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äusserst unbequeme, und seine Widerstandsfähigkeit gegen äussere Einflüsse (namentlich gegen Nässe) nur eine
sehr beschränkte zu sein scheint.
5. Kaum minder günstig konnte das Urtheil über die mit Reservoir-Luftpumpe (Sivcovich und Krausz & Lin
demann) versehenen Nebelhörner ausfallen, weil ausser der durch die Nothwendigkeit beständigen Pumpens be
dingten mühsamen Handhabung auch eine Unregulirbarkeit des Tones zu bestimmt begrenzten Signalen gegen
eine erspriessliche praktische Verwendbarkeit spricht.
6. Die Druckpumpen dagegen haben sich im Allgemeinen befriedigend bewährt. Nur muss hervorgehoben
werden, dass bei dem System mit Kompressions - Kolb en (Cordes, Fischer, Thomsen) eine zu leichte Ausführung
der Pumpvorrichtung (wie sie jedenfalls bei Thomsen 2 und 3 statthat) von sehr nachtheiligen Folgen für die
Verwendbarkeit sein kann. Eine geringe Verletzung der Führung der Kolbenstange z. B. genügt schon, dadurch,
dass sie die Dichtung der Druckpumpe unmöglich macht, jedes Ertönenlassen des Hornes zu vereiteln.
7. Die Hörner des anderen Systems mit Kompressions-Zylinder (Holmes, Stahlecker, Lüdge) sind in Be
ziehung auf Dauerhaftigkeit und Unverletzbarkeit durch Stösse den obengenannten Instrumenten um Vieles überlegen.
8. Nebelhörner Jäger, Aerzeu, Bade.
In Bezug auf das Dampfnebelhorn Jäger ist zu bemerken, dass trotz der sehr soliden Konstruktion des
selben dennoch die Bedienung und Handhabung eine Erfahrung erfordert, wie sie nicht auf allen Schiffen zu
finden sein dürfte. Als ein mechanischer, jedoch der Beseitigung zugänglicher Uebelstand ist die Lage der
Zunge zu erwähnen, denn darin ist %vohl die Ursache für das häufige Zerbrechen der letzteren zu finden.
Das Aerzener Nebelhorn ist mechanisch von grosser Solidität und äusserst leicht zu handhaben; das
schlechte Resultat der Prüfung wird lediglich durch die unzulängliche Beschaffenheit der Zunge bedingt.
Das Nebelhorn Bade endlich befand sich nach Aussage seines Verfertigers noch in einem zu wenig defini
tiven Zustande, als dass irgend eine Bemerkung darüber hier von Werth sein könnte. Darin aber theilt dieses
Horn jetzt schon einen grossen Vorzug mit den beiden vorhergehenden, dass es nur bei diesen drei Hörnern
möglich ist, scharf begrenzte, beliebig lange oder kurze Signale in sehr einfacher Weise zu erzielen.
9. Betreffs der Tonhöhe zeigen sich die Mitteltöne, namentlich C und die benachbarten Töne am brauch
barsten ; zu hohe (Pinkert, Sivcovich) und zu tiefe (Aerzen, Aurora) namentlich die ersteren, scheinen nicht die
erforderliche Ueberwindungsfähigkeit ungünstiger Verhältnisse zu besitzen.
10. Von den Schalltrichtern werden die mehr aufrechten am wenigsten von der Windrichtung beeinflusst
(z. B. Thomsen 1, Fischer 1 und 2), wenn sie auch nicht eine solche Konzentration des Schalles nach einer be
stimmten Richtung hin ermöglichen, wie die abgebogenen Trichter (z. B. Cordes).
III. Allgemeine Bemerkungen.
11. Wird Alles in Vorstehendem ausgeftihrte erwogen, so ergiebt sich, wenn in erster Linie das unter 3 A
und B mit den dazu gehörigen Tabellen der Protokolle im Original-Berichte berücksichtigt wird, ungefähr
folgende Rangordnung für die Brauchbarkeit der einzelnen Nebelhörner:
a) Jäger,
b) Vicar of Brajy Cordes 2, Fischer 3, Aurora, Thomsen,
c) Little Squeaker,
d) Fischer 1, Cordes,. Fischer 2, Thomsen 2, Lütge.
Wegen der einfachen Einrichtung und Handhabung, sowie des vergleichsweise mässigen Preises erscheint
namentlich die Gruppe b) für den allgemeinen Gebrauch empfehlenswert!! zu sein.
12. Die übrigen in obiger Liste nicht aufgeführten, aber der Prüfung unterworfenen Nebelhörner sind wohl
gegen den Wind nicht, also überhaupt nicht mehr brauchbar, wenigstens in ihrem augenblicklichen Zustande.
13. Da die Resultate der Prüfung der Nebelhörner unter Anderem auch dazu bestimmt sein sollten, den
Fabrikanten von solchen Apparaten die Richtung anzudeuten, nach welcher sie eine Vervollkommnung ihrer
Fabrikate anzustreben haben, und solche Verbesserungen überhaupt anzuregen, so spricht zum Schlüsse die
Direktion ihre Ansicht dahin aus:
a) dass zwar die Ergebnisse der Untersuchungen, welche hier aufgeführt wurden, dem unmittelbaren Be
dürfnisse entsprechen dürften, damit den Betheiligten die Wahl eines durch die Kaiserliche Verordnung
zur Verhütung des Zusammenstosses der Schiffe auf See nothwendig gewordenen Nebelhorns ermöglicht
werden kann,
b) dass aber den durch die nunmehr beendete Untersuchung gewonnenen Resultaten ein provisorischer
Charakter anhafte und erst nach einiger Zeit der praktischen Erfahrung auf See eine eventuelle Wieder
holung solcher Untersuchungen ein mehr definitives Resultat ergeben könne.
Die in Vorstehendem gegebenen erheblichsten Momente der Untersuchungsresultate erhalten eine eingehende
Beleuchtung durch die diesem Berichte (im Originale) beigegebenen Anlagen, welche sind:
1) Zeichnung und Beschreibung jedes Nebelhornes,
2) Mittheilung der Beobachtungsprotokolle,
8) Tabellarische Zusammenstellung der Beobachtungen jedes einzelnen Hornes,
4) Diskussion der Beobachtungen.
Die Direktion der Seewarte.
(gez.:) Br. Neumayer.
Hamburg, den 4. August 1880.