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der Luft men ge über dem Beobacbtungsorte entsprechen dürften, denn man hatte beobachtet, dass das
Barometer fällt, wenn man mit demselben in die Höhe steigt, wenn also die Luftmenge über dem Baro
meter sich verringert. Ueber die Ursachen der wechselnden Luftmenge an ein und demselben Orte machte
man sich aber meistens ganz irrige Vorstellungen, zu welchen in der Hegel die vorgefasste Meinung, als
ob die Höhe der Atmosphäre im Allgemeinen dieselbe bleiben müsse, Veranlassung gab. Heute scheint uns
der Schluss ausserordentlich nahe zu liegen, dass die Luftmassen, welche irgendwo fehlen, anderswo sich
werden aufgehäuft haben. Und so ist es denn in der That. Es giebt im Grunde zwei Arten von Wind
systemen, solche nämlich, in welchen im Vergleich zu ihrer Umgebung zu viel, und solche, in denen zu
wenig Luft vorhanden ist; erstere sind Gebiete hohen, letztere Gebiete niedrigen Luftdrucks; die Gegend
mit niedrigstem Luftdruck wird als barometrisches Minimum, diejenige mit höchstem Druck als
barometrisches Maximum bezeichnet; in weiterem Sinne nennt man indessen auch das ganze Gebiet
mit hohem Luftdruck ein barometrisches Maximum, während das Gebiet mit niedrigem Drucke als baro
metrische Depression bezeichnet zu werden pflegt.
Wäre die Luft gleich dem Wasser eine unzusammendrückbare, also überall gleich dichte Flüssigkeit
so würden die Luftmassen über einem barometrischen Maximum eine mehr oder weniger regelmässig ent
wickelte kuppelförmige Oberfläche zeigen; in Wirklichkeit verdünnt sich die atmosphärische Luft nach oben
hin mehr und mehr, so dass eine scharf begrenzte Oberfläche nicht vorhanden ist. Der Effekt mit Bezug
auf die Vertheilung der Druckkräfte am Grunde der Atmosphäre ist aber genau derselbe, ob wir nun vor
aussetzen, dass die Luft unzusammendrückbar oder elastisch sei; daher kann man, so lange es sich, wie
hier, nur um die Vorgänge am Grunde des Luftmeeres handelt, der Einfachheit halber die Luft
als eine unzusammendrückbare Flüssigkeit betrachten.
Die in diesem Sinne aufzufassende kuppelförmige Oberfläche der Flüssigkeit über einem barometrischen
Maximum wird in dem Glasmodell No. I durch eine Anzahl horizontaler Ebenen (Glasplatten) anschaulich
gemacht, welche in gleichen vertikalen Abständen die Luftanhäufung durchdringen. Reichte die Flüssigkeit
nur bis zur viertobersten Platte herauf, so würde der Druck derselben im Meeres-Niveau überall 760mm
Quecksilberhöhe betragen; reichte sie bis zur nächst höheren, so würde der Luftdruck 760+5 = 765mm
sein etc. Blickt man das Modell von oben an und projizirt so die Randlinien der einzelnen Glasplatten auf
die unterste Platte, oder — was auf dasselbe hinauskommt — auf die weit tiefer liegende Horizontal-Ebene
des Meeresniveaus, so wird beispielsweise die Projektion der zweit untersten Platte dasjenige Gebiet um
grenzen , innerhalb dessen das Barometer höher steht als 760 mm. Man erhält so ein, System von ge
krümmten Linien, welche in der kartographischen Darstellung der Windsysteme als Isobaren, d. h. Linien
gleichen (auf das Meeresniveau reduzirten) Barometerstandes bezeichnet werden; man pflegt dieselben von
5 zu 5 mm zu konstruiren.
Es ist nun klar, dass die Luft unter der Luftanhäufung das Bestreben haben wird, nach allen Seiten
abzufliessen, und dass dieses Bestreben in denjenigen Theilen derselben am grössten sein wird, in welchem
die durch das Modell repräsentirte Oberfläche am steilsten abfällt; in diesen Gegenden wird also der aus
dem barometrischen Maximum herausfliessende Wind am stärksten sein. Das Modell, welches einen wirklich
vorgekommenen Fall darstellt (8. April 1881, 8 h Morgens) bestätigt diese Schlussfolgerung, denn die Wind
pfeile am oberen Rande bezeichnen vermöge der 2—3 langen Querstriche am hinteren Ende einen Wind
von der Stärke 4 bis 6 der 12theiligen Skala, während mehr im Innern des Minimums, wo die Neigung
der Oberfläche gering ist, nur die Stärken 1 bis 3 verzeichnet stehen. In den „Isobaren“ macht sich die
grössere Steilheit des Abfalles der Oberfläche dadurch bemerkbar, dass dieselben näher an einander rücken;
die Windstärke wird also immer dort am grössten sein, wo die Isobaren sich am dichte
sten zusammendrängen.
Als Maass für die Steilheit des Ansteigens der Oberfläche dient, gerade so wie beim Wege- und Eisen
bahnbau, die Angabe der Höhenänderung für eine bestimmte und immer gleiche horizontale Entfernung. In
der Meteorologie ist man übereingekommen, als Länge dieser horizontalen Entfernung' 111 Kilometer (die
Länge eines Aequatorgrades) zu wählen. Da es sich in der Meteorologie um die Bestimmung der Steilheit
einer Oberfläche (und nicht einer geraden oder gekrümmten Linie) handelt, so muss sich die Angabe der
Höhenänderung auf eine bestimmte Richtung beziehen, denn man wird z. B. bei einem Dache eine lang
samer ansteigende Linie erhalten, wenn man sich vom unteren Rande aus schräg (unter einem spitzen
Winkel) aufwärts bewegt, als wenn man unter einem rechten Winkel aufsteigt; in letzterem Falle ist die