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Wien stattgehabten ersten Meteorologen-Kongress veranlasst wurden, ist in den verschiedenen, über die be
treffenden Verhandlungen erschienenen Berichten zur Genüge dargethan worden; aber es geziemt sich, in diesem
Berichte hervorzuheben, dassBruhns an allen Arbeiten dieser Art einen hervorragenden Antheil genommen
hat, so wie er denn auch in dem, durch den Meteorologen-Kongress in Wien geschaffenen internationalen
meteorologischen Comité Deutschland bis zu dem Jahre 1879, in welchem er von dieser Stellung zurücktrat,
vertreten und die Berichte der Sitzungen des genannten Comités von Wien 1873, Utrecht 1874, London 1876
mit der ihm eigenen Gründlichkeit herausgegeben hat. Unseres Bruhns Bestrebungen waren unablässig
darauf gerichtet, Einheitlichkeit in den Methoden der Arbeit und in den gebrauchten Instrumenten für alle
Beobachtungs-Netze zu erzielen; wie sehr er bestrebt war, in Deutschland einheitliche Arbeit auf dem Ge
biete der Meteorologie zu unterstützen, dafür legen die von dem vielbeschäftigten Manne herausgegebenen
Jahrgänge 1876 und 1877 der „Meteorologische Beobachtungen in Deutschland, angestellt an 17 Stationen
zweiter Ordnung“ Zeugniss ab, eine Publikation, welche vom Jahre 1878 ab von der Seewarte über
nommen wurde.
Sobald man in Deutschland mit der Einrichtung einer Zentralstelle für Sturmwarnungs-Wesen und
allgemein für ausübende Witterungskunde vorgegangen war (siehe Jahres-Bericht I der Deutschen Seewarte,
Seite 5 u. folg.), war Bruhns eifrigst bemüht, die Vortheile, die aus den Einrichtungen dieses Institutes
auch für das Inland fliessen können, auch für das ihm meteorologisch unterstellte Gebiet des Königreiches
Sachsen zu ermöglichen; die Einrichtung des „Meteorologisches Bureau in Leipzig“ (1878), eines Institutes
zum Vortheile der ausübenden Witterungskunde, war die Frucht seiner diesbezüglichen Bestrebungen. Die
zu verschiedenen Zeiten herausgegebenen Berichte *) über die Thätigkeit dieses Bureaus enthalten alle
Einzelheiten der hierauf Bezug habenden Arbeiten des Hofrath Bruhns, weshalb hier darauf nicht näher
einzugehen ist. Die Beziehungen, welche der Verstorbene zur Seewarte hatte, sind in den einzelnen Jahres-
Berichten derselben dargelegt; es endeten dieselben erst mit seinem Tode, wenn auch als der letzte offizielle
Akt, wodurch er diese Beziehungen bethätigte, seine Theilnahme an der Konferenz der Vorstände deutscher
meteorologischer Zentral-Institute im April 1880 anzusehen ist. (Siehe Jahres-Bericht III., Seite 5.)
Zum Schlüsse dieser wenigen Worte, die wir dem Andenken des ausgezeichneten deutschen Gelehrten
zu widmen vermögen, muss nochmals den Bestrebungen desselben auf dem Gebiete der Meteorologie, in
sonderheit der Pflege derselben in Deutschland, volle und unbedingte Anerkennung gezollt werden. Voll
überzeugt, dass die Studien über die Vorgänge in dem, die Erde umgebenden Luftmeere überhaupt nur zu
fördern sind durch einheitliches Vorgehen aller daran betheiligten Gelehrten, suchte er diesen ersten aller
Grundsätze für Deutschland und die meteorologische Arbeit innerhalb desselben zur Anerkennung und
Durchführung zu bringen. Es kann Bruhns daher als ein Vorbild für loyales Festhalten an einheitlichen
meteorologischen Organisations-Grundsätzen angesehen werden, sowie er auch in der Anwendung der
Meteorologie auf das alltägliche Leben (der ausübenden Witterungskunde) in die richtigen Bahnen einlenkte
und nie von den, durch die Wissenschaft vorgezeichneten Normen abwich. Es spiegelte sich hierin die
Gediegenheit und Zuverlässigkeit seines Charakters in gleichem Maasse, wie dadurch seinen grossen Ver
diensten um die Wissenschaften der Astronomie, Geodäsie und Meteorologie ein neues Blatt segensreicher
Thätigkeit hinzugefügt wird. Die Männer der Wissenschaft, die mit ihm lebten und wirkten, werden dem
vortrefflichen Kollegen, alle Gebildeten, die mit ihm verkehrten, werden dem liebenswürdigen Menschen ein
treues Andenken bewahren. Die Lücke, die Karl Bruhns durch sein vorzeitiges Scheiden aus seinem
Wirkungskreise und dem Leben liess, wird noch lange und tief empfunden werden.
III. Einrichtung der Deutschen Seewarte.
1. Die Einrichtung der Zentralstelle.
Wie schon aus der geschichtlichen Darlegung sich ergiebt, ist während des ganzen Jahres 1881 an
der Bereitstellung der Räumlichkeiten im neuen Dienst-Gebäude zu Zwecken der Beobachtung gearbeitet
worden. Eine Aufzählung der einzelnen, mit der Einrichtung des neuen Dienst-Gebäudes in Beziehung
*) Der letzte (dritte): „Bericht über das meteorologische Bureau für Wetterprognosen im Königreiche Sachsen für das
Jahr 1880“ erschien kurz vor seinem Tode.