4
I. Die mittleren Verhältnisse des Luftdrucks, der Luftbewegung und der Lufttemperatur in den Monaten
Januar bis März 1878 über den Umgebungen des Nordatlantischen Ozeans.
Die mittleren Verhältnisse des Luftdrucks und der Temperatur zeigten in diesem Vierteljahr viele sehr
bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten. Der mittlere Luftdruck war in allen drei Monaten am Ostrande
des Ozeans, von Madeira und Spanien bis nach Island, um 2—8 mm höher als normal, auf der Westseite
hingegen von Neufundland bis Texas und weiter in sämmtlichen tiefliegenden Theilen der Vereinigten
Staaten, mit wenigen Ausnahmen, in allen drei Monaten 1—4 mm niedriger als normal, während daselbst
die Stationen über 1000 m Seehöhe meistens einen zu hohen Barometerstand aufwiesen; noch mehr, um 2
bis 8 mm blieb das Luftdruckmittel aller drei Monate auf der anderen Seite des besagten Streifens zu
hohen Druckes, in Lappland und Finnland unter dem Normalwerthe; dagegen war es in Grönland, Canada
und am Kaspischen Meere durchweg ungefähr normal. In den übrigen Theilen des betrachteten Gebietes
zeigten die einzelnen Monate ein verschiedenes Verhalten. Namentlich war das Februarmittel auf dem
mittleren Theile des Ozeans (besonders in 40° W.) und am Ural bedeutend (bis zu 9 mm) zu niedrig, in
Italien bedeutend (c. 6 mm) zu hoch, bei ungefähr normalen oder — auf dem Ozeane — zu hohen mittleren
Ständen der beiden Nachbarmonate. Von Süd-Norwegen bis zum Schwarzen Meere war der Januar etwa
normal, das Februarmittel höher und das des März niedriger als das normale, das Märzmittel im nördlichen
Theile sogar um etwa 7 mm.
Dem Gesagten entsprechend war das barometrische Maximum der Rossbreiten in allen drei Monaten
von der Mitte des Ozeans nordostwärts verschoben, im Januar und März lag sein Mittelpunkt zwischen
den Azoren und Galicien (in etwa 20° W. und 40° N.), im Februar in Frankreich. Von den drei Gebieten
durchschnittlich niedrigsten Luftdrucks, welche Herr Hoffmeyer unterschieden hat (vgl. Zeitschr. f. Meteoro
logie, 1878, XIII, p. 341) war dasjenige über dem europäischen Eismeere in diesen Monaten stark ent
wickelt und zeigte sich statt der beiden westlichen ein mehr oder weniger einheitliches Depressionsgebiet
in der Nähe der Südspitze Grönlands, welches im März ziemlich genau die Stelle des Minimums in der
Davisstrasse einnahm, im Februar aber sich längs dem 40. Längengrad von 65° bis 45° N. hinab erstreckte.
Das nach Hoffmeyers Untersuchungen unter normalen Verhältnissen wenig südwestlich von Island
gelegene Hauptminimum war somit in diesen Monaten theils — Januar und März — so gut wie gar nicht
vorhanden, theils — im Februar — erheblich gegen W und SW verschoben und mit dem Minimum der
Davisstrasse verschmolzen.
Die mittlere Vertheilung des Luftdrucks im Meeresspiegel ist auf den ersten drei der diesem Aufsatz
beiliegenden Karten dargestellt. Für Europa dienten als Grundlage die Beobachtungen von etwas über 80
ausgewählten nicht mehr als 300 m über dem Meeresspiegel gelegenen Stationen, von welchen diejenigen für
Zentral-Europa der Monatlichen Uebersicht der Seewarte entnommen sind. Die bedauerliche Lücke, welche
durch den vollständigen Mangel an veröffentlichten und im Besitz der Seewarte befindlichen Mittelwerthen
für die fraglichen Monate aus Frankreich, Spanien und von den Mittelmeer-Inseln (mit Ausnahme Siciliens)
zur Zeit der Abfassung dieses Aufsatzes bestand, konnte noch während des Druckes der Karten durch Be
nutzung des inzwischen einlangenden zweiten Bandes des Jahrgangs 1878 der „Annales du Bureau Central
Météorologique de France“ ausgefüllt werden.
Auf dem Ozean wurde die Druckvertheilung, ausser nach den Beobachtungen der Küsten- und Insel-
Stationen, mit Hülfe von 12 festen Punkten auf dem mittleren Theile des Ozeans festgestellt, für welche
das Monatsmittel des Luftdruckes nach den Schiffsbeobachtungen für 8 h a. m. ermittelt wurde und sich unten
auf Seite 5—7 angegeben findet. Diese Ermittelung geschah nach der bereits von Herrn Kapitän Hoffmeyer
mit bestem Erfolg angewandten Methode, aus den täglichen synoptischen Karten durch Interpolation zwischen
den Isobaren die jeweiligen wahrscheinlichen Barometerstände an den gewählten Punkten für jeden Tag zu
bestimmen und aus diesen Werthen, in derselben Weise als ob es sich um eine feste Station handle, das
Monatsmittel abzuleiten. Da diese interpolirten Werthe zugleich in einfachster und kürzester Form die
Hauptzüge der Druckvertheilung und die wesentlichsten Aenderungen im Luftdruck über dem Ozean dar
stellen und somit vielfacher Anwendung in klimatologischen wie in synoptisch-meteorologischen Arbeiten
fähig sind, so reproduziren wir sie hier für die einzelnen Tage, um so mehr, als die Umstände eine
vollständige Publikation der täglichen synoptischen Karten vom Ozean einstweilen nicht gestatten. Wir
müssen uns bei dieser Zusammenstellung auf die Breiten von 40° bis 50° N. beschränken, da nördlich und