das Jahr (J.) wiedergiebt, in welchen neue Depressionen ungefähr auf demselben 
Gebiete folgten, auf dem die in Kol. 2—4 angegebenen Minima zuerst auftraten*): 
Zugstrasse 
Anzahl der Fälle 
überhaupt 
nachfolg. Minima 
Tabelle XIII. 
in Prozenten 
k. J, 
. W. J. 
J. 
k. J. 
w. J. 
J. 
k. J. 
w. J. 
J. 
II 
14 
6 
20 
11 
3 
14 
79% 
50% 
70% 
III 
20 
— 
20 
17 
— 
17 
85 
85 
IV 
14 
17 
31 
12 
11 
23 
86 
65 
74 
Va 
21 
— 
21 
5 
— 
5 
24 
— 
24 
11, III, IV 
48 
23 
71 
40 
14 
54 
83% 
61% 
76% 
len Zugstrassen 
II, 
III, IV 
waren 
von 
100 Minima 
76 von weiteren Depressionen 
welche, wie sich bei der Untersuchung ergab, dann erschienen, wenn die ersteren Minima in der Position B 
sich befanden. Es sei jedoch bemerkt, dass diese nachfolgenden Depressionen, welche allerdings meist fast 
an derselben Stelle erschienen, wo auch ihre Vorgänger zuerst aufgetaucht waren, selten die betreffende 
Zugstrasse ganz innehielten (am meisten noch bei Zugstrasse III), sondern meist abbogen, oder sich weiter 
umwandelten oder ausfüllten. Die Erhaltungs-Tendenz tritt in der kälteren Jahreszeit viel entschiedener 
hervor, als in der wärmeren. Bei der Zugstrasse V a wird die Depression sehr selten von einer neuen 
gefolgt, vielmehr ist die Bildung eines barometrischen Maximums im Nordwesten oder Norden am häufigsten. 
In der Oesterreichischen Meteorologischen Zeitschrift (1878, pag. 172, „über die Sturmbahnen der 
Jahre 1875—1877“) bemerkt Spindler: „Bei einer genauen Untersuchung der Sturmkarten zeigt sich, 
dass Zyklonen, die sich an nicht zu weit von einander gelegenen Orten zeigen, sich zuweilen im Verlaufe 
eines grösseren oder geringeren Zeitraumes in gleicher Richtung fortpflanzen. Eine angenäherte Berechnung 
ergab, dass, wenn zwei Zyklonen sich in einer gewissen Richtung fortgepflanzt haben, man mit einer 
Wahrscheinlichkeit von 38 pro 100 schliessen könne, die dritte Zyklone, die aus derselben Gegend, wie 
die beiden ersten, kommt, werde auch die gleiche Richtung einschlagen. Die vorstehenden Schlüsse 
beziehen sich auf alle Zyklonen, die mit ihrem Zentrum den Kontinent von Europa betreten.“ Uebrigens 
wurde schon durch die in den Wetterkästen der Seewarte seit 1876 ausgestellten „Erläuterungen zu den 
*) Vergleiche hiermit Oesterreichische Zeitschrift 1874, S. 381.
	        
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