No. 3.
Das Atmosphärikon.
Eine Vorrichtung zur Erläuterung der bei atmosphärischen Erscheinungen vorkommenden
Ausdrücke und Vorgänge.
Es sind nun beinahe 20 Jahre verflossen, seit das meteorologische Bulletin des Pariser Observatoriums,
dessen Herausgabe auf das Jahr 1856 zurückzuführen ist, mit Wetterkarten, d. h. mit kartographischen
Darstellungen der gleichzeitigen Zustände des Luftdrucks, der Luftströmungen und der Witterung auf
grösserem Gebiete, ausgestattet wurde. Für die Entwickelung der Meteorologie war dieser Schritt von der
allergrössten Bedeutung, denn nun war einem Jeden Gelegenheit geboten, die atmosphärischen Vorgänge auf
der sicheren Basis der Thatsachen zu studiren und sich davon zu überzeugen, dass die Vorstellungen, welche
man sich früher hiervon gemacht hatte, nur zum Theil begründet waren, während ein anderer Theil in das
Bereich unfruchtbarer Spekulationen verwiesen werden musste.
In Deutschland verhielt man sich indessen der neuen Errungenschaft gegenüber noch lange Zeit ziem
lich ablehnend, und erst in den letzten 6 Jahren gelangte die Bedeutung einer regelmässigen Verfolgung
der atmosphärischen Vorgänge an der Hand der täglichen Wetterkarten zu allgemeinerer Anerkennung.
Diese Anerkennung beruhte auf der wachsenden Erkenntniss, dass die atmosphärische Zirkulation — ein
facher, als man früher glaubte — ihren Grundelementen nach auf der ganzen Erdoberfläche aus geson
derten, in sich nahezu abgeschlossenen Windsystemen bestehe, welche zwar fast überall neu sich bilden
können, in der Regel aber eine Keihe von Tagen hindurch fortexistiren und durch ihre Fortbewegung die
Aenderungen der Witterung an jedem einzelnen Orte bedingen.
Von der Gestaltung dieser Windsysteme auf beiden Hemisphären, von ihrer Beziehung zur Luftdruck-
vertlieilung, und von ihrem Einflüsse auf die Aenderung des Windes und der Witterung am einzelnen Orte
ein klares Verständniss zu gewinnen, muss als Pflicht besonders derjenigen bezeichnet werden, welche durch
ihren gegenwärtigen oder zukünftigen Beruf auf die Berücksichtigung der Witterungserscheinungen ange
wiesen sind. Diesen Zweck erreichen zu helfen, ist die Bestimmung des in anliegender Zeichnung darge
stellten Apparates.
Der Hauptsache nach besteht dieser Apparat aus 6 plastischen Darstellungen verschiedener Wind
systeme, welche man in den Figuren 1 und 2 von der Seite, in Fig. 3 und 4 von oben gesehen erblickt;
auf der Plattep des Kastens, innerhalb dessen letztere in zweckentsprechender Weise aufbewahrt werden,
ist eine Vorrichtung angebracht, um je eines dieser Systeme oder Modelle mit Hülfe einer Kurbel k eine
Strecke weit fortbewegen zu können; da alle Systeme aus Glas angefertigt sind, so kann man durch die
selben hindurch kleine Gegenstände (Schiffchen, s und s', Fig. 8, sowie vielleicht eine daruntergelegte Karte)
beobachten und die Aenderungen der Windrichtung verfolgen, welche das Schiffchen erfährt, wenn ein Wind
system über dasselbe hinwegzieht.
Mit Hülfe dieser Glasmodelle wird es uns leicht gelingen, die in der neueren Meteorologie gebräuch
lichen Kunstausdrücke auch dem Laien verständlich zu machen, und den innigen Zusammenhang der Er
scheinungen des Luftdrucks und der Luftbewegung zu erläutern.
Schon seit Jahrhunderten ist bekannt, dass das Barometer an einem und demselben Orte nicht immer
gleich hoch steht; ebenso hatte man erkannt, dass die Aenderungen des Barometerstandes den Aenderungen