69
Deviation durch die Beamten der Seewarte vollständig untersucht wurden. Es waren dies 57 Schiffe aller
Art gegen 56 im Vorjahre. Wenn sich auf diesem Gebiete eine erhebliche Steigerung der Inanspruchnahme
nicht bemerkbar macht, so ist dies dem Umstande zuzuschreiben, dass die Fundamentalhestimmungen im
Laufe der Zeit für eine grössere Anzahl von Schiffen vorgenommen worden war, eine Inanspruchnahme der
Beamten der Seewarte also im Hinblick auf diese nicht erforderlich schien, während andererseits das Be
streben der Seewarte, Schiffsführern und Steuerleuten durch persönliche Unterweisung in der Deviations-
Lehre insofern von Erfolg gekrönt war, dass dieselben immer mehr und mehr in die Lage versetzt wurden,
genaue Bestimmungen der Deviation zu Zwecken der Navigirung selbst auszuführen. Es lässt sich nicht
verkennen, dass zur Erzielung dieses Erfolges das systematische Führen des Deviations-Journales, wie es die
Seewarte stets empfahl und heute noch empfiehlt, wesentlich mit beitrug. Zum näheren Verständnisse des
hier Gesagten sei es gestattet, auf die Ausführungen, wie sie im Jahresbericht I, Seite 101 bis 105, und
Jahresbericht II, Seite 58 bis 60, enthalten sind, zu verweisen.
h. Das Führen der Deviations-Journale und deren Diskussion. Wie durch die Bemühungen
der Abtheilung II das Verständniss des Wesens der Deviation unter den Kapitänen mehr und mehr Wurzel
fasste, so hat auch die Führung der Deviations-Journale nach dem Systeme der Seewarte erhebliche Fort
schritte gemacht. Es verdient namentlich hervorgehoben zu werden, dass die Qualität der Deviations-
Beobachtungen gegen das Vorjahr sich wesentlich steigerte, was wohl in erster Linie dem Umstande zuge
schrieben werden muss, dass die Kompasse besser geworden sind, und dass dadurch die Kapitäne selbst mehr
Lust zu ausführlicheren Beobachtungen gewannen.
Von den grossen deutschen transatlantischen Dampfern wird beinahe ausnahmslos das Deviations-Journal
regelmässig geführt und zu Ende jeder Reise eingesandt. Die folgende Zusammenstellung giebt ein Bild der
in der deutschen Handels-Marine entwickelten Thätigkeit auf dem Gebiete der Deviations-Bestimmung. Es
wurden Deviations-Journale geführt an Bord von
16 Dampfern der Hamburg-Amerikanischen Paeketfahrt-Aktien-Gesellschaft,
11 Dampfern des Norddeutschen Lloyd,
9 Dampfern der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft,
6 Dampfern der Kosmos-Linie.
Ausserdem wurden noch an Bord von 7 Frachtdampfern, die in grösseren Reisen beschäftigt sind,
Deviations-Journale abgegeben, beziehungsweise zum Theil eingeliefert.
An Segelschiffe wurden abgegeben 32 Deviations-Journale und zurückgeliefert 21. Es sind dies grössten-
theils Segelschiffe, welche Reisen um Kap Horn oder Kap der Guten Hoffnung machen, was um so be-
merkenswerther ist, als die Lehre von der Deviation vorzugsweise durch die auf solchen Routen gewonnenen
Resultate gefördert werden kann. Der Eifer, welcher sichtlich in den betreffenden Kreisen für diesen
Gegenstand rege ist, findet seine volle Erklärung darin, dass Schiffer und Steuerleute immer mehr die
Ueberzeugung gewinnen, dass die von ihnen gemachten diesbezüglichen Beobachtungen wesentlich einen
praktischen Nutzen bringen, indem dieselben den Verkehr zur See auf eisernen Schiffen von Tag zu Tag
sicherer gestalten. Die Namen der Schiffe, welche sich regelmässig an diesen Forschungen betheiligten,
sind folgende:
in Hamburg: Deutschland, Margaretha Gayser, Peter Godeffroy, Sophie, Ella, Urania, Frank Wilson,
Phönix, Adolph, Dorothea, Fxcelsior, Dione, Copernikus;
in Bremen: Anna, Moltke, Canopus, Wilhelmine, Capelia, Fürst Bismarck, Britannia, Fulda, Germania.
Die Diskussion dieser auf dem bezeichneten Wege gesammelten, zum Theile sehr ausführlichen Beob
achtungen konnte anderweitiger dringender Arbeiten wegen nur tlieilweise abgeschlossen werden; es blieben
am Schlüsse des Berichtsjahres übrigens nur noch 11 Journale nach, welche einer eingehenden Diskussion
nicht unterworfen werden konnten. Die Resultate einer Diskussion der Beobachtungen von 14 Schiffen, auf
53 verschiedenen Reisen angestellt, konnten zu einer Abhandlung verwendet werden, die in dem Jahrgange II
„Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“ veröffentlicht wurde.
c. Der Verkehr mit Kapitänen und Mechanikern. Wenn in dem Jahresberichte II konstatirt
werden konnte, dass der Verkehr von Mechanikern und Kapitänen in der Abtheilung II sich im Laufe der
Jahre langsam, aber stetig gesteigert und gegen das Ende des Jahres 1879 eine erhebliche Höhe erreicht
hatte, so kann gleich hier erwähnt werden, dass im Laufe des Berichtsjahres dieser Verkehr eine solche
Höhe annahm, dass es wohl der Mühe sich verlohnt, an dieser Stelle einen kurzen statistischen Nachweis